Eventstandort Zugspitze:"Das ist der Gipfel"

Musikantenstadl oder Innenministerkonferenz, Protest gegen Walfang oder Ärztestreik: Wer ein besonderes Anliegen hat, versucht es auf der Zugspitze.

"Das ist der Gipfel", "Wir steigen Deutschland aufs Dach" und "Das ist Spitze" heißen die wiederkehrenden Sprüche, die von der 2962 Meter hohen Felsspitze in die Welt verbreitet werden.

"Wer ein besonderes Anliegen hat, versucht es an einem besonderen Ort zu kommunizieren - und das ist die Zugspitze", erläutert die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Eva-Maria Greimel. Vor allem aber soll die Besonderheit des Ortes die Botschaft in ein besonderes Licht tauchen.

Allein in den ersten beiden Augustwochen versammelten sich dort die streikenden Ärzte und die Arbeitslosen, Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) stellte neueste Pläne zum Schutz vor den Folgen der Erderwärmung vor, und der neue "Musikantenstadl"-Moderator Andy Borg verkündete seine Vorstellungen für den Fortgang der Sendung.

Zwar hat die Volksmusiksendung mit dem Berg an sich nichts zu tun, genauso wenig wie der Niedergang des Gesundheitssystems oder zu schlecht bezahlte Mediziner.

Bilder, die überzeugen müssen

Doch die Bilder von Ärzten, die sich aus Protest gegen ihre Arbeitsbedingungen mitten im Sommer dichtem Schneefall aussetzen, müssen überzeugen.

"Die Kollegen nehmen viel auf sich", lobte der Landesvorsitzende des Marburger Bundes, Christoph Emminger, um gleich den Schluss zu ziehen: "Ich mache mir keine Sorgen um die Streikbereitschaft." Zum Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft kamen rund 100 Fans zum "Höhenrauschfinale" auf die Zugspitze.

Das bayerische Kabinett tagte schon auf dem Berg, und die Innenminister der Länder diskutierten dort über die umstrittenen neuen Einbürgerungsregeln. "Wir als bayerischer Gastgeber wollen dafür sorgen, dass auf fachlich und geografisch höchstem Niveau getagt wird", begründete Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) im Mai die Wahl des Tagungsortes.

Und: "Nur wer zustimmt, darf wieder mit runter." Auch was Meeresgetier mit dem Zugspitzgipfel zu tun hat, erschließt sich nicht sofort. Vor drei Jahren protestierte Greenpeace dort gegen die Bedrohung der Wale.

Aktivisten in gelben Jacken installierten einen 15 Meter langen aufblasbaren blauen Wal am Gipfelkreuz. Der gewaltsame Tod von 300.000 Walen jährlich sei "der Gipfel", hieß es begründend auf einem Transparent.

"Wir haben einen prägnanten Ort gesucht, bei dem wir davon ausgehen konnten, dass wir die Menschen erreichen", erläutert der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. Dass die Alpen sich einmal aus einem Meer erhoben haben, habe bei der Aktion keine Rolle gespielt.

Immer mehr Events

Auch jenseits der Öffentlichkeit wird die Zugspitze immer mehr für Events genutzt.

Unternehmen und Verbände mieten das "SonnAlpin" mit Tagungszentrum und Blockhaus in 2600 Metern Höhe oder die Panorama-Lounge knapp unter dem Gipfel für Bilanzpressekonferenzen, Managementseminare und Tagungen; Autofirmen lassen gar ihre neuen Modelle zur Präsentation auf den Berg schaffen.

"Das ist der Gipfel"

Die nagelneuen Schlitten werden auf eine Art Laderampe der Zahnradbahn gezurrt und so bergauf geschleppt. "Solange die Autos durch den Tunnel passen, ist es kein Problem", erläutert Elisabeth Laumer von der Event- Abteilung der Zugspitzbahn.

Vier-Sterne-Köche verwöhnen die Gäste, bis sie - oft erst tief in der Nacht - per Zahnradbahn wieder ins Tal rollen.

Die Gondel darf bei Dunkelheit aus Sicherheitsgründen nicht fahren. Firmen lassen ihr Logo in Eisblöcke schneiden, Fotoshootings zeigen halsbrecherische Abseilaktionen aus der Gondel. "Es gibt hier fast nichts, was es da oben noch nicht gegeben hat", sagt Laumer.

Eine Absage gab es für ein Schlittenhunderennen, und auch Feuerwerke will man nicht haben. "Wir wollen den Aspekt Naturschutz berücksichtigen - und wir wollen keinen Ausverkauf des Gipfels."

Abgelehnt wurden auch Pläne einer bekannten Schokoladenfirma, die den Gipfel nachts mit 140 Scheinwerfer lila erglühen lassen wollte.

Der Schokoladenhersteller trage ohnehin zu einem verzerrten Bild der Natur bei, argumentierte vor zwei Jahren der CSU-Landtagsabgeordnete Henning Kaul. "Wenn Stadtkinder gefragt werden, welche Farbe Kühe haben, dann sagen sie lila. Dass in Zukunft gesagt wird, die Zugspitze ist lila, das soll nicht auch noch passieren."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: