Hafenrundfahrt mit dem Amphibien-Bus:Spritztour durch Rotterdam

Was andernorts ein Unglück wäre, hat in Rotterdam System: Stadtrundfahrten enden im Hafenbecken - und plötzlich wird der riesige gelbe Bus ganz klein.

Stefan Fischer

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Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

Quelle: Fischer

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Was andernorts ein Unglück wäre, hat in Rotterdam System: Stadtrundfahrten enden im Hafenbecken - und plötzlich wird der riesige gelbe Bus ganz klein. Text und Bilder: Stefan Fischer

Es ist doch bloß eine Stadtrundfahrt. Aber die Besatzung kennt kein Vertun: Die Sicherheitsanweisungen werden hier so ernst genommen wie an Bord eines Flugzeugs. Also: Die Schwimmwesten - das kennt man - befinden sich unter den Sitzen; die Notausgänge - das unterscheidet sich dann doch von der Luftfahrt - sind oben, in der Decke. Insofern gibt es natürlich auch keine Leuchtstreifen, die einem den Weg zu diesen Luken weisen würden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Passagiere die Schwimmwesten tatsächlich benötigen, ist ähnlich gering wie im Flugzeug. Gewiss hingegen ist, dass ihr Transportmittel im Wasser landen wird - das ist schließlich Sinn und Gaudium einer Stadtrundfahrt mit Splashtours durch Rotterdam.

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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Der Startpunkt der Tour ist vor dem Schifffahrts- und dem Hafenmuseum. Ein praktischer Treff, da zentral gelegen und auch für ortsunkundige Besucher der Stadt leicht zu finden. Und zugleich ein zeichenhafter Ort: In diesen beiden Museen sind eine Reihe gewöhnlicher und auch allerhand kuriose Boote und Schiffe neben schwerem maritimen Arbeitsgerät ausgestellt; und wenn das gelbe Amphibienfahrzeug von Splashtours einmal außer Dienst gestellt wird, sollte es dort seinen verdienten Ruheplatz finden. Alles andere wäre jedenfalls ein grobes Versäumnis.

Kubushäuser in Rotterdam

Quelle: dpa/dpaweb

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Der Bus - noch ist das Gefährt ein Bus - ist über eine steile Treppe durch eine hoch gelegene Tür zu betreten. Man kann diese metallenen Stufen durchaus als Gangway durchgehen lassen. Ein Hauch von Seefahrt umschwirrt die Passagiere also bereits an Land, das Gefühl, sich einzuschiffen. Erst einmal geht es indessen durch die Straßen Rotterdams, unter den nach wie vor spektakulären Kubushäusern hindurch, die Piet Blom Mitte der 1980er Jahre entworfen hat (im Bild), vorbei an Het Witte Huis, einem 43 Meter hohen Kontorhaus am Wijnhaven, das - man mag das heutzutage possierlich finden - als der erste Wolkenkratzer Kontinentaleuropas gilt.

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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Der Bus hält nicht, aber er hat Halteknöpfe wie jeder gewöhnliche Linienbus. Denn auch als ein solcher ist das Gefährt zugelassen. Ungefähr drei Dutzend Lizenzen besitzt das Amphibienfahrzeug. Es kann sich demnach unentwegt verwandeln beziehungsweise vieles zugleich sein, ohne dafür seine äußere Gestalt verändern zu müssen.

Nur tief im Inneren kommt es zu komplexen technischen Abläufen, die der Laie kaum versteht und der Ingenieur im Touristen gönnerhaft zur Kenntnis nimmt. Der Bus ist ein Einzelstück, gefertigt von der Firma DAT (Dutch Amphibious Transport) in Nijmegen, die auf die Herstellung von gewerblich wie auch privat genutzten Amphibienfahrzeugen spezialisiert ist. Die Entwicklung und der Bau des Splashtours-Mobils haben so viel Erfindergeist erfordert, dass sogar ein paar Patente angemeldet werden konnten und auch bewilligt wurden. Der größte Clou: Binnen Sekunden wird aus dem Bus ein Schiff.

Splashtours in Rotterdam mit einem Amphibien-Bus

Quelle: Stefan Fischer

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Just dann erleben die Passagiere den spektakulärsten Moment der Tour, im Viertel Katendrecht südlich der Neuen Maas. Über eine Rampe fährt der Bus in den Katendrechtsehaven, kräftig und elegant, einen riesigen Wasserschwall auslösend und ...

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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...  für ein, zwei Sekunden vor sich herschiebend. An Bord hat man in diesen Augenblicken den Eindruck, in einem Unterseeboot mit Panoramafenstern zu sitzen, das Hafenwasser schnellt die Scheiben hoch, ein paar Wellen schlagen auf dem Dach des Amphibiengefährts zusammen, so als würde der Bus komplett untertauchen. Was er nicht tut.

Zu Beginn dieses Manövers schaltet der Fahrer, der dabei automatisch zum Kapitän wird, den Busmotor ab und die Schiffsschraube an. Vier Fahrer respektive Kapitäne beschäftigt Splashtours, dazu zwei Matrosen. Die exakten Zeiten, zu denen das Splashtours-Mobil in die Fluten taucht, hängen nirgends aus. Dennoch finden sich immer Schaulustige ein..

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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Es ist ein wenig so, als würde ein kleines Schiff vom Stapel gelassen. Auf den Straßen der Stadt ist der Splashtours-Bus ein monströses Vehikel, Respekt einflößender als die meisten anderen Fahrzeuge. Das ändert sich in den verschiedenen Hafenbecken schlagartig.

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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Wie ein Entenküken strampelt das gelbe Gefährt durchs Wasser. Kleiner sind nur die Wassertaxen, doch die rasen pfeilschnell von einem Anleger zum nächsten. Vor allem im Vergleich zu den Containerschiffen wirkt das Bus-Schiff wie ein Spielzeug; es schwankt auch gehörig, wenn es ins Kielwasser eines dieser Pötte gerät.

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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Rotterdam ist im Zweiten Weltkrieg so stark zerstört worden wie kaum eine andere Stadt. Die Regierenden haben entschieden, beim Wiederaufbau auf eine historische Rekonstruktion zu verzichten. Inzwischen ist Rotterdam eine maßgebliche Stadt der architektonischen Moderne. Gerade wird in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Kubushäusern die Baugrube für eine luftig geschwungene Markthalle ausgehoben. Die Schauseite vieler der bemerkenswertesten Bauten liegt zum Wasser hin, speziell im Lloyd-Quartier. Gemächlich schwimmt das Splashtours-Schiff auf sie zu und an ihnen vorbei: am Scheepvaartsen Transportcollege und am Maastoren, die auf unterschiedliche Weise auffallen durch ihre gegeneinander verschobenen Etagen.

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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Auch umrunden die Stadtbesichtiger das Hotelschiff SS Rotterdam, das im Maashaven liegt - so dicht unter den Bug eines Passagierdampfers kommt man selten. Beinahe immer in Sichtweite ist die sich kühn über die Maas streckende Erasmusbrücke. Neben all den Wahrzeichen schlüpft das gelbe, kastenförmige Schiff selbst in die Rolle einer viel fotografierten Sehenswürdigkeit.

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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Und macht als Beispiel Schule: In Amsterdam gibt es seit kurzem ein ähnliches Angebot. Floating Dutchman nennt dieser Veranstalter sein Gefährt, das aber längst nicht so kükengelb ist.

Amphibienfahrzeug Splastours  - Bus schwimmt durch den Hafen von Rotterdam

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Informationen

Abfahrt der Splashtours am Blaak von der Bushaltestelle am Schifffahrtsmuseum (Maritiem Museum). November, Dezember und März: samstags und sonntags. April bis Juni sowie September und Oktober: mittwochs bis sonntags. Jeweils 12.30 Uhr, 14 Uhr, 15.30 Uhr, 17 Uhr. Juli und August: dienstags bis sonntags, zusätzlich um 11 Uhr, 18.30 Uhr und 20 Uhr.

Online-Kartenverkauf und Auskünfte: splashtours.nl, Erwachsene: 19,50 Euro, Kinder von 3 bis 12 Jahren: 14,50 Euro. Exklusivbuchungen möglich.

© SZ vom 27.10.2011/kaeb
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