Jetzt, wo die Tage kurz sind, der Nebel um die Baumgerippe wabert und die klamme Kälte in die Knochen kriecht, rumpelt es wieder anständig im Gemüt.
Vor allem der Bergfreund hat Grund zur Klage. Zum Wandern ist es zu glitschig, in der Höhe hat es zu viel Schnee, zum Skitouren gehen liegt zu wenig, und Abfahrten von Gletschern machen auch nur bedingt Spaß, wenn man dabei auf die tieferliegenden braunen Hänge schaut.
Aber das Schöne am Tourismus ist ja, dass er für jede Jahresphase eine spezielle Ausstiegs-Option bietet.
Wer Träume hat, der hat auch Ziele, und wer nur noch weg will aus dem gruseligen Grau der Großstadt, der ist jetzt besonders empfänglich für die verführerischen Angebote, mit denen die Hotels der Alpenorte ausgekühlte Gäste gleich paarweise in ihre Himmelbetten locken: Herbstgefühle! Wohlfühltage! Verwöhnpension!
Die Zeitritzen zwischen den Bergsportsaisonen werden am besten mit Romantiksilikon verfugt. Die Whirlpools in den Kuschelsuiten sind schon vorgeheizt, der iPod mit Mozart scharf gestellt, Kakaobutter für die Partnermassage aus dem Kühlschrank geholt. Dann noch ein paar Blütenblätter übers Kopfkissen, ein Fläschchen Piccolo auf den Nachttisch, und am nächsten Morgen gibt es das Pyjamafrühstück direkt im Genießerkokon, der in wenigen Wochen schon wieder schnöde Doppelzimmer heißt. Anders funktioniert es einfach nicht.
Wer will sich schon zu Hause zu zweit in die Badewanne quetschen, mit Margarine einreiben und am Ende das ganze Rosenlaub vom Parkettboden aufsaugen?
Diese Glosse stammt aus der Rubrik "Ende der Reise", die jeden Donnerstag in der SZ Reise erscheint.
