EU-Parlament lehnt längere Dienstzeit ab:Umstrittenes Pilotengesetz vor dem Aus

Flugzeug nachts am Airport

Zu müde zum Fliegen? Piloten hatten gegen die EU-Pläne zu längeren Dienstzeiten protestiert.

(Foto: mr.elch/photocase.com)

Die Dienstzeiten von Europas Piloten werden vorerst doch nicht einheitlich. Denn der Vorschlag der EU-Kommission bedeutete, dass Flugkapitäne nach 22 Stunden Dienst noch hochkonzentriert hätten landen müssen.

Von Javier Cáceres

Ein umstrittenes Gesetzesvorhaben zu den Flugdienstzeiten von Piloten droht am Widerstand des Europaparlaments zu scheitern. Im Verkehrsausschuss fand sich am Montag eine überraschend deutliche Mehrheit für einen von Grünen und Linken eingebrachten Antrag, der den Verordnungsvorschlag der Kommission ablehnt. 21 Parlamentarier stimmten für die Zurückweisung, 13 dagegen. "Dies ist ein äußerst wichtiger Etappensieg", sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Michael Cramer. Endgültig gescheitert wäre das Vorhaben nämlich erst, wenn auch das Plenum des Europaparlaments die Regelung ablehnen sollte. Ein Termin für die Abstimmung stand am Montag noch nicht fest.

In den vergangenen Tagen hatten die Auseinandersetzungen über die Folgen der Gesetzesinitiative an Schärfe zugenommen. Pilotenvereinigungen wie Cockpit warnten, dass der Verordnungsvorschlag zu lange Arbeitszeiten festschreibt - und damit die schon jetzt akuten Übermüdungsgefahren von Piloten nicht bannt. So sei denkbar, dass ein Flugzeug von einem Piloten gesteuert wird, der durch die Koppelung von Bereitschaft und Flugzeit 22 Stunden wach sei. Zudem wurde die Obergrenze von Nachtflugzeiten auf elf Stunden festgelegt. Das ist weniger als derzeit - aber mehr als die zehn Stunden, die in einer wissenschaftlichen Studie angeraten werden, die von der Europäischen Flugsicherheitsagentur EASA in Auftrag gegeben worden war. "Wir wollen weder von einem übermüdeten Arzt operiert und genauso wenig von einem völlig erschöpften Piloten geflogen werden", sagte Cramer.

Der zuständige EU-Kommissar Siim Kallas zeigte sich nach der Niederlage enttäuscht. Er warf den Kritikern auch am Montag vor, seinen Vorschlag mit "Angstgeschichten und falschen Behauptungen" zu torpedieren. Die Sicherheit der Flugpassagiere stehe für die Kommission natürlich an vorderster Stelle.

Der SPD-Abgeordnete Knut Fleckenstein forderte die Kommission auf, ihren Vorschlag noch mal zu überdenken: "Die Sicherheit von Personal und Passagieren muss an erster Stelle vor den Profitinteressen der Fluggesellschaften stehen."

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