Hotel Fatal:Die Top Ten der Hotel-Accessoires

Es gibt Gegenstände, die begegnen dem Gast in jedem Hotelzimmer - und bereiten irgendwie immer dieselben Schwierigkeiten. Hier das Ranking.

Max Scharnigg

10. Der Gepäckbock

Hotel Fatal: undefined
(Foto: Foto: privat)

Selbst Menschen, die jahrelang in Hotels wohnen, sind mit diesem Utensil noch nicht hinreichend vertraut. Die verbreitete Laien-Annahme, es handele sich bei den komischen Stellagen um Designhocker ist jedenfalls falsch. Vielmehr sind hier Taschen zum Zwecke der rückenschonenden Entladung zu parken.

Leider steht diesem noblen Einsatz die Zimmergröße oft entgegen, so dass man sich von seiner aufgebockten Tasche schnell in den Hinterhalt gedrängt und die Fluchtwege verriegelt sieht. Jedenfalls steht der kurze Nutzen der Geräte in keinem Zusammenhang zu ihrem Platzbedarf. Zusammengeschoben bieten zwei Gepäckhocker aber immerhin ein akzeptables Notbett für Überraschungsgäste.

9. Der Fön

Funktioniert in jedem Hotel anders. Bekommt jedes Jahr mehr Sicherheitsschalter und Entriegelungsknöpfe verpasst und riecht trotzdem immer so verbrannt, dass man aus Vorsicht das Haus lieber mit halbnassen Haaren verlässt.

8. Die Tee-Ecke

Man ist als Hotelgast ja wie ein kleines Kind. Da wohnt man also im Fünf-Sterne-Elysee-Resort, unten im Garten bauen sie aus frischem Hummer eine Insel im Champagnermeer. Man selber aber knistert an kleinen Tütchen mit Instant-Kaffee herum, zum Zwecke selbstständiger Zubereitung. Denn das ist es doch, was einen Jetsetter noch erdet - endlich mal wieder selber kochen!

Spätestens, wenn man nach dem bitteren Kaffee auch noch den ollen Pickwick-Tee probieren möchte und deshalb die Tasse im Waschbecken notdürftig abspült, wird man sich der eigenen Verschrobenheit aber einigermaßen deutlich bewusst.

7. Die Keycard

Gebenedeit sei der Fortschritt. Er führt dazu, dass man an der Rezeption keinen prächtigen, goldenen Schlüssel mehr ausgehändigt bekommt, sondern ein schäbiges Kärtchen - als wäre man ein Auto im Parkhaus. Mit diesem Kärtchen passieren allerhand Dinge, die mit Schlüssel nicht passiert wären: Sie öffnen die Türen nicht, weil "der Chip irgendwie kaputt" ist. Man trägt sie aus Versehen im Geldbeutel mit nach Hause.

Und außerdem entfällt dank ihnen eine der schönsten Prozeduren, die das Hotelwesen zu bieten hat: Das Abgeben von goldenen Schlüsseln, wenn man das Haus verlässt und der menschelnde Moment, in dem der Portier ihn dann wieder vom Schlüsselbrett herunter nimmt und mit einem "Gute Nacht" überreicht.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum der Umwelt-Gedenkaufkleber in Hotelbädern für den häuslichen Frieden in den eigenen vier Wänden gefährlich sein kann.

Die Top Ten der Hotel-Accessoires

6. Die Hotel-Info-Kladde

Immer das schmierigste Utensil im Zimmer und trotzdem guckt man irgendwann doch rein. Zum Beispiel, weil man nicht weiß, wann das Frühstück serviert wird. Diese Information sucht man in dem Kompendium denn auch vergeblich, stattdessen liest man sich fest, an den seitenlangen Schilderungen von Notrufnummern, Aufpreislisten für Tiere nach Größe gestaffelt, Distanztabellen zur medizinischen Versorgung im nächsten Ort und Nützlichem zum Verschicken von Telefaxen.

5. Die Bibel

Hat einen ähnlichen Status wie der Tomatensaft im Flugzeug oder das Goldene Blatt beim Friseur: Anderswo würde man den direkten Kontakt damit vermeiden, an diesem speziellen Ort aber wird die Benutzung zum Kult. So ist es ein gerne gepflegter O-Ton von Managern und Politikern, wenn sie reumütig bekennen: "Zum Abschalten im Hotel lese ich am liebsten ein paar Seiten aus der Bibel."

Es gibt in Doppelzimmern nur ein Bibelexemplar, obwohl es doch auch zwei Teetassen, zwei Nachttischlampen und zwei Seifen gibt - dass beide Gäste eines Zimmers in ihrer eigenen Heiligen Schrift schmökern, ist also nicht vorgesehen. Für Fernsehkommissare ist die Hotelbibel unverzichtbar - an Tatorten wird gerne eine ausgerissene Bibelseite gefunden, auf der noch ein Stück Hotelstempel zu sehen ist. Gottlosen dient das Buch als universales Zimmer-Werkzeug: Notizzettel, Trittleiter, Staudamm nach Badflutungen.

4. Der Eiswürfelbereiter im Flur

Lärmendes Indiz dafür, dass man sich in den USA befindet. Hierzulande wären die Geräte längst einem ADAC-Hygienetest zum Opfer gefallen. Natürlich eine wunderbare Sache, solange man nicht das Zimmer direkt gegenüber bewohnt. Ältere Modelle machen brabbelnde Geräusche, gegen die das babylonische Sprachgewirr Meditationsmusik war.

3. Das Briefpapier

Es kann getrost als nette Blödelei gelten, wenn ein WLAN-Hotelzimmer noch Briefpapier anbietet. Da offenbar niemand vom Personal mehr weiß, wofür es einst gedacht war, ist dieses Briefpapier meistens schon derart vergilbt, gelegentlich auch geknickt und mit Tassenabdrücken versehen, dass man nicht mal mehr dem Finanzamt darauf ein Verslein schicken möchte. Außerdem lässt sich der Portier bei der telefonischen Frage nach Briefmarken verleugnen.

Das Briefpapier auf Hotelschreibtischen fungiert deswegen vor allem als ungute Erinnerung daran, dass man mehreren Menschen seit Monaten einen Dankesbrief für irgendwas schuldet. Pflichtbewusste nehmen sich deswegen zwei Bögen davon mit, um vielleicht im Zug den Brief zu schreiben - was dazu führt, dass mehrere Quadratkilometer Wald völlig zerknittert in Jackettaschen durch die Welt getragen werden.

2. Die Schuhputzmaschine vor den Aufzügen

Funktioniert nie. Oder funktioniert, aber putzt nicht richtig, weil man nicht recht weiß, welche Bürste wohin zu halten ist. Das Angetroffenwerden mit einem Fuß halb unter der Maschine verkeilt gehört jedenfalls zu den schlechteren Starts in den Tag.

1. Der Umwelt-Gedenkaufkleber im Bad

Vermutlich hängt der auch in kolumbianischen Hochsicherheitszellen und der Raumstation Mir. Die Botschaft, zum Zwecke der Ressourcenschonung gehörten nur tatsächlich benutzte Handtücher auf den Boden, ist jedenfalls verbreiteter als Mückenstiche. Die einzigen, die noch nie davon gehört haben sind die Zimmermädchen, die meist doch stoisch alles auswechseln, was sich im Bad nach Frottee anfasst, egal ob man es jetzt elegant auf den Boden drapiert (heißt: Ist mir runtergefallen), halb über die Duschwanne gehängt (heißt: Ich benutze es vielleicht nochmal), oder in den Kulturbeutel gezwängt (heißt: Ich will dieses Handtuch klauen) hat.

Wer viel in Hotels unterwegs ist, sollte sich im Übrigen davor hüten, diese Umweltregel zu sehr zu verinnerlichen - im heimischen Bad ist der allmorgendliche Handtuch-Touchdown eher negativ beleumundet.

Max Scharnigg, 28, arbeitet als Journalist in München und ist Mitglied der jetzt.de-Redaktion der Süddeutschen Zeitung. Seine Wochenenden verbringt er am liebsten in interessanten Hotelzimmern mit Bad oder Dusche.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: