Geotope in Deutschland:Besuch in der Urzeit

Geologie hautnah: Deutschlands Geotope dokumentieren die Entstehung der Erde durch die Kräfte der Natur - und sind dabei noch attraktive Ausflugsziele.

Julia Troesser

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Bastei, Steinhoff

Quelle: SZ

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Auf den ersten Blick ist es nur schroffer Fels oder langweiliges Wiesengrün. Dabei haben sich mancherorts Dramen abgespielt, erdgeschichtlich gesehen: Ungeheure Kräfte pressten, fluteten, formten und falteten das Land im Laufe von Millionen von Jahren zu dem, was wir heute als Deutschland kennen.

77 faszinierende Wunder der Natur hat die Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien in Hannover als Nationale Geotope ausgezeichnet. Sie beeindrucken durch ihre Bedeutung, Eigenart oder Schönheit - und viele von ihnen sind spannende Ausflugsziele. Eine Auswahl.

Sächsische Schweiz

Südlich von Dresden erhebt sich die Bastei in der Sächsischen Schweiz. Die imposante Sandsteinformation ragt bis zu 500 Meter in die Höhe und zieht jährlich zweieinhalb Millionen Besucher an, die auf schmalen Brücken von Felsnadel zu Felsnadel steigen oder durch die wilden Canyons wandern.

Die Bastei ist nicht nur einen toller Aussichtspunkt, sie bietet auch einen tiefen Einblick in die Vergangenheit. Vor rund 100 Millionen Jahren überflutete Meer die Elbzone und schwemmte Sandstein an, der zu einer 400 Meter dicken Platte aufgetürmt wurde. Später schnitt die Elbe in den Fels ein und schliff ihn wieder ab - die Schluchten und Felstürme der Sächsischen Schweiz entstanden.

Foto: Andreas Steinhoff

Kreidefelsen, AP

Quelle: SZ

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Kreidefelsen auf Rügen

Blendend weiss zeichnen sich die Kreidefelsen von Rügen vor der Ostsee ab, die wohl interessanteste Küstenlandschaft Deutschlands. Ihre Entstehung begann vor 70 Millionen Jahren, als Massen von Kalkschalen abgestorbener kleiner Organismen auf den Grund eines damals tropischen Meeres rieselten und vom Gewicht nachfolgender Sedimente zu Kreidestein gepresst wurden.

Erdgeschichtlich gesehen sind die Kreidefelsen, wie man sie heute sieht, richtige Babies: Vor etwa 5000 Jahren erreichte die Ostsee ihren jetzigen Wasserspiegel und schwemmte die Felsenformation aus dem Meer. Eine Entwicklung, die immer weiter geht: Pro Jahr verliert die Küste einige Zentimeter an Gestein.

Besonders eindrucksvoll wirken die bis zu 120 Meter hohen Felsen, wenn man sie an Bord eines Ausflugsschiffs betrachtet. Außerdem führt ein Hochuferweg durch die lichten Wälder oberhalb der steilen Abhänge.

Foto: AP

Grotte Merkers, K+S

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Grotte Merkers, Thüringen

Ein Geotop der ganz anderen Art befindet sich 800 Meter unter der Erde im Kalibergwerk Merkers in Thüringen: eine Grotte, die durch den Druck der afrikanischen Platte auf die Alpen entstand.

Das Faszinierende daran: Decke und Wände sind fast vollständig mit funkelnden Salzkristallen bedeckt, die eine Kantenlänge von bis zu einem Meter haben. Salziges Grundwasser, das vor rund 15 Millionen Jahren die Grotte füllte, hat sie hervorgebracht.

Mit Helmen und Schutzkleidung ausgerüstet, besichtigen Besucher die Kristallgrotte auf einer Rundfahrt durch das Erlebnisbergwerk. Eine Licht- und Klanginstallation sorgt für zusätzliche Effekte.

Foto: K+S Aktiengesellschaft

Externsteine, Schwen

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Externsteine, Teutoburger Wald

Ursprünglich lagen die Externsteine im Teutoburger Wald (Nordrhein-Westfalen) auf der Seite. Doch gewaltige Kräfte richteten sie vor 70 Millionen Jahren zu bizarren Säulen auf.

Heute sind die Steine bei Horn-Bad Meinburg ein beliebter Anlaufpunkt für Touristen.

Wer Ausdauer und keine Höhenangst hat, kann einige der bis zu 40 Meter hohen Felsen selbst erklimmen. In den Stein geschlagene Treppen führen hinauf, eine Brücke verbindet die Felsspitzen miteinander.

Foto: Wikipedia, unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation, Größe 459x344 Pixel, MIME-Typ: image/jpeg Urheber: Daniel Schwen

Helgoland, dpa

Quelle: SZ

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Helgoland

Nur rund 50 Meter erhebt sich Helgoland über den Wasserspiegel der Nordsee - die ganze Insel ein einziges Geotop. Vor rund 260 Millionen Jahren entstanden, verleihen verrostete Sedimente im Buntsandstein Helgoland die charakteristische rote Farbe.

Einmalig ist auch die Gesamtheit ausgefallener Pflanzen auf der Insel. Am Nordstrand der Insel befindet sich ein Ruheplatz für Seehunde und Kegelrobben, auch Watvögel und Möwen brüten hier.

Das Wahrzeichen von Helgoland ist der bizarre Fels "Lange Anna" (rechts im Bild), der an der Spitze der Insel aus dem Wasser ragt. Ein Wahrzeichen auf Zeit: Stetig nagen die Nordseewellen am weichen Gestein und inzwischen ist die Felsnadel so porös, dass jederzeit Einsturzgefahr besteht.

Foto: dpa

Urpferdchen, dpa

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Grube Messel, Darmstadt

Oberflächlich betrachtet steht man vor einer Talsenke voller Bäume und Gräser. Tatsächlich aber zählt die Grube Messel zu den sensationellsten Fossilienlagerstätten der Welt. Auch heute noch klopfen Forscher versteinerte Urtiere aus dem Schiefergestein, wie zum Beispiel das Skelett dieses 49-Millionen Jahre alten Urpferdchens.

Dabei können ihnen Besucher auf geführten Rundgängen über die Schulter schauen. Die Grube Messel wurde von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt.

Foto: dpa

Hirtstein, Geoakademie

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Palmwedel, Erzgebirge

Er sieht fast aus wie kunstvoll von Menschenhand geschaffen, dabei hat das Erdinnere den Palmwedel aus Basaltstein hervorgebracht. Vor 24 Millionen Jahren strömte Magma an die Oberfläche, erkaltete und erstarrte an einer Flanke des Berges Hirtstein im Erzgebirge in Sachsen.

Der bizarre Fels liegt auf einem zwei Hektar großen Hochplateau, auf dem Besucher sich nach Wanderung und Fels-Betrachtung in einem Ausflugsrestaurant stärken können.

Foto: Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien

Wattenmeer, ddp

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Wattenmeer, Nordseeküste

Eines des wenigen nicht-steinernen Geotope ist das Wattenmeer an der Nordsee. Diese einzigartige Naturlandschaft bildet sich jeden Tag neu. Zwei mal täglich wird das Wattenmeer während des Hochwassers überflutet, während des darauffolgenden Niedrigwassers fällt es wieder trocken.

Das Wattenmeer erstreckt sich von Esbjerg in Dänemark über die deutsche Nordseeküste bis Den Helder in den Niederlanden. Auf Wattwanderungen bekommen Besucher unter fachkundiger Leitungen die geologischen Besonderheiten des Wattenmeers erklärt.

Foto: ddp

Steinerne Agnes, lfu

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Steinerne Agnes, Berchtesgadener Land

Die steinerne Agnes ist nicht nur für Wanderfreunde, sondern auch für Hobbygeologen interessant. Der etwa 15 Meter hohe Obelisk mit pilzförmiger Spitze steht im Südosten des Lattengebirges im Berchtesgadener Land. Seine bizarre Form erhielt der Fels aufgrund der unterschiedlichen Verwitterungsanfälligkeit seiner Gesteinsschichten.

Fantasievoller als die geologische Theorie ist eine Sage, nach der die Steinerne Agnes eine Sennerin war, die Gott zu Stein erstarren ließ, um sie vor dem ihr nachstellenden Teufel zu retten.

Welche Geschichte man auch glauben mag - die Steinerne Agnes ist einen Besuch wert und erfahrene Kletterer können es sogar auf die Spitze ihres "Hutes" schaffen.

Foto: Bayerisches Landesamt für Umwelt

Siebengebirge, Borheinsieg

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Drachenfels im Siebengebirge

Auch um den Drachenfels mit der Ruine der Burg Drachenfels auf seinem Bergrücken rankt sich eine Legende: Unter dem Berg soll in alten Zeiten eine Drache gehaust haben, dem die damals heidnischen Bewohner des Siebengebirges auch Menschen opferten.

Angst muss in der Gegend südöstlich von Bonn heute keiner mehr haben: Die Gegend ist einer der ältesten Naturparks Deutschlands und ein beliebtes Erholungsgebiet mit rund 200 Kilometern an ausgeschilderten Wanderwegen.

Vulkanausbrüche führten vor gut 25 Millionen Jahren zur Entstehung der mehr als 40 Berge und Anhöhen. Vor etwa 450.000 Jahren begann sich der Rhein in das Gebirge einzugraben, wobei die zahlreichen Flussschlingen zwischen Bingen und Bonn entstanden.

Foto: Wikipedia, unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation, Größe 459x344 Pixel, MIME-Typ: image/jpeg Urheber: Borheinsieg

Feldberger Seen

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Feldberger Seen, Mecklenburg-Vorpommern

Die Feldberger Seen in Mecklenburg-Vorpommern tragen den Beinamen "Eiszeitlandschaft", obwohl sie heute gar nicht mehr nach Eis aussehen.

Vor 15.000 Jahren schnitten Gletscher Gruben in die Landschaft. Diese sind in Form von Seen noch heute in lehrbuchhafter Weise zu erkennen.

Der Naturpark Feldberger Seen bietet aber mehr als eine Nachhilfestunde in Geologie. Auf dem Gelände befinden sich neben fünf Seen auch große Wälder mit vielfältigen Tieren- und Pflanzenarten. So kommen hier nicht nur Hobbyforscher auf ihre Kosten.

Foto: Wikipedia, unter der GNU Lizenz für freie Dokumentation, Größe 459x344 Pixel, MIME-Typ: image/jpeg Urheber: Daniel Budde

Morsum-Kliff, Weinandt

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Morsum-Kliff, Sylt

Selbst beim Strandspaziergang auf Sylt kann man Erdgeschichte nachvollziehen. Das Morsum-Kliff am östlichsten Ende der Insel entstand vor mehreren zehntausend Jahren, als Eiszeitgletscher verschiedene Millionen Jahre alte Erdschichten an die Oberfläche pressten.

Vom Meer überspült, wurden einige Schichten wieder abgetragen. So erklären sich die schräg verlaufenden Farbabstufungen, die das Kliff je nach Tageszeit und Sonneneinstrahlung in einer anderen Farbe erstrahlen lassen.

Foto: Holger Weinandt

Gletscherschliff, Geoakademie

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Fischbacher Gletscherschliff

Ganz klare Spuren der Eiszeit sind im Gletscherschliff bei Fischbach am Inn in Bayern zu erkennen. Erst bei einem Autobahnbau wurde der abgeschliffene Riegel aus Wettersteinkalk entdeckt. Die Felsen dieses Geotops sind während der Eiszeit durch den ausgedehnten Inn-Gletscher entstanden.

Deutlich im Stein zu sehen sind Schrammen und runde Einbuchtungen, die eingefrorenes Gestein hinterlassen haben. An ihnen lässt sich noch heute die Fließrichtung des Eises rekonstruieren.

Foto: Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien

Teufelstisch

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Teufelstisch, Pfälzer Wald

Dieser bizarre Fels steht nicht in einem amerikanischen Canyon, sondern im Pfälzer Wald in Rheinland-Pfalz.

Der sogenannte Teufelstisch besteht aus Buntsandstein. Weil seine Gesteinsschichten unterschiedliche resistent gegenüber Wind, Wetter und Wasser sind, kam es zu der tischförmigen Bildung des Felsens. Weichere Teile wurden abgetragen und nur der härtere Fuß und die Felsplatte des Teufelstisches blieben stehen.

Den eigenwilligen Namen verdankt das Geotop einer Pfälzer Sage: Der Teufel soll durch den Wald gezogen sein und auf der Suche nach einem Platz zum Rasten aus zwei Felsen einen Tisch geformt haben.

Nach seinen Mahl am Teufelstisch ließ er diesen einfach stehen - und schuf so einen beliebten Ausflugsort für Freizeitgeologen.

Foto: Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien

Geotope

Quelle: SZ

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Hier finden Sie die unsere Auswahl der spannendsten Geotope Deutschlands.

Karte: sueddeutsche.de

(sueddeutsche.de/jtr/dd)

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