Expo-Städtereise nach Mailand:Stadt mit schönem Passepartout

20 Millionen Menschen werden bei der Expo erwartet. Was Besucher in Mailand außer der Kunst nicht verpassen sollten und wo es in der geschäftigen Stadt am schönsten ist. Tipps für die Städtereise.

Von Katja Schnitzler

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Enjoy The Silence: Milan Prepares To Host Expo 2015

Quelle: Vittorio Zunino Celotto/Getty Images

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Mailand ist eine Stadt in Grau? Vielleicht, aber was für ein Grau! Es dient als ruhiger Hintergrund für die bunte Modewelt, für die Mailand berühmt ist - und lässt Raum für das historische Erbe ebenso wie für die Moderne. Man könnte auch sagen, dass Mailand auf mehr setzt als nur auf längst vergangene Zeiten. Und oft überrascht die Stadt ihre Besucher, die ein Industriegebiet erwarten und eine Metropole voller Stil-Leben vorfinden. Nun kann Mailand noch mehr Menschen von sich überzeugen: Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober ist hier die Welt zu Gast bei der Expo 2015.

Im Bild: das Viertel Brera

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Quelle: Vittorio Zunino Celotto/Getty Images

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Das Thema der Weltausstellung lautet "Den Planeten ernähren. Energien für das Leben", doch in den Pavillons auf dem Gelände der neuen Mailänder Messe im Vorort Rho geht es nicht nur um Ernährung, sondern - wie bei Expos üblich - darum, das eigene Land im besten Licht erscheinen zu lassen. Schließlich gilt es, 20 Millionen Besucher zu beeindrucken; mit so vielen Gästen rechnen die Veranstalter. Die Touristen aus dem In- und Ausland wollen aber mehr sehen als Gestaltungsideen, das Essen der Zukunft oder die Welt der Gewürze auf dem Expo-Gelände.

Im Bild: die Piazza Cairoli

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Daher ist es wohl keine schlechte Idee gewesen, vor einer historischen Sehenswürdigkeit, dem Castello Sforzesco, mitten in der Stadt mit zwei Pavillons an die Expo anzuknüpfen: Und Tickets gibt es hier auch, wobei es sich empfiehlt, diese bereits zuhause zu buchen.

Im Bild: das "Expo-Gate" vor dem Castello Sforzesco

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Quelle: Vittorio Zunino Celotto/Getty Images

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Wer es trotz der schnellen Metro nicht bis zum Expo-Gelände schafft, verpasst im Deutschland-Pavillon den Flug über die Heimat aus der Sicht einer Biene - und die deutsche Übersetzung des Dolce Vita: Besucher können eine Brotzeit kaufen und sich auf die Picknickebene setzen. Auf dem Dach stehen Liegen für ermattete Expo-Besucher bereit. Während die meisten Pavillons nur Gebäude auf Zeit sind, bleibt der italienische auch nach Oktober stehen und wird wohl die technischen Fakultäten beherbergen.

Im Bild: Blick aus einem Torbogen

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Wer der durchdesignten Expo-Welt den Rücken kehren möchte, widmet sich der speziellen Mailänder Mischung aus Historie, Kunst, Mode und Moderne - und natürlich Fußball. Noch spielen die Lokalrivalen AC und Inter Mailand im selben Stadion San Siro, in dem 2016 das Champions-League-Finale stattfindet. Das heißt eigentlich Giuseppe-Meazza-Stadion und ist das größte in Italien. Doch der AC Mailand will sich gerne absetzen und im Stadtteil Portello nach eigenen Angaben "eines der innovativsten Stadien der Welt" bauen lassen. Bis es soweit ist, treffen Touristen in San Siro noch Vertreter beider Clubs an, bei einem Spiel oder einer Stadionführung.

Im Bild: die Via Manzoni

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Andere Besucher zieht es eher in andere Hallen, vor allem in heilige - allerdings wollen nur manche dort beten. Andere kommen in die Kirche Santa Maria delle Grazie nur aus einem Grund: ein mehr als neun mal vier Meter großes Wandgemälde im ehemaligen Speisesaal des Klosters. Hier hat Leonardo da Vinci den Moment verewigt, als Jesus seinen schockierten Jüngern beim "Abendmahl" ("Cenacolo") mitteilt, dass er von einem der Ihren verraten werden würde. Zum Schutz des Meisterwerkes dürfen nur jeweils 30 Personen auf einmal in den Saal - für eine Viertelstunde, und das nur nach telefonischer oder Online-Anmeldung. Diese Tickets sind oft weit im Voraus ausverkauft.

Im Bild: die Kirche Santa Maria delle Grazie

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Leonardo-Fans, die vom letzten Abendmahl wegen Überfüllung ausgeschlossen wurden, können sich zumindest bis 19. Juli 2015 mit einer anderen Ausstellung trösten: So hat etwa das venezianische Kunstmuseum Meisterwerke da Vincis nach Mailand entliehen, wie den "Vitruvmann" - den berühmten Mann, der Arme und Beine in Kreis und Quadrat streckt.

Im Bild: Eine Nonne spaziert durch das Viertel Brera

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Zwar war Leonardo da Vinci kein gebürtiger Mailänder, doch dank seines Gönners Ludovico Sforza hatte er hier eine seiner produktivsten Phasen. Auch die Schau im Palazzo Reale zeigt diese Bandbreite, von der Landschaftsmalerei über eine Schnellschleuderkanone bis zu schönen Madonnen und Skelettstudien (eine ausführliche Besprechung der Ausstellung finden Sie hier).

Im Bild: Blick auf die Piazza Cairoli

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Nach dem Visionär aus dem Mittelalter bietet es sich an, die Entwürfe der Neuzeit auf sich wirken zu lassen: Wolkenkratzer verändern die Skyline von Mailand. So entsteht am Bahnhof Porta Garibaldi mit der Porta Nuova ein neues Viertel, das den Wandel schon im Namen trägt und dereinst als Stadtzentrum der Moderne dienen soll. Hier ist nicht nur Platz für Firmen und Wohnungen, sondern auch für Fußgänger. Und für aufsehenerregende Konzepte wie die beiden Türme "Bosco verticale" (der senkrechte Wald): Die Fassaden sind mit einem Hektar Bäumen und Pflanzen begrünt, Architekt Stefano Boeri erhielt dafür den Internationalen Hochhauspreis.

Im Bild: das Unicredit-Hochhaus, mit 231 Metern das höchste Gebäude Italiens und Teil des Viertels Porta Nuova

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Bislang war der Dom das dominanteste Gebäude der Stadt - und wird es auch weiterhin trotz der Hochhäuser bleiben: Zu Recht ist es bei Besuchern besonders beliebt, dem Dom aufs Dach zu steigen und von den Dom-Terrassen nicht nur die berühmten verzierten Spitzen - Guglie genannt - aus feinem Stuck und mit kleinen Figuren aus der Nähe zu sehen. Auch der Blick über die Stadt, bei gutem Wetter bis hin zu den Alpen, lohnt den Aufstieg. Wen seine Energie schon verlassen hat, nimmt den Lift - der kostet allerdings mit 13 Euro fünf Euro mehr als Treppensteigen. Während der Expo haben die Dom-Terrassen von neun bis 23 Uhr geöffnet.

Wer die Aussicht nicht vom, sondern auf den Dom bevorzugt (und sich das Geld sparen will), geht in das Panoramacafé des Kaufhauses La Rinascente gegenüber oder auf die Dachterrasse der benachbarten Galleria Vittorio Emanuele II - die Reiterstatue des namensgebenden Königs prägt den Domplatz.

Im Bild: der Domplatz

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Kirche, Kunst und Kommerz liegen in Mailand ganz dicht beieinander: Ebenfalls am Domplatz ist der Einkaufstempel aus dem 19. Jahrhundert, die Galleria Vittorio Emanuele II: Viel mehr als die hochpreisigen Luxus-Marken beeindruckt die Glaskuppel, die 47 Meter erreicht. Bescheidenheit ist hier keine Zier. Wem noch das Geld für die Geschäfte fehlt, vertraut auf einen glücksbringenden Brauch: Er dreht seinen Absatz auf dem einst sehr potenten Mosaik-Stier im Turiner Wappen unter der Kuppel. Die delikate Stelle ist leicht zu finden - so viele haben schon ihr Glück gesucht, dass in den Boden ein Loch gewetzt ist.

Im Bild: Schaufenster in Mailand

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Und wo gefällt es den Mode-Prominenten in Mailand besonders gut? Das wollte das SZ Magazin wissen. Donatella Versace empfahl ebenfalls einen Ort am Domplatz: "Mein absoluter Lieblingsort in Mailand ist der Palazzo dell' Arengario, der das Museo del Novecento für Kunst und Malerei des 20. Jahrhunderts beherbergt." Ein schöner Mehrwert: Vom obersten Stock aus habe man ebenfalls einen wunderbaren Blick auf den Mailänder Dom.

Im Bild: das Museum des 20. Jahrhunderts

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Auch Modeschöpfer Giorgio Armani riet im SZ Magazin, sich nicht vom manchmal kühlen Äußeren Mailands abschrecken zu lassen: "Mailand wirkt immer wie eine reine Geschäftsstadt, dabei gibt es dort in Wirklichkeit jede Menge Kultur zu entdecken. Hinter den strengen Fassaden der Paläste auf der Via Borgonuovo verbergen sich idyllische Höfe und Gärten. Und in Mailands Kirchen findet man oft wundervolle Kunstwerke, Santa Maria presso San Satiro etwa ist ein Geheimtipp." (Weitere Mailand-Tipps von Prominenten finden Sie hier.)

Im Bild: Blick auf die Fassade der Italienischen Börse im Palazzo Mezzanotte an der Piazza Affari, davor ein Fingerzeig des Künstlers Maurizio Cattelan - die Skulptur sollte dort eigentlich nur zehn Tage stehen. Nun wird der Mittelfinger schon seit Jahren gezeigt, offenbar nehmen es die Mailänder mit Humor.

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Natürlich hat auch ein weiteres berühmtes Aushängeschild von Mailand ein eigenes Festprogramm zur Expo: die Scala, ebenfalls am Dom. So hat ebenfalls am 1. Mai die Inszenierung von Puccinis Turandot Premiere, zudem wird die Scala das erste Mal in ihrer Geschichte durchgehend von Mai bis Oktober offen haben: 130 Aufführungen sind geplant, darunter Opern, Ballettvorführungen und Konzerte (das gesamte Programm finden Sie hier). Auch das Museum in der Scala bietet zusätzlich zur Ausstellung ein Programm, etwa Führungen mit Kammerkonzert.

Im Bild: Passanten auf dem Domplatz

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Nach so viel Hochkultur und Luxuskommerz ist es Zeit für einen Ortswechsel: Der historische Naviglio Grande bietet sich für Spaziergänger und Radfahrer an, im Sommer werden bisweilen auch Bootsfahrten offeriert. Auf dem Kanal, der Mailand mit dem Lago Maggiore verbindet, wurden seit dem 12. Jahrhundert Waren transportiert und der Marmor für den Dom verschifft. In alten Handwerkerhäusern haben sich nun Ateliers, kleine Läden und Cafés angesiedelt, bisweilen ist an den Uferwegen ein Antiquitäten- oder Trödelmarkt.

Im Bild: Ein Fußgänger und ein Radfahrer teilen sich den Platz in der Via Torino

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Quelle: Vittorio Zunino Celotto/Getty Images

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Aber auch mitten in Mailand gibt es kleine Ruhepole, selbst in der Luxus-Einkaufsstraße Via Montenapoleone. Ein besonderer Rückzugsort ist der Botanische Garten beim Palazzo Brera im gleichnamigen, ehemaligen Künstlerviertel. In dem Palazzo befindet sich auch die Pinakothek - und eine Napoleonstatue, die den Feldherrn ein wenig größer und ansehnlicher zeigt, als es wohl der Realität entsprach.

Und wer nicht mehr gehen möchte oder kann, steigt in den Bus 94, der dem alten, mittelalterlichen Mauerring folgt. Die Tramlinien 29/30 hingegen führen an den meisten Toranlagen von der Porta Volta bis zur Porta Ticinese vorbei.

Weitere Tipps für die Städtereise in Mailand finden Sie hier: www.sz.de/reisefuehrer/mailand

Im Bild: die Via Montenapoleone

© SZ.de/fued/rus
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