Grabkammer des Tutanchamun:"Überall schimmerndes Gold!"

Vor 90 Jahren wurde die Grabkammer des Tutanchamun im Tal der Könige geöffnet - die Entdeckung eines britischen Ägyptologens. Bis heute ist der Mythos des jungen Pharaos Tutanchamun ungebrochen, sein Mysterium noch nicht restlos aufgeklärt. Die Geschichte der Entdeckung in Bildern.

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Tutanchamun Pharao Tal der Könige Ägypten Grabmal Howard Carter

Quelle: SCHERL

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Vor 90 Jahren wurde die Grabkammer des Tutanchamun im Tal der Könige geöffnet - die Entdeckung eines britischen Ägyptologens. Bis heute ist der Mythos des jungen Pharaos Tutanchamun ungebrochen, sein Mysterium noch nicht restlos aufgeklärt.

Eine akademische Ausbildung hat er nie genossen, trotzdem gelang ihm 1922 einer der größten Coups der Archäologie-Geschichte: Der Brite Howard Carter entdeckte unter Schutt und Geröll die erste von 16 in den Fels gehauenen Stufen, die zum Grab des Pharaos Tutanchamun führten.

Carter leitete Anfang des vergangenen Jahrhunderts Expeditionen, die in Theben in Oberägypten nach Pharaonengräbern suchten. Den Einstieg in die Ägyptologie hatte er durch sein Zeichentalent geschafft. Als junger Mann bildete Carter für Museen und Forschungsstiftungen altägyptische Grabanlagen, Malereien, Reliefs und Inschriften ab und eignete sich so die Grundlagen in Ägyptologie und das Lesen von Hieroglyphen an.

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Bereits 1908 hatte Carter den britischen Aristokraten Lord Carnarvon kennengelernt, der die finanziellen Mittel für die Ausgrabungen nahe der Stadt am Nil zur Verfügung stellte und dabei über einen langen Atem verfügte. Denn jahrelang entdeckte der von ihm beauftragte Carter bei seinen Arbeiten im Tal der Könige zwar einige Grabanlagen, doch der Fund der in dieser Gegend vermuteten letzten Ruhestätte von Tutanchamun, einem bereits im Alter von etwa 18 Jahren verstorbenen Pharao, schien eine Illusion zu sein. 1922 stellte Carnarvon ein Ultimatum: Noch eine Grabungssaison wollte er mit seiner Grabungslizenz legitimieren und finanzieren, dann sollte Schluss sein. Wenige Tage nach Beginn der Grabungen telegrafierte Carter die ersehnte Nachricht: "Habe endlich wunderbare Entdeckung im Tal gemacht. Prächtiges Grab mit intakten Siegeln. (...)"

Howard Carter (links) mit Lord Carnarvon (rechts) vor der Tür zum vierten Schrein der Grabkammer des Tutanchamun

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Bis zur Ankunft von Lord Carnarvon ließ Carter die freigelegte Treppe wieder mit Sand und Steinen zuschütten. Zu groß war die Angst, dass Grabräuber das etwa 3300 Jahre alte Grab entdecken und plündern könnten. Gemeinsam durchbrachen sie schließlich zwei hintereinanderliegende Türen, die beide das Nekropolensiegel und den Namen Tutanchamun trugen. Am 26. November bohrte Carter ein Loch in die zweite Tür und notierte später in seinem Tagebuch: "Zuerst konnte ich nichts erkennen, aber als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, tauchten bald Einzelheiten aus dem Inneren der Kammer auf: seltsame Tiere, Statuen und Gold - überall schimmerndes Gold!"

Der Sarkophag Tutanchamuns nach der Öffnung. Der steinere Deckel ist entfernt worden, zu erkennen ist das mit goldenen Rosen besetzte Grabtuch.

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Erst 1923 stießen die Archäologen zur eigentlichen Grabkammer vor, am 16. Februar wurde sie vor hochrangigem Publkum geöffnet. Tutanchamun bestieg bereits im Kindesalter, zwischen acht und neun Jahren, den Pharaonenthron. Nach seiner Thronbesteigung änderte er seinen Geburtsnamen Tutanchaton ("lebendes Abbild des Aton") in Tutanchamun (oder auch Tutenchamun, "zu Ehren des Amun"). Zu den bedeutenderen Herrschern des Alten Ägypten zählt er nicht. Trotzdem übertrafen die Gestaltung des Grabes und die kostbaren Beigaben viele andere Pharaonengräber. So waren sein Thron, weitere Möbel, Pfeil und Bogen, aufwändig dekorierte Kleidung, Kanopen und Gefäße aus mit Blattgold verziertem Holz oder reinem Gold gefertigt. Besonders wertvoll ist eines der berühmtesten Fundstücke des Grabes: die mit Gold verzierte Totenmaske des jungen Königs. Auf sie stieß Carter erst, nachdem er ineinandergeschachtelte Schreine, Sarkophage und Särge geöffnet hatte und die Mumie selbst entdeckte.

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In diesem Schrein, der ebenfalls in einer der Grabkammern entdeckt wurde, befanden sich in vier kleinen Sarkophagen die inneren Organe von Tutanchamun. Es sollte mehrere Jahre dauern, bis alle Beigaben aus der als "KV62" eingetragenen Grabanlage gefunden und katalogisiert waren. Carter verstarb 1939, doch auch noch nach seinem Tod wurden Vorwürfe laut, er habe das Grab unerlaubt betreten und kleinere Objekte daraus entfernt.

Tutanchamun Pharao Tal der Könige Ägypten Grabmal Sarkophage

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Das Mysterium um Tutanchamun beschäftigt bis heute Wissenschaftler verschiedener Disziplinen. Neuere DNA-Tests haben ergeben, dass Malaria und eine erbliche Knochenkrankheit zu den Gründen für den frühen Tod des Pharaos zählen.

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Funde wie das Kalksteinrelief "Spaziergang im Garten" (um 1330 v. Chr.) belegen außerdem, dass der König einen Klumpfuß hatte: In dieser Darstellung stützt sich Tutanchamun auf einen Stock und zieht ein Bein nach.

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Lange rätselten die Forscher darüber, wer seine Eltern waren. Auch hier erbrachten aufwändige DNA-Tests den Nachweis: Tutanchamun ist aus einer Inzest-Beziehung entstanden. Sein Vater, der bedeutende Pharao Echnaton (auch Amenophis IV, Amenhotep IV bzw. Achenaton genannt) und seine Mutter, deren Name gegenwärtig noch unbekannt ist, waren Geschwister.

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Die Mumie des Tutanchamun ist die einzige, die noch an ihrem Fundort im Tal der Könige aufbewahrt wird. Ein Plexiglas-Deckel schützt den Sarkophag gegen Witterungseinflüsse und vor Zersetzung. Touristen können das Grab besuchen, allerdings unter Einschränkungen. Seit 2009 ist es nicht mehr erlaubt, Kameras mit in das Tal zu nehmen. Die wichtigsten Fundstücke aus seinem Grab, darunter die goldene Totenmaske, befinden sich im Ägyptischen Museum in Kairo, sowie in Magazinen in Kairo und Luxor. Während der Revolutionsunruhen im Jahr 2011 kam es zu Plünderungen im Museum, auch Exponate aus dem Pharaonengrab werden seither vermisst.

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Trotzdem können sich Besucher an den kostbaren Beigaben erfreuen, einen Einblick in die altägyptische Herrscherkultur gewinnen und müssen dafür noch nicht einmal nach Ägypten fahren: Repliken der kostbaren Beigaben reisen in Wanderausstellungen um die Welt. Die nächste Ausstellung in Deutschland eröffnet am 9. März 2013 in Berlin.

© Süddeutsche.de/dd/dgr/bavo/cag
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