Gepäck-Automaten am Flughafen:Schneller den Koffer loswerden

Meter um Meter den Koffer in der Schlange vor dem Check-In-Schalter nach vorne schieben - das soll an großen deutschen Flughäfen bald ein Bild aus der Vergangenheit sein, hofft die Lufthansa. Die Voraussetzung: Passagiere checken ihr Gepäck selbst ein.

Geld abheben oder Fahrkarten kaufen, sparsame Dienstleister schicken ihre Kunden gerne an den Automaten. Der Vorteil für die Kunden: Sie sparen meist Zeit, die sie sonst in der Warteschlange vor einem Schalter verbringen würden - vorausgesetzt, der Automat funktioniert so einfach, wie er sollte. Das verspricht die Lufthansa am Münchner Flughafen: Sie hat eine neue, weniger komplizierte Generation Gepäckautomaten installiert.

Die Fluggäste stellen ihre Koffer auf ein Laufband, das mit der Gepäckanlage des Airports verbunden ist. Dann legt der Passagier seine Bordkarte auf das Lesegerät des Computers, sieht auf dem Bildschirm seinen Namen, Flugnummer, Zielort und ob das Gewicht des Koffers innerhalb der Freimenge ist.

Wenn ja, wird eine Banderole ausgedruckt, die der Reisende durch den Tragegriff seines Koffers zieht und zusammenklebt. Ein letzter Knopfdruck, der Koffer verschwindet in der Gepäckförderanlage des Flughafens und der Computer druckt eine Quittung aus. Das Ganze dauert eine Minute.

Bei Fragen oder Problemen steht derzeit noch ein Mitarbeiter in der Nähe bereit. Von den täglich etwa 40.000 Lufthansa-Gästen am Münchner Flughafen kommen zwei Drittel mit Koffern, sagt Christoph Titze, Leiter der Lufthansa-Fluggastdienste, fast jeder Vierte nutze schon die neuen Automaten. "Die Vorgänger waren kompliziert und langsam", sagt Titze. In Frankfurt am Main, Düsseldorf und Hamburg wurden sie deshalb bald abgeschafft, in München blieben noch einige für Stammkunden stehen. An ihnen konnten die Passagiere sowohl einchecken als auch die Koffer aufgeben.

Aber inzwischen kommt jeder zweite Fluggast bereits eingecheckt am Flughafen an. Seit November sind in München daher die neuen Automaten im Einsatz, die allein für das Aufgeben der Koffer da sind. Um den Ablauf zu verbessern, hatte das Fraunhofer-Institut bei Testkunden die Augenbewegungen untersucht: Wo schaut der Passagier hin, wo zögert er?

Nun führt der Weg vom Parkhaus, Taxi- und Busstand als erstes an den Gepäckautomaten vorbei. Doch bei der Ankunft mit der S-Bahn landen die Fluggäste direkt vor den herkömmlichen Schaltern und stellen sich in der Regel auch gleich dort an. Dabei können die Warteschlangen in Stoßzeiten lang werden.

In jedem Fall muss das Gepäck 40 Minuten vor Abflug aufgegeben sein, die Frist ist am Schalter wie am Automaten gleich. In München sind inzwischen 19 Automaten im Einsatz, in Frankfurt demnächst 16, in Hamburg sind vier geplant. Jeder Passagier kann sein Gepäck aber weiterhin auch am Schalter an das Personal übergeben.

Gepäckautomaten gibt es auch bei Air France in Paris, KLM in Amsterdam, Emirates in Dubai oder Delta in Atlanta - die teuren Geräte lohnen sich für die Airlines nur an großen Flughäfen mit vielen Starts.

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