Griechische Inseln:Zwei Farben blau und weiß

Ein Land als Postkarte: Ein Bildband über die Griechischen Inseln zeigt Griechenland als eine Orgie in Blau und Weiß.

Von Hubert Filser

Ziegen, Fischerboote, alte Damen mit Kopftüchern und ebenso alte Herren, die in der Abendsonne in Cafes herumlungern oder Fischernetze knüpfen. Das ist Griechenland, eine Orgie in Blau und Weiß. So jedenfalls zeigen Klaus Bötig, Gerhard Müller und Ernst Wrba die "Griechischen Inseln".

Blau ist das Meer und blau sind die Kuppeln der Kirchen, und weiß natürlich die Häuser, die sich idyllisch an die Inselhänge schmiegen. Kitschig? Ja, durchaus. Aber vielleicht kann man nicht anders, wenn man, wie die Autoren, neunzig bewohnte griechische Inseln besucht hat, neunzig Mal auf bastüberzogenen Stühlen an Tischen mit klebrigen Plastikdecken bei Retsina und Poseidonplatte saß.

"Sich nach der Ankunft auf einer neuen Insel in ein Kaffeehaus oder in eine Taverne an der Uferpromenade, auf dem Dorfplatz oder an der Marktgasse zu setzen, ist ohnehin das Klügste, was man tun kann", heißt es im Buch. "Da absolviert man binnen zweier Stunden einen Schnellkurs zum Verständnis des Inselcharakters."

Als Schnellkurs in Sachen Ästhetik und Landeskunde ist der ganze Bildband gestaltet. Griechenland wird darin zum Ort für bärtig Priester im wallenden Gewand, zum Laufsteg für Fischer, die auf Vespas Schwertfische ins Restaurant transportieren, zur Spielstätte für alte Männer am Tavli-Brett umgedeutet.

Mag sein, dass sich dem flüchtigen Touristen auch solche Bilder bieten, doch warum machen sich drei Autoren die Mühe, so viele Inseln zu besuchen, wenn am Ende nicht sehr viel übrig bleibt als eine Postkartenansicht? Warum etwa hat niemand mit den Bootsbauern der Kaikiwerften auf Samos gesprochen? Stattdessen findet sich nur eine Aufnahme vom Holzgerippe der Boote, keine Geschichte nirgends. Und was sollen einem all die Katzen, Ziegen, Esel sagen?

Ein paar Bilder gibt es, die von diesem Land wirklich etwas erzählen, von seiner Weite, seinem Licht. Eines von Kreta bei Zakros etwa, das die spröde, sperrige Seite der Insel in sich trägt.

Oder das des Olivenbaumdickichts in Korfu. Der Rest entspricht einem anderen Satz im Buch: "Wer tiefer ins griechische Wesen eintauchen will, verweilt für ein paar Minuten in einer der zahllosen Kirchen und Kapellen." Länger war offenbar nirgendwo Zeit.

KLAUS BÖTIG, GERHARD P. MÜLLER, ERNST WRBA, Griechische Inseln, Bruckmann Verlag, München 2004, 112 S., 24,90 Euro.

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