Ella Maillart (1903-1997)
Obwohl Ella Maillart in der Schweiz geboren wurde, galt es damals noch als exzentrisch, dass ihre dänische Mutter sie jeden Sonntag mit zum Skifahren nahm. Auf dem Genfer See lernte sie segeln, mit 13 Jahren gewann sie Ski-Rennen, mit 16 Jahren gründete sie den ersten Frauen-Hockeyklub in der französischsprachigen Schweiz. Mit ihrer Freundin Hermine "Miette" de Saussure segelte sie 1922 ganz ohne Motor nach Korsika, bei ihrer Rückkehr nach Cannes wurden sie als Heldinnen begrüßt. Bis Miette ernsthaft erkrankte, segelten die jungen Frauen - inzwischen zu viert - auf Odysseus' Spuren.
1924 trat Ella Maillart bei den Olympischen Spielen für die Schweiz beim Einhand-Segeln gegen 16 Konkurrenten an - als einzige Frau in diesem Wettbewerb - und wurde neunte. In den Folgejahren war sie zudem Kapitänin im Schweizer Frauenhockey-Team und im Skiteam, ansonsten wusste sie nicht recht, wie sie ihr Leben gestalten sollte. Doch Emigranten brachten sie auf die Idee, nach Sowjetrussland zu reisen - und die Witwe von Jack London half ihr finanziell. Nach der Reise veröffentlichte Ella Maillart ihr erstes Buch und wurde zur Schriftstellerin und Journalistin, um Geld zu verdienen - und Fotografin aus Leidenschaft.
Sie reiste, um zu entdecken, vor allem verbotene Regionen Chinas reizten sie. Gemeinsam mit dem Times-Journalisten Peter Fleming folgte sie der Seidenstraße in den Pamir und erreichte sieben Monate nach ihrer Abreise aus Peking Srinagar im Kaschmir. Das Buch Forbidden Journey wurde ein großer Erfolg, weitere Touren führten sie in die Türkei, nach Iran und Afghanistan. Während des Zweiten Weltkrieges lebte sie in Indien und beschrieb in ihrer Autobiographie (Cruises and Caravans, schon 1942 erschienen), wie sie dort spirituellen Meistern begegnete: "Ich habe eine Reise angetreten, die mich dem perfekten Leben näher bringt. Diese Reise startete mit der Erforschung unbekannter Gegenden in meinem eigenen Geist." Doch auch Bibel und Koran studierte sie.
Nach dem Krieg kaufte sie zwar ein Haus in der Schweiz, doch zog es sie weiterhin in die Ferne: Bis 1987 organisierte sie Kulturreisen in asiatische Länder. Von ihren Reisen bleiben nicht nur Bücher, sondern auch Fotos, die das Elysée-Museum in Lausanne verwaltet. 1997 starb Ella Maillart in ihrem Walliser Wohnort Chandolin.