Golden Gate Bridge:Fangnetze als Lebensretter

Eine Konstruktion aus Stahlnetzen soll an San Franciscos Wahrzeichen künftig Selbstmorde vereiteln und den zweifelhaften Ruf der Brücke bessern.

Die Golden Gate-Brücke in San Francisco zieht nicht nur Millionen von Touristen an, sie ist auch ein Magnet für Selbstmörder. Mehr als 1300 Menschen haben sich seit der Eröffnung des majestätischen Bauwerks im Jahr 1937 durch einen Sprung aus 70 Metern Höhe das Leben genommen, schätzen die Behörden. Die Dunkelziffer dürfte weit darüber liegen.

Mit einem Fangnetz aus Stahl will die Brückenverwaltung künftig Selbstmorde vereiteln und den zweifelhaften Ruf des kalifornischen Wahrzeichens los werden.

Mit großer Mehrheit stimmte der Brückenausschuss am Freitag für die Anbringung der rund 50 Millionen Dollar (rund 37 Millionen Euro) teuren Schutzvorrichtung, berichtete der San Francisco Chronicle. Es ist die preiswerteste Variante aus einer Reihe von Vorschlägen.

Auch meterhohe Schutzgitter und Streben an dem derzeit nur 1,20 Meter hohen Brückengeländer standen zur Auswahl. Das geplante Netz soll rund sieben Meter unterhalb des Fußwegs und damit weitgehend außer Sicht der Spaziergänger angebracht werden. Auf beiden Seiten der Brücke soll es sieben Meter weit herausragen.

Wer den Sprung dennoch wagt, wird sich in dem Netz verfangen und sich aus eigener Kraft kaum befreien können, so der Plan der Ingenieure. Der Notdienst würde dann den Lebensmüden in Sicherheit bringen.

"Das ist einfach fantastisch", freute sich der Psychiater Mel Blaustein, der seit Jahren um eine Schutzvorrichtung kämpft. Auch der 26-jährige Kevin Hines, einer der wenigen Menschen, die den Sprung von der Brücke überlebt haben, "will alles tun, um andere vom Springen abzuhalten".

Durchschnittlich 20 Menschen pro Jahr stürzen sich laut Statistik von der Golden Gate-Brücke. Im letzten Jahr wurden 38 Selbstmörder gezählt, in diesem Jahr sprangen bereits 19 Menschen, von denen keiner überlebte.

Die Errichtung einer Barriere wird bereits seit den 60er Jahren diskutiert. Ihre Verwirklichung war immer wieder an ästhetischen Einwänden und an den Kosten gescheitert. 1970 prüfte eine Architekten-Firma achtzehn Varianten - von Nylonnetzen über Plexiglas-Scheiben bis hin zu Ketten-Zäunen. Aber keiner der Vorschläge fand bei der Brückenverwaltung Gnade. Sie hatte die Sorge, dass eine Barriere durch die oft starken Pazifik-Winde in eine Art Segel verwandelt und die gesamte Brücke instabil werden könnte.

Schließlich installierten die Betreiber über ein Dutzend gelbe Notruf-Kästen mit Telefonen, die direkt zu Mitarbeitern einer Anti- Selbstmord-Hotline führen. Außerdem fahren Angestellte der Brückenverwaltung jeden Tag in kleinen Elektroautos auf der Golden Gate hin und her, um Ausschau nach potenziellen Selbstmördern zu halten.

Für die Anbringung der Fangnetze gibt es nach der Abstimmung am Freitag allerdings noch mehrere Hürden. Bis April sollen weitere Studien für die Umweltverträglichkeit der Netze vorgenommen werden. Zudem muss die Brückenverwaltung das nötige Geld auftreiben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: