Flughafen Bangkok:Besenreine Übergabe

Die Flughafen-Besetzung in Bangkok endet friedlich mit einer Party - 200.000 Touristen sitzen aber noch fest.

Jan Bielicki

Bangkok - Die Party ist vorbei, nur vor der gläsernen Abflughalle von Bangkoks internationalem Flughafen Suvarnabhumi tanzen sie am Morgen danach noch eine letzte Polonaise.

Flughafen Bangkok: Die erste Landung nach einer Woche - Passagiere aus Phuket kommen mit einer Maschine der Thai Airways in Bangkok an.

Die erste Landung nach einer Woche - Passagiere aus Phuket kommen mit einer Maschine der Thai Airways in Bangkok an.

(Foto: Foto: Reuters)

Eine röhrende Rockband bringt die letzten der Besetzer, die den Großflughafen seit einer guten Woche lahmgelegt haben, noch einmal in Stimmung, bevor es in Bussen, Taxis und sich auf der Auffahrt stauenden Privatwagen wieder in den Alltag geht.

Die mit Knüppeln bewaffneten Schlägertrupps der Oppositionsbewegung haben sich bereits in der Nacht abgesetzt, und den Autos, die sich nun um die aus Reifen, Stacheldraht und eroberten Polizeischilden errichteten Barrikaden schlängeln, winken nur noch ein paar Demonstranten mit handförmigen Plastikklappern fröhlich.

Bald soll wieder nach Plan gestartet werden

Auch Vudhibandhu Vichairatana ist zufrieden. Nun, da die Besetzer abziehen, darf sich der Vorstandsvorsitzende der Flughafengesellschaft wieder in seinen Hallen umsehen. "Der Flughafen ist im guten Zustand", sagt der Airport-Chef der Süddeutschen Zeitung, "und bald wird er wieder in einem exzellenten Zustand sein."

Schon in der Nacht von Donnerstag auf Freitag will er wieder Passagierjets nach dem Flugplan starten lassen, als Erstes wohl eine Maschine nach Rom. Andere Offizielle äußern sich vorsichtiger.

Zunächst müssten Instrumente und Software gründlich durchgetestet werden, was durchaus 8 bis 14 Tage dauern könne. Allerdings setzt die nationale Fluggesellschaft Thai Air bereits am Mittwochabend erste Sonderflüge aus dem geräumten Flughafen an.

Und tatsächlich ist vor den Check-In-Schaltern kaum noch zu erkennen, dass hier seit Dienstag vergangener Woche Tausende Protestler lagerten. Besenrein haben sie die Terminals wieder zurückgegeben. Die Auslagen der Geschäfte sind noch so ordentlich gefüllt, wie sie es waren, bevor die Besetzer vor einer Woche die Angestellten in die Flucht schlugen. Auch an den Getränken in den Kühlschränken der Bars hat sich offensichtlich niemand bedient. Nur die Regale mit den Süßigkeiten sind verdächtig leer.

Am Geburtstag des Königs muss alles sauber sein

Die gelben Bänder der Oppositionsbewegung um den Kopf gewunden, gehen ein paar Frauen noch einmal mit Wischmopps über den Fußboden. Tags zuvor haben sie noch den martialischen Parolen der Wortführer zugejubelt, die den besetzten Flughafen "bis in den Tod" gegen Räumungsversuche der Polizei zu verteidigen gelobten.

"Alles für den König", erklärt der pensionierte General Panthep Phuvabnartnuruk, "wenn der König am Freitag Geburtstag hat, muss alles sauber sein."

Auch der General, einer der Prominenten der Bewegung, sieht seine Protestler als Sieger, seit das Verfassungsgericht der gewählten Regierung am Dienstag den Rücktritt verordnet hat. Nur "ein Marionettenregime" des vom Militär vor zwei Jahren gestürzten und in Bangkoks Elite verhassten Ex-Premiers Thaksin Shinawatra sei das gewesen, schimpft der General. "Und wie korrupt der war, sehen Sie selbst!" Er deutet auf Sprünge in den Fußbodenfliesen, "schlechte Qualität, teuer bezahlt".

Autogramme von den Oppositionsführern

Die Führer der Opposition lassen sich unterdessen von ihren Anhängern noch einmal feiern. In langen Reihen stehen die Fans an, um sich Autogramme auf die gelben Hemden, Bänder und Mützen schreiben zu lassen.

Auch Taweesak ist dabei. Er hat demonstriert, obwohl er selber am Flughafen arbeitet - und seinen Job als Fahrer einer Touristenlimousine jetzt verloren hat. "Es war gut für das Land", sagt er, überzeugt davon, dass der Preis des Regierungssturzes für ihn und Thailands Wirtschaft nicht zu hoch war. "Die Touristen kommen wieder."

Die immer noch mehr als 200.000 in Bangkok gestrandeten Touristen belagern unterdessen weiter die Telefon-Hotlines und Büros der Fluglinien. Die Lufthansa versucht, die Wartenden vor dem Stadtbüro in Bangkok mit Getränken bei Laune zu halten. Bis Freitag will sie ihre Passagiere weiter über die 14 Stunden Busfahrt südlich von Bangkok gelegene Ferieninsel Phuket ausfliegen.

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