Fuerteventura:Mit der Enduro auf Entdeckungstour

Um auf der Kanaren-Insel selbst abgelegene Sehenswürdigkeiten wie das Wrack der "American Star" zu erreichen, sollte man den Leihwagen besser stehen lassen.

Seit mehr als elf Jahren gehört es zu den Top-Ausflugszielen auf Fuerteventura: das Wrack des Ozeandampfers "American Star", des seinerzeit größten aller in den USA gebauten Passagierschiffe.

wrack; ap

Das Wrack der American Star

(Foto: Foto: AP)

1994 war das Schiff im Schlepp eines Frachters während eines schweren Sturms gestrandet. Nun wird es nur noch Wochen, höchstens wenige Monate dauern, bis eine der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten der Kanareninseln endgültig im Atlantik versinkt.

"Es gibt kaum eine Offroad-Tour, die nicht auch zur "American Star" führt", sagt Frank Müncheberg aus Hamburg. Seit sechs Jahren organisiert er für ein Clubhotel auf der Insel unter anderem Enduro-Touren, Fahrten mit geländegängigen Motorrädern. Für sie ist das Schiffswrack ein ideales Ziel, denn der Weg dorthin besteht im letzten Abschnitt nur aus einer schmalen Schotterpiste.

"Sollten Sie einmal auf eigene Faust über solche Schotterpisten fahren, nehmen Sie auf keinen Fall einen gewöhnlichen Mietwagen", ermahnt Müncheberg seine sechsköpfige Ausflugsgruppe, bevor die Tour beginnt. "Denn wenn etwas kaputt geht, bezahlt die Versicherung nicht. Also: am besten Geländewagen oder Enduro."

Mit der Enduro auf Entdeckungstour

"Wie in Hollywood"

Von Jandia im Süden Fuerteventuras geht die Fahrt zunächst über die neue Autobahn und eine Landstraße in Richtung La Pared an der Westküste. Nach ungefähr 15 Kilometern auf der Westküstenstraße in Richtung Pájara beginnt links der Schotterweg zum Ziel. Fünf Minuten Holperfahrt sind es noch, dann kommen an der Playa de Garcey die Überreste des Luxusliners in Sichtweite.

"Das ist ja wie Hollywood", meint einer der Enduro-Fahrer. Doch dem ersten Blick folgt Ernüchterung. Hinter dem immer noch imposanten Bug fehlt der Rest des Schiffes. Das Heck war schon kurze Zeit nach der Havarie abgebrochen und von Wind und Wellen zerstört worden. Und der Tropensturm "Delta" Ende November 2005 hat ein Übriges getan, dass bald nur noch Fotos an die "American Star" erinnern werden.

Als Frank Müncheberg von dem Ozeanriesen erzählt, hören seine Gäste aufmerksam zu. Es ist die traurige Geschichte eines einst majestätischen Ozeanriesens, bei dem nicht nur die Größe an die "Titanic" erinnert. 1939 war der Dampfer in Newport News in den USA als "SS America" vom Stapel gelaufen. Das 220 Meter lange Schiff hatte Platz für mehr als 1000 Passagiere. Schon zwei Jahre später diente es unter dem Namen "USS Westpoint" als Truppentransporter. 1946 nahm es auf der Nordatlantikroute wieder den Passagierbetrieb auf und lief von 1951 an auch Bremerhaven an.

Nach einem Umbau 1964 mit Ausweitung des Platzangebots auf 2300 Passagiere fuhr das Schiff unter verschiedenen Namen, bis es vorübergehend im Hafen von Piräus als Hotelschiff verwendet und schließlich außer Betrieb genommen wurde. Ein neuer Besitzer wollte den Ozeanriesen wieder in Schwung bringen und ließ ihn 1994 in Richtung Thailand schleppen.

"In einer Reparaturwerft in Phuket sollte es auf Vordermann gebracht und wieder als Hotelschiff genutzt werden", erzählt Müncheberg. Doch an seinem Bestimmungshafen kam es nie an. Im schweren Sturm riss eine Schlepptrosse. Und während der Schlepper in Sicherheit gebracht wurde, lief die "American Star" auf eine Sandbank und zerbrach.

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