Gesundheit:Kein Entrinnen?

Lesezeit: 2 min

Erkältungsprävention: Bei Schnupfen ist guter Rat billig, aber rar

So viel gleich vorweg: Es gibt kein Entkommen. "Erkältungen kann man nur entgehen, wenn man wie ein Eremit weitab der Zivilisation lebt", sagte David Tyrell einmal, einer der bekanntesten Schnupfenforscher Großbritanniens. Über 30 Jahre lang hat Tyrell die Common Cold Research Unit in Salisbury geleitet, das britische Erkältungsforschungszentrum. Doch viel Hilfe konnte er den Menschen in dieser langen Zeit nicht anbieten: Zwei bis fünf Mal im Jahr ereilt einen Erwachsenen eine Erkältung und ein Kind sogar sechs bis acht Mal. Die lästigen Virusinfektionen gehören zu den häufigsten Krankheiten überhaupt. Kein Wunder, denn es sind mehr als 200 verschiedene Erreger, die die Attacken auf unsere Atemwege und Schleimhäute ausführen.

Nicht einmal das gute alte Vitamin C soll einer Erkältung vorbeugen. (Foto: Foto: DPA)

Auch wenn die Erkältungswissenschaftler so manchen Erreger dingfest gemacht haben: Wie man sich vor geschwollenen Schleimhäuten und einer schniefenden Nase schützen kann, wissen die Forscher bis heute nicht so recht. Weil immer wieder ein neuer Angreifer den Körper befällt, kann das Immunsystem kaum aus seinem letzten Feind lernen. Anders als bei Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps und Röteln wird der Körper deshalb nicht gegen Erkältungen immun.

Nicht einmal die warme Jacke hilft

Hilfe von außen gibt es kaum: Selbst das gute alte Vitamin C, das der bekannte Chemienobelpreisträger Linus Pauling so verehrte und in riesigen Mengen schluckte, scheint nicht zu helfen. "Vitamin C zeigt keine Wirksamkeit bei der Prophylaxe von Erkältungskrankheiten", folgert die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft aus allen vorliegenden Studien. Auch Extrakte aus dem Sonnenhut ("Echinacea") und Zinkpräparate, die in vielen Hausapotheken vorkommen, kann man getrost vergessen. Nicht einmal die gängige Vorstellung, eine warme Jacke und ein Schal würden gegen den Angriff der Erkältungsviren helfen, hält wissenschaftlichen Untersuchungen stand. Dass sich erkältet, wer kalt wird, konnten Studien nie beweisen. Allerdings liegen auch nicht besonders viele Erhebungen zu diesem Thema vor. Man verlässt sich folglich doch besser auf sein Gefühl und die Ratschläge seiner Mutter, als sich gedankenlos der Kälte auszusetzen, wenn man sich nicht schon wieder eine Schnupfennase holen will.

Andere Alltagsweisheiten haben sich dagegen bestätigt: So scheinen regelmäßige Saunagänger tatsächlich weniger anfällig für die Viren-Attacken zu sein. "Die positive Wirkung des Saunabadens besteht darin, dass der Körper trainiert, seinen Wärmehaushalt zu regulieren", ist Eberhard Conradi von der Berliner Charité überzeugt. Und wer sein Immunsystem schwächt, weil er zuviel Stress hat und zu wenig schläft, fängt sich leichter eine Erkältung ein als ausgeglichene und ausgeruhte Zeitgenossen.

Wenn die Erkältung schon begonnen hat, siegen die Hausmittel. Die meisten Arzneien würden höchstens die Symptome bekämpfen, schneller los würde man den Infekt damit aber nicht, betont die Arzneimittelkommision der deutschen Ärzteschaft. Wer sich die Viren eingefangen hat, sollte zuallererst das Rauchen einstellen. Dann empfiehlt die Kommission Dampfinhalationen, warme Getränke, warme Bäder und auch Hals-, Brust- und Wadenwickel. Zwar sei die Wirksamkeit der meisten dieser Hausmittel auch nicht bewiesen. Aber sie trügen in jedem Fall zum Wohlbefinden bei und außerdem seien sie billig.

© Christina Berndt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: