Fluggast-Daten:Die Airline weiß alles

BAA Ltd. Chief Executive Officer Colin Matthews Interview

Auch British Airways sammelt die Daten seiner Fluggäste. Angestellte suchten sogar nach Fotos der Fluggäste, angeblich um die Begrüßung persönlicher zu gestalten. Ein Blick auf den Boarding-Pass hätte wohl ausgereicht.

(Foto: Bloomberg)

Fluggesellschaften kennen Geburtstage, Adressen und sammeln sogar, mit wem ihre Kunden auf Reisen gegangen sind. Jetzt lernen sie, wie sie diese Daten ausnutzen können. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Datenschutz.

Von Jack Nicas, Wall Street Journal Deutschland

Fluggesellschaften sammeln schon länger große Mengen an Daten von ihren Passagieren, doch gerade lernen sie auch, wie sie diese ausnutzen können. Die aktuelle Stabilität in der Branche, die lange Zeit von Insolvenzen geplagt wurde, macht es den Unternehmen möglich, in Technologien zu investieren, die das Reisen angenehmer machen und mit der sich Werbung besser auf passende Kunden zuschneiden lässt. Doch noch fällt es den Airlines schwer, ihre Passagiere mit dieser Datennutzung nicht zu beunruhigen.

Welche Airlines sammeln Daten?

Praktisch alle kommerziellen Airlines sammeln persönliche Daten über ihre Kunden. Einige nutzen die Daten, um ihren Kundenservice zu verbessern und ihnen relevantere Angebote zu machen. Dazu gehören American Airlines, United Airlines, JetBlue Airways, British Airways und Qantas Airways.

Welche Daten sammeln sie genau?

Die Fluggesellschaften besitzen große Mengen an Kundendaten, darunter Adressen, Alter, welche Reisen sie in der Vergangenheit angetreten haben und mit wem. Es gibt Hinweise darauf, dass Airlines auch öffentlich verfügbare Daten von dritten Anbietern nutzen, so wie Schätzungen ihres jährlichen Einkommens und des Werts ihrer Immobilie.

Seit wann nutzen Fluggesellschaften diese Daten?

Jahrelang waren Airlines mit die fortschrittlichsten Firmen bei der Datennutzung. Mit Vielfliegerprogrammen fanden sie zum Beispiel heraus, wer ihre lukrativsten Kunden sind. Doch es fällt ihnen schwer, die breit gestreuten Daten zu verbinden und auszunutzen, die sie von den meisten Kunden haben.

In den vergangenen Jahrzehnten haben einige Firmen Geld investiert, um ihre Datensätze zu verbinden und Kundenprofile abzurunden. Seit vergangenem Jahr setzen Fluggesellschaften diese Profile ein, um Kunden gezielt zu umwerben.

Was sagen Fluggesellschaften über Datenschutz?

Die Airlines sagen, dass sie verantwortungsvoll mit der Privatsphäre ihrer Kunden umgehen. American Airlines zum Beispiel verbietet es der Belegschaft, bestimmte Datensätze zu speichern, zum Beispiel was ein Fluggast an Bord bestellt hat.

"Wir nehmen das sehr, sehr ernst", sagt Jeffrey Foland, Marketing-, Technologie- und Strategie-Chef bei United. "Wir glauben, dass wir keine Daten sammeln, die unsere Kunden nicht für akzeptabel und angebracht halten."

Qantas sagt, dass das Unternehmen den Empfehlungen eines Ausschusses von Vielfliegern folge, den es über Datennutzung befragt hat. "Dessen Aussage war: 'Ich will, dass ihr genug über mich wisst, um einen Nutzen daraus zu ziehen, aber ich will euch nicht in meinem Garten haben'", sagt Alison Webster, Managerin für Kundenzufriedenheit.

Jo Boswell, die das Datenprogramm bei British Airways leitet, sagt: "Die Privatsphäre wohnt allem inne, was wir tun, also sind wir vorsichtig, welche Daten wir nutzen und wozu."

Ist eine Airline schon einmal dabei erwischt worden, dass sie Ungutes mit den Daten angestellt hat?

Das hängt davon ab, was man als unangebracht empfindet. Kunden von Delta Air Lines beschwerten sich, als sie herausfanden, dass persönliche Daten über sie - wie zum Beispiel eine Schätzung ihres Jahreseinkommens - im Code der Firmenwebseite versteckt zu finden waren. British Airways wurde kritisiert, als bekannt wurde, dass Angestellte im Internet nach Fotos von Passagieren suchten, um sie persönlich begrüßen zu können.

Delta sagte dazu, dass das Unternehmen "wie andere auch" demographische Daten über seine Kunden nutze, um die Kommunikation und die Werbung zu verbessern und auf ihre Interessen zuzuschneiden.

British Airways berichtet, dass die Angestellten keine Fotos der Passagiere mehr sammeln.

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