Großbritannien:Ein garantiert proletenfreier Urlaub ...

Den Urlaub mit Krethi und Plethi verbringen, das schreckt viele Gruppenreisende. Ein britischer Veranstalter bietet "proletenfreie" Reisen: der Vorname macht's.

Daniela Dau

Bucht man seinen Urlaub pauschal bei einem Reiseveranstalter, ergibt sich schon im Moment der Unterschrift die bange Frage: Wer da wohl sonst noch mitfährt ...? Die Vorstellung, mit Menschen, die einem im glimpflichsten Fall unsympathisch, womöglich aber gar zuwider sind den sauer verdienten Jahresurlaub zu verbringen, lässt viele vor der Gruppenreise zurückschrecken.

Ein umstrittener britischer Reiseveranstalter bietet

Im Urlaub nicht mit Jedermann - Kunden eines britischen Reiseveranstalters sollen sich sicher fühlen.

(Foto: Foto: iStock)

Ein britischer Veranstalter hat dieses Problem erkannt und schafft Abhilfe: Bei Activities Abroad kann man Reisen buchen, die ziemlich wahrscheinlich "proletenfrei" sind.

In einer Werbe-E-Mail an 24.000 Namen aus dem firmeneigenen Adressverzeichnis, so stand es in der britischen Tageszeitung Guardian zu lesen, hat der Reiseveranstalter aus dem nordenglischen Northumberland zwei Namenslisten aufgeführt. Eine mit Namen, wie sie einem bei Touren mit Activities Abroad "wahrscheinlich begegnen" und eine mit solchen, bei denen dies nicht der Fall sein dürfte.

Herzlich Willkommen: John, Sarah, James, Charles, Rachel, Michael, Alice, Lucy, Joseph und Charlotte! Dagegen müssen Britney, Kylie-Lianne, Bianca, Tiffany, Dazza, Chardonnay, Chantelle, Candice, Courtney und Shannon leider zu Hause bleiben.

Schlechte Chancen für Wayne oder Dwayne

Potentiellen Kunden wollte Activities Abroad so die soziale Herkunft seiner Reiseteilnehmer veranschaulichen. Dabei bezog sich das Unternehmen auf einen Artikel, den die Tageszeitung Daily Mail im Jahr 2005 veröffentlicht hatte. Dieser erklärt, dass Kinder mit Namen, wie sie überwiegend in der britischen Mittelschicht vergeben werden, mit acht Mal größerer Wahrscheinlichkeit einen gehobenen Schulabschluss machen. Kinder, die auf Namen wie Wayne oder Dwayne hören, hätten dagegen schlechtere Chancen.

"Brilliant!", dachten sich die Ober-Traveller von Activities Abroad und hatten nach diesen Kriterien schnell die Namensliste für potentielle Kunden und Nicht-Kunden zusammen.

Das Unternehmen ist nicht gerade im Billigsegment unterwegs, es veranstaltet Touren wie Husky-Safaris in der kanadischen Wildnis oder Vulkanwandern in Costa Rica und wird jährlich von etwa 3000 bis 4000 Kunden gebucht, die für die Abenteuertrips 2000 Euro aufwärts zahlen. Abroad Activities hat einen guten Ruf: Bei den letzten British Travel Awards belegte das Unternehmen den zweiten Platz als umweltfreundlichster kleiner Reiseveranstalter.

Von einer empörten Kundin in einem Blog wegen der Listenaktion angegriffen, zeigte Geschäftsführer Alister McLean in seiner Antwort nur eingeschränktes Verständnis. Natürlich täte es ihm leid, wenn er irgendjemandem zu nahe getreten wäre. Aber, hebt der aufrechte Reiseveranstalter weiter an: "Ich denke schlicht und einfach, es ist Zeit, dass die Mittelschicht für ihre Belange eintritt. (...) Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich zur Mittelschicht gehöre und einen wahrhaftigen Beitrag zu unserer Gesellschaft leiste."

McLean sieht sich durch die Reaktionen auf die Werbe-E-Mail bestätigt: "Wir haben diesen Newsletter an 24.000 Menschen verschickt und nur elf davon, also 0,0458 Prozent, waren nicht einverstanden mit dem Inhalt." Der große Rest habe offensichtlich die beabsichtigte Ironie des Textes verstanden.

Nun, Candice Krieger offensichtlich nicht - und das kann nicht daran liegen, dass sie nur einen unterdurchschnittlichen Schulabschluss hat. Im selben Blog schreibt die Britin, deren Name ebenfalls auf der "Proletenliste" aufgeführt ist: "Ich führe ein Unternehmen, habe Abitur, mehrere akademische Grade, spreche Italienisch und Französisch und fahre einen Mercedes. Was sagst Du dazu, Idiot!"

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