Gefahren einer Peru-Reise:"Der Tourismus hat das Land verdorben"

Ein Deutscher ist in Peru erschossen worden, fünf Franzosen sind beim Absturz eines Leichtflugzeugs gestorben. Der Journalist Robert Jacobi reiste durch den Anden-Staat und geriet selbst in eine brenzlige Situation.

Interview: Lisa Sonnabend

Ein deutscher Tourist ist am Mittwoch in Lima von Unbekannten überfallen und erschossen worden. Der 70-Jährige hatte versucht, vor seinen Angreifern zu fliehen, nachdem er Geld an einem Bankautomaten abgehoben hatte. Einen Tag später starben fünf Franzosen beim Absturz eines Leichtflugzeugs.

Polizie in Peru

Jeder fünfte Polizist in Peru ist angeblich korrupt.

Ein Gespräch mit dem Journalisten Robert Jacobi, der lange in Lateinamerika unterwegs war, über die Gefahren auf einer Peru-Reise.

sueddeutsche.de: Haben Sie Peru gefährlicher als andere lateinamerikanischen Länder wahrgenommen?

Robert Jacobi: In anderen Ländern bin ich auf Reisen nie in brenzlige Situationen geraten. In Peru habe ich auch von anderen Reisenden gehört, dass ihnen Geld oder Rucksäcke von Gelegenheitskriminellen geklaut wurden. Oft passiert es auch, dass die Urlauber einen Joint angedreht bekommen von einer Person, die sich dann als Lockvogel der Polizei herausstellt. In der Altstadt von Lima und in einigen Orten auf dem Land herrscht eine kriminelle Stimmung. Der Tourismus hat in Peru eine weit längere Geschichte als in anderen lateinamerikanischen Ländern. In gewisser Weise hat der Tourismus das Land verdorben. Es gibt viele Peruaner, die es auf den Geldstrom der Touristen abgesehen haben. Aber ich würde niemandem davon abraten, nach Peru zu fahren.

sueddeutsche.de: Sie sind selbst in Peru in eine gefährliche Situation geraten ...

Jacobi: Ich lernte Alfredo kennen, von dem ich dachte, ich könnte ihm vertrauen. Als wir nachts in Lima eine Straße entlanggingen, hielt vor uns ein Streifenwagen, drei Polizisten stiegen aus. Alfredo ließ zwei kleine Pakete zwischen uns fallen. Darin war weißes Pulver, das aussah wie Kokain. Ein Polizist erzählte mir, dass die Polizei in Peru jeden strafrechtlich untersuche, der zusammen mit Drogenbesitzern angetroffen wird. Wir fuhren los, angeblich zur Wache. Langsam kapierte ich, wo ich reingeraten war. Ich bot ihnen an, eine Geldstrafe zu zahlen. Die Polizisten wollten tausend Dollar und hielten an einem Geldautomaten. Ich hob die Summe mit meiner Kreditkarte ab und gab ihnen das Geld. Nach zweieinhalb Stunden konnte ich endlich aussteigen. Am nächsten Tag erstattete ich Anzeige, die Polizisten konnten überführt werden. Die Geschichte von den korrupten Beamten und mir war ein paar Tage später in allen großen Zeitungen Perus.

sueddeutsche.de: Was raten Sie Touristen, wenn diese merken, dass sie in Gefahr sind?

Jacobi: Tun Sie das, was die Verbrecher sagen. Heben Sie sofort so viel Geld ab, wie diese haben wollen. Am besten mit Kreditkarte. Danach wenden Sie sich an das deutsche Konsulat und erstatten Anzeige. Dies ist wichtig, um das Geld später von der Kreditkartenfirma erstattet zu bekommen.

sueddeutsche.de: Würden Sie in Peru in ein Kleinflugzeug steigen so wie die Franzosen, die abgestürzt sind?

Jacobi: Bei solchen Dingen würde ich immer enorm darauf achten, dass die Sicherheitsstandards eingehalten werden und mir einen Qualitätsnachweis der Veranstalter zeigen lassen. Ein Restrisiko bleibt jedoch beim Fliegen, Klettern oder Rafting immer. Als ich in den USA studierte, sind zwei Kommilitonen nach Peru zum Rafting gefahren - sie sind ertrunken.

Robert Jacobi war bei der SZ als Wirtschaftsredakteur und Korrespondent in Berlin tätig. Nach seinem Harvard-Abschluss in Internationaler Wirtschaft hat er sich auf den Weg gemacht - von Alaska nach Chile. Seine Erlebnisse hat er in dem Buch "Amerika der Länge nach. Meine Reise auf der Panamericana" verarbeitet. Das Buch erscheint im November 2008 im Verlag Frederking & Thaler.

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