Iglu-Hotel:"Da kommt man eher ins Schwitzen!"

Über die absolute Stille im Schnee, das passende Outfit fürs Eis-Hotel und das Risiko einsinkender Schneekuppeln: Ein Interview mit einem Iglubauer.

Katja Schnitzler

sueddeutsche.de: Ist Ihnen kalt genug?

Benno Reitbauer: Momentan ist es kalt genug, wir kommen mit den Iglus ganz gut voran.

sueddeutsche.de: Man wird ja nicht einfach so Iglu-Erbauer - wo haben Sie die Technik erlernt?

Reitbauer: In Finnland beim Erfinder unserer besonderen maschinellen Technik. Wir bauen nicht traditionell in Blockbauweise, sondern mit einer Iglublase, die von außen mit Maschinen befüllt wird.

sueddeutsche.de: Wir müssen uns also einen Ballon vorstellen, um den herum Schnee aufgeschichtet wird, und aus dem dann die Luft gelassen wird?

Reitbauer: Ja, genau.

sueddeutsche.de: Auf der Zugspitze gab es vor zwei Jahren in einem Iglu-Dorf Probleme mit dieser Ballonbauweise: Die Schneekuppeln sackten ein. Was tun Sie dagegen?

Reitbauer: Es gibt noch ein zweites System, das eine Schweizer Firma damals auf der Zugspitze benutzte. Es wird zwar auch mit einer Blase gebaut, aber die Unterschiede zu unserem System sind gewaltig.

sueddeutsche.de: Und die wären?

Reitbauer: Die Iglus der Schweizer Firma sehen aus wie ein großer Schneehaufen, in dem Gänge und Gewölbe eingebaut sind. Wir können unsere Iglus gestalten wie kleine Häuser.

sueddeutsche.de: In den Schweizer Iglus klagten Besucher auch über Platzangst, da sie in ihren Schlafhöhlen nicht aufrecht stehen konnten - sie fühlten sich unter dem Schnee fast begraben...

Reitbauer: Unsere Schlafiglus haben innen eine Raumhöhe von drei Metern, von außen sind sie etwa vier Meter hoch. Man muss den Leuten den Eindruck geben, in einem großen Raum zu sein, sonst fühlen sie sich eingesperrt und haben Angst, dass das Iglu einbricht.

sueddeutsche.de: Wie hoch ist das Risiko, dass ein Iglu tatsächlich in sich zusammenfällt?

Reitbauer: Es kommt schon beim Bau sehr auf Erfahrung an, etwa wie man auf Neuschnee reagiert. Doch ein Prozent Restrisiko bleibt immer. Ich wünsche keinem, dass ihm sowas passiert. Ich selbst habe schon 500 Iglus gebaut, und mir ist noch keines eingebrochen.

sueddeutsche.de: Als Eishotel-Gast liegt man zwar auf und unter warmen Decken, aber sonst ist der Raum natürlich kalt. Was sollten die Gäste unbedingt mitbringen?

"Da kommt man eher ins Schwitzen!"

Reitbauer: Eigentlich nichts. Bei uns liegen die Gäste auf einem Schneebett, darauf hochwertige Isomatten, darüber dicke Rentierfelle und obenauf Expeditionsschlafsäcke mit Daunenfüllung. Da kommt man eher ins Schwitzen.

Iglu-Hotel: Iglu-Bauer Benno Reitbauer

Iglu-Bauer Benno Reitbauer

(Foto: Foto: Alpeniglu)

sueddeutsche.de: Aber irgendwann muss man ja mal aufstehen...

Reitbauer: Das ist der einzige Moment, wo es ein bisschen frischer wird. Schließlich tragen die meisten nur Pyjamas.

sueddeutsche.de: Wie darf man sich die sanitären Einrichtungen im Eishotel vorstellen?

Reitbauer: Wir bauen immer dort, wo die Gäste ordentliche Toiletten benutzen können, hier in Kitzbühel in der Talstation 30 Meter entfernt. Duschen gibt es nicht. Aber bei uns kann man nur für eine Nacht buchen, da ist das nicht nötig.

sueddeutsche.de: Gibt es sonst noch einen Grund, warum man nur eine Nacht buchen kann?

Reitbauer: Eine Nacht ist Abenteuer, gepaart mit Luxus. Auch beim Abendessen sitzen die Gäste auf wärmenden Rentierfellen. Unser größtes Problem ist, dass viele immer noch denken, in den Iglus könnte man erfrieren. Dabei liegt die Temperatur drinnen bei minus zwei bis minus vier Grad. Wenn man bei minus zehn Grad Außentemperatur ins Iglu kommt, hat man das Gefühl, jemand hätte eingeheizt.

sueddeutsche.de: Was können die Nachtgäste noch tun, damit sie nicht frieren?

Reitbauer: Manche Gäste machen den Fehler, und trinken zu viel Alkohol - das entzieht natürlich Wärme. Außerdem geben wir den Tipp, die Anoraks und Skihosen lose mit in den Schlafsack zu legen. Da friert niemand. Besonders Städter haben aber in Iglus manchmal Schlafprobleme, obwohl ihnen warm ist. Aber sie sind die absolute Stille im Schnee nicht gewöhnt.

sueddeutsche.de: Was war ihr bislang schönstes Iglu?

Reitbauer: Vielleicht errichten wir es erst, heuer in Kitzbühel im Iglu-Dorf mit Kirche, Restaurant und Bar mit LED-Lichtern. Aber ich baue auch Iglus aus Eis, eine Spezialität von mir, da bin ich ziemlich der einzige, der das macht. Die Eisiglus verstärken das Licht, es dringt bis nach außen.

Aber das schönste ist die Klangverstärkung: Wenn man in der Mitte eines Eisiglus steht, hat man das Gefühl, in einer Musikhalle zu sein: Von allen Seiten werden die Töne zurückgeworfen, ein unglaublicher Effekt.

sueddeutsche.de: Wenn Sie selbst Urlaub haben, fahren Sie aber sicher ins Warme?

Reitbauer: Persönlich fahre ich sehr gerne in den Winter. Meine Frau weniger. Nach dieser Saison werden wir eine Reise in die Sahara machen, die ganze Familie vereint.

Der Tiroler Benno Reitbauer errichtet seit vier Jahren mit seinem zwölfköpfigen Team Iglu-Hotels in den österreichischen Alpen. Gerade arbeitet der 42-Jährige an einem Iglu-Dorf im Skigebiet Kitzbühel, in dem 25 Gäste auf über 1700 Metern übernachten können. (www.alpeniglu.com)

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