Fortsetzung:Erste Ausfahrt Paradise Beach

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Ein Traum auf der Harley-Davidson: 3000 Kilometer über Highways und Waldwege im Süden von Australien.

Michael Allhoff

Dan arbeitet als Künstler, ein Pionier mit einer Überdosis Adrenalin und Anarchie im Blut. Er kratzt sich den Bart. "Kann natürlich auch schiefgehen," gibt er zu und lächelt. "Cause life isn't that easy here!"

Helm auf, Handschuhe an, Start. (Foto: Foto: Reuters)

Da ist es wieder, dieses eigenwillige Lebensgefühl downunder - nicht eine Spur politisch korrekt, aber herzlich, stur und verdammt individualistisch.

Es ist früh am Morgen. Auf den Treppenstufen vor dem Pub hockt ein alter Aborigine, spielt Gitarre und singt eine Stones-Nummer. George heißt der Musiker. Die Dollars in seinem Hut reichen für ein paar Bier, für Fastfood und Zigaretten. Spontan setzt sich ein Typ aus London dazu, packt sein Didgeridoo aus und spielt mit. "Hey, you're doing pretty well," sagt George, "let me try that!" Er setzt das traditionelle australische Holzblasinstrument an, bläst die Backen auf - und bringt gerade mal ein meckerndes Schnarren hervor. Verkehrte Welt downunder!

Immerhin haben die Ureinwohner Australiens auf ihrem langen Marsch zu einer neuen gesellschaftlichen Identität erste Erfolge errungen. Seit 1992, als das Oberste Gericht festschrieb, dass Australien vor der Ankunft der ersten Europäer keinesfalls terra nullis war, werden zunehmend mehr Landtitel an die Ureinwohner zurückgegeben.

Die grandiose Landschaft der Great Ocean Road

Letzte Ausfahrt Great Ocean Road. Die State Route 100 ist der Motorradfahrer-Traum schlechthin. In Lorne an der Surf Coast beginnt die Traumstraße, die sich in Serpentinen in die Regenwälder des Otway Nationalparks windet, durch die verschlafenen Fischerdörfer Anglesea und Apollo Bay bis hin zu der grandiosen Landschaft der Shipwreck Coast.

Man wiegt sich in Haarnadelkurven von einer Schräglage in die nächste, dreht den Motor in den Geraden hoch bis auf 5000 Umdrehungen, und dann fliegt die Maschine geradezu entlang einer malerischen Steilküste am Pazifik.

Plötzlich steht man da. Der Blick schweift in die Ferne, weit über die stürmische See. Salzige Windböen wehen einem die Gischt des pazifischen Ozeans um die Ohren. Weiß donnern die Wellen an die sechzig Meter hohe Steilküste. Die Brandung hat den Sandstein in Jahrmillionen zu bizarren Formationen ausgewaschen. Zerklüftete Klippen, die "Twelve Apostles" zum Beispiel und der Torbogen "London Bridge", stehen im Wasser wie Wächter auf verlorenem Posten. Denn hier versandet Australien im Meer.

Endstation Port Campell

Mitternacht in Port Campbell. Viel gibt es in dem Fischerdorf nicht: ein paar pastellfarben gestrichene Häuser, einige niedrige Bretterbaracken, die Tankstelle, drei Motels, wenige Kiefern und Zypressen. Der Wind heult um die Hausecken und rüttelt an den Fensterläden der einzigen Bar. Drinnen sitzt eine Frau auf einem Barhocker an der Theke und trinkt Whisky-Cola. "Wanna go for a ride?""Yeah," sagt sie.

Knarrend schlägt die Tür in den Rahmen. Schritte knirschen über den Kies. Im fahlen Licht der Straßenlaterne schimmert der Edelstahl der Maschine. Dann rumpelt die Harley auf den Asphalt und das Brüllen des Motorrads bei Vollgas vereint sich mit dem brausenden Pazifik zu einer einzigartigen Symphonie.

INFORMATIONEN: Anreise: Flüge mit Lufthansa und Ansett Australia nach Sydney ab 2290 Mark. Reservierung unter Tel.: 0180/5494366. Marlboro Reisen bietet noch bis Ende Oktober Motorradtouren ab Melbourne ab 829 Mark, Tel.: 089/89323017, Email: mbr@vivasportreisen.de Weitere Auskünfte: Australian Tourist Commission (ATC), Neue Mainzer Straße22, 60311 Frankfurt am Main, Tel.: 069/95096173

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