Galicien:Spanien, ganz anders

In der rauen Landschaft Galiciens verstecken sich kleine Fischerdörfer, einsame Buchten und feine Sandstrände mit türkis-blauem Wasser. Wer nicht im Hochsommer kommt, hat diese Postkartenkulisse fast für sich allein. Eine Bilderreise in den Nordwesten Spaniens.

Von Susanne Popp

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Galicien Spanien Mirador de Paxareiras Bucht Carnota Tourismus Urlaub Europa

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In der rauen Landschaft Galiciens verstecken sich kleine Fischerdörfer, einsame Buchten und feine Sandstrände mit türkis-blauem Wasser. Wer nicht im Hochsommer kommt, hat diese Postkartenkulisse fast für sich alleine. Eine Bilderreise in den Nordwesten Spaniens. Von Susanne Popp

Die dünnen gelben Äste des Stechginsters biegen sich im Wind fast bis zum Boden, die Haare wehen ins Gesicht. Immer wieder halten vorbeifahrende Autos und Motorräder auf dem stürmischen Plateau im Nordwesten Spaniens an. Denn nicht der Wind, sondern der Blick vom Aussichtspunkt Mirador de Paxareiras ist atemberaubend.

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Sieben Kilometer Sandstrand umfasst die Bucht von Carnota, dahinter schimmert das Meer in verschiedensten Blautönen: mal türkis wie in der Karibik, mal dunkelblau, dazwischen die weißen Spuren der Wellen, die der Wind vor sich her an den längsten Strand Galiciens treibt. Die Bucht liegt im Nordwesten Spaniens, südlich des Kap Finisterre. Für die Kelten war die markante Halbinsel das Ende der Welt (finis terrae), heute beenden hier viele Pilger ihren Gang auf dem Jakobsweg.

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Etwas weiter südlich liegt der Fischerort Lira. Rund um den Hafen schmiegen sich kleine bunte Häuser an die Hügel, die wegen des blühenden Stechginsters gelb schimmern. Leuchtreklamen vor Restaurants, Hotels oder Geschäften sucht man vergeblich. In Lira leben die Einwohner noch heute im Rhythmus des Meeres.

Galicien

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Die Männer arbeiten als Fischer und fangen nach traditionellen Methoden. Einige Frauen sammeln Muscheln, wie Reme Dosil Gonzáles. Bei Ebbe watet Gonzáles mit Spachtel, Netz und Eimer zur Wasserkante. Dort sucht sie dann nach Mies-, Venus- und Herzmuscheln. Etwa drei Stunden hat sie Zeit, dann kommt das Wasser zurück. Früher konnte sie gut von den Muscheln leben, insgesamt 80 Sammlerinnen gab es allein in Lira. Heute sind es nur noch 13.

Traditionell stellen Fischfang und Landwirtschaft die bedeutendsten Wirtschaftszweige Galiciens dar. Die Lage am Atlantik mit gut 150 Regentagen im Jahr macht die Region zur regenreichsten Spaniens.

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Ganz anders als im trockenen Süden des Landes ist die Landschaft hier grün und bergig und erinnert eher an Irland als an Andalusien. Und ähnlich wie in Irland lassen sich auch in Galicien bis heute Spuren der einst keltischen Besiedlung finden: Kirchen, Kreuze und die steinernen Kornspeicher, Hórreos genannt. Fast in jedem Garten steht eines dieser kapellenartigen Bauwerke aus Holz oder Stein, in denen früher Getreide getrocknet wurde. Der längste Hórreo mit etwa 35 Metern Länge befindet sich in Carnota (im Bild).

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Die Gemeinde wirkt eher verschlafen, Touristen sind kaum unterwegs. Der Strand liegt ganz ohne die von der Mittelmeerküste bekannte Armada bunter Sonnenschirme in der Sonne. Der Sand ist fast weiß. Von den schwarzen Ölklumpen, die 2002 aus dem Wrack der Prestige an die galicische Küste geschwemmt wurden, ist nichts mehr zu sehen.

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Nur der Name Costa da Morte (Todesküste) erinnert an die zahlreichen Schiffsunglücke vor dem rauen Küstenabschnitt.

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In Richtung Süden wird der Atlantik ruhiger. Der Weg entlang der Küste führt an den Rías vorbei, den weit ins Landesinnere hineinreichenden Meeresbuchten. Dazwischen liegen weitläufige Sandstrände. Industrie gibt es hier kaum, das Hinterland ist zersiedelt. In den Wiesen stehen kleine, ockerfarbene Häuser, auf den Hügelkuppen wuchert der Ginster. Der Wind peitscht die dürren Äste und lässt die riesigen Windräder surren. Spanien ist nach China, den USA und Deutschland einer der größten Windkraftproduzenten der Welt. Neben den Dörfern, in denen die Zeit stehen geblieben scheint, wirken die modernen Stahlkonstruktionen fehl am Platz.

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Verschlafen sind auch Muros (im Bild) oder noch weiter südlich, der Hafen von Carril in der Ría de Arousa. Bis ins 19. Jahrhundert florierte der Ort als Hafen von Santiago de Compostela. Dann verlor er seine führende Stellung an Vilagarcía de Arousa.

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Heute säumen Tapas-Bars die Uferpromenade, bunte Fischerboote liegen im Schlick der Ebbe davor. Kommt das Wasser zurück, lösen sich ihre bärtigen Besitzer vom Tresen und fahren in die Bucht zu den Muschelbänken. Mehr als 2000 solcher künstlicher Aufzuchtstationen gibt es allein in dieser Bucht.

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Von den schwimmenden Holzinseln führen armdicke Taue bis zu zwölf Meter tief ins Wasser. Auf ihnen leben etwa eineinhalb Jahre lang die Miesmuscheln, bevor sie aus dem Meer gezogen werden.

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Die Arbeit am und im Meer soll auch Touristen nach Galicien locken. Das Konzept der örtlichen Fischereiverbände und Meeresbiologen nennt sich turismo mariñeiro, Meerestourismus, und bietet Urlaubern Ausflüge mit Muschelsammlern oder Fischern an. Mit hochgekrempelten Hosenbeinen waten die Urlauber barfuß durch das glitschig kalte Watt über unzählige Muschelsplitter.

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Noch stört allein das Kreischen der Möwen die träge Ruhe an der Küste. Aber nach dem Willen einiger Investoren könnten Naturlandschaften wie die Insel Cortegada ...

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... in der Bucht von Arousa mit Lorbeer- und Eukalyptuswäldern bald von luxuriösen Hotelanlagen und Golfplätzen verdrängt werden.

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Bisher allerdings hat sich Galicien zwischen dem Kap Finisterre und der Ría de Arousa seinen verschlafenen Charme bewahrt. Die Landschaft mag rau sein, das Wetter manchmal unberechenbar und ein Urlaub ohne Regentage tatsächlich seltenes Glück.

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Aber dafür bietet die Küste, was Touristen an Spaniens Stränden sonst längst nicht mehr finden: Übernachtungen in Landhäusern (Casa Rural) statt in Hotelbunkern, fangfrische Fische auf den Tellern. Und malerische Aussichten wie den Blick über die Bucht von Carnota - fast menschenleer, gleich einer Postkarte.

© SZ.de/cag/hum
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