Gebühren-Wirrwarr:Der Flugpreis ist das wenigste

Inklusive Entgelte wird aus so manchem "Schnäppchen" plötzlich ein teurer Spaß. Was hinter den Zusatzkosten steckt.

Von Hamburg nach Köln für 99 Cent, von Berlin nach Mallorca für 16 Euro: Für Flugreisende scheinen die Zeiten rosig zu sein. Sogar zum Nulltarif werden Flüge angeboten.

In der aktuellen Klimaschutzdebatte fordern manche Experten nun, solche Billigflüge zu verbieten. Und auch sonst wird die Freude über die "Schnäppchen" der Fluggesellschaften für viele ihrer Kunden von Mausklick zu Mausklick getrübter.

Denn zu den Flugpreisen kommen meist noch verschiedene Entgelte, die auf den Passagier auf den ersten Blick verwirrend wirken. Kaum jemand weiß, was hinter diesen Zusatzkosten steckt, die den Ticketpreis oft um ein Vielfaches übersteigen.

"Die Kosten variieren von Flughafen zu Flughafen und von Land zu Land", sagt zum Beispiel Heinz Joachim Schöttes, Sprecher des Billigfliegers Germanwings in Köln. Auch Claudia Löffler von Air Berlin räumt ein, dass ein Überblick schwierig ist: "Auf dem römischen Flughafen Fiumicino und auch auf anderen italienischen Flughäfen wird sogar eine so genannte Stadtsteuer erhoben."

So wird zum Beispiel aus einem "Super"-Flugpreis von 16 Euro pro Strecke von Hamburg nach München mit der dba ein Endpreis von 67,49 Euro einschließlich Steuern und Gebühren. Dabei betragen die Zusatzkosten beim Hinflug 12,72 Euro und beim Rückflug 22,77 Euro.

Dieselbe Strecke wurde kürzlich an verschiedenen Tagen von Germanwings sogar zum "0-Euro-Schnäppchen-Flugpreis" angeboten. Hinzu kamen jedoch 23,94 Euro "Steuern, Gebühren und Entgelte" für den Hinflug und 33,92 Euro für die Strecke zurück. Auch bei der Air Berlin wird zum Beispiel aus einem 16-Euro-Flug von Berlin-Tegel nach Mallorca ein Endpreis von 49 Euro. Zum reinen Ticketpreis kommen 10 Euro "Steuern und Gebühren" und 23 Euro Kerosinzuschlag.

Airlines informieren über Details

Inzwischen machen die meisten Fluggesellschaften die Zusatzkosten auf ihren Internetseiten weitgehend transparent. Wer Details wissen will, kann zusätzliche Informationen abrufen. Ein Beispiel von HLX, die gerade in der neuen TUI-Airline Tuifly aufgeht: Bei einem Flug von Hamburg nach Köln für 14,99 Euro kommen 38,94 Euro für "Steuern, passagierbezogene Entgelte, Treibstoffzuschlag" hinzu.

Aufgelistet werden "1,94 Euro Airport Tax, 6 Euro Fuel Surchage, 6,95 Euro Insurance and Service Charge, 12,95 Euro Airport Passenger Charges, 2,99 Euro Government Security Charge, 8,61 Euro Mehrwertsteuer".

"Es gibt Landeentgelte, Passagierentgelte, Abstellentgelte, Sicherheitsentgelte, Kosten für Lärmschutz, zentrale Infrastruktur, Abfertigung und Gebühren für die Luftsicherheit", sagt Sabine Teller vom Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) in Berlin.

Nach Ansicht des BDF sollte sich die Bundesnetzagentur des Themas annehmen. Doch ob die Entgelte ein Thema für die Bundesnetzagentur werden - darüber entscheidet letzten Endes der Gesetzgeber.

Keine willkürliche Festlegung

Dass das Verfahren mit Entgelten und Gebühren "nicht einfach zu verstehen" ist, sieht auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) in Berlin. Flughafenentgelte würden aber nicht willkürlich nach Ermessen der Flughäfen festgelegt, sondern seien "Ergebnis eines umfassenden Konsultationsprozesses", in dem Kalkulationen offen gelegt und die Wünsche und Anregungen der Fluggesellschaften berücksichtigt würden.

"Die Entgeltordnungen der Flughäfen werden anschließend von den Landesluftfahrtbehörden genehmigt", betont ADV-Sprecherin Carola Wunderlich. "Große Flughäfen wie Frankfurt geben sogar auf ihren Internetseiten für jedermann einsehbar eine Übersicht."

Zu den häufig irrtümlich anstelle von Entgelten erwähnten "Gebühren" zähle dagegen nur die Luftsicherheitsgebühr, die für die Durchsuchung von Gepäck und Passagieren erhoben werde. Für einige Flughäfen werde sie von der Bundespolizei berechnet, bei den übrigen von den Landesbehörden.

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