Erlebnisse von SZ-Korrespondenten:Kurioses aus aller Welt

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Mitten in ... Absurdistan

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Mitten in ... Sevilla

Ob es wirklich die Liebe ist, die stärker ist? Oder doch nur die Macht der Moden? Wer weiß. Fakt aber ist: Schon wieder hängt die Triana-Brücke, die sich in Sevilla über den Guadalquivir spannt, voller Vorhängeschlösser. Vor einigen Jahren hatten mutmaßlich italienische Erasmus-Studenten einen Brauch eingeschleppt, der darin besteht, zum Schwur ewiger Liebe Vorhängeschlösser an einer Brücke zu befestigen und den dazugehörigen Schlüssel in den darunter liegenden Fluss zu werfen.

Die Sitte beruht auf einer Szene aus "Ich steh auf Dich", einem Roman von Federico Moccia, und soll an der Milvischen Brücke in Rom erstmals gepflegt worden sein. In Sevilla wurde das Ganze zum Politikum, das Stadtparlament verfügte gar den regelmäßigen Einsatz von Bolzenschneidern.

Zur Freude örtlicher Schlossdealer. Schlösser mit langen Bügeln gehen prächtig.

(Javier Cáceres, SZ vom 31.10./1.11.2009)

Vorbild für die Vorhängeschlösser in Sevilla: Die Liebesschlösser auf der Ponte Milvio in Rom. Foto: AP

Mitten in ... Absurdistan

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Mitten in ... Frankfurt

Die Passagiere im Flieger nach Berlin haben alle Platz genommen, es wird in Zeitungen geblättert, und die Stewardessen schauen, ob auch ja jeder angeschnallt ist. Da meldet sich der Pilot und sagt, eigentlich hätte man pünktlich starten können, aber ein Passagier, der bereits eingecheckt hatte, sei nicht erschienen. Ein Koffer müsse wieder ausgeladen werden. Fünf Minuten vergehen, zehn, dann stürmt ein Japaner in die Kabine, vielleicht 70 Jahre alt.

Er setzt sich nicht auf seinen Platz, sondern verbeugt sich zig Mal und hält laut eine dreiminütige Rede - auf Japanisch. Die Stewardess ist konsterniert. Und fragt einen japanischen Passagier, ob er ihr sagen könne, was der Gastredner von sich gegeben habe.

Dieser, so erfährt dann die perplexe Flugbegleiterin, habe sich einfach nur vor allen für seine Verspätung entschuldigt.

(Thorsten Schmitz, SZ vom 31.10./1.11.2009)

Foto: iStock

Mitten in ... Absurdistan

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Mitten in ... Haute Savoie

Madame Heike hat ein reizendes Temperament und rotes Haar, aber jetzt schaut sie sorgenvoll auf die Reisenden aus München. Leider, sagt sie, sei ihr Hotel für die Nacht ausgebucht: "die Pilger." Pilger?

Das Hotel liegt südlich von Genf in der Haute Savoie direkt an der Straße, und ist seit Jahren die Etappenstation in die Ferien nach Marseille gewesen. Niemals Pilger. Aber seit Hape Kerkelings Bestseller schlagen die überall ihre Schneisen. Kann es wirklich sein, dass sie alle zum Heiligen Jakob unterwegs sind, der früher in der Kirche wie ein freundlicher Pinguin auf dem Sockel stand mit seinem schiefgelegten Holzgesicht?

Gerade kommt im Hotel ein ganzer Bus an, nette Leute, keine Pinguine. Madame Heike weiß Rat. Sie vermittelt den Münchnern ein Nachtquartier ein paar Kilometer abseits, unter einer Dachgaube, im Fenster die Apfelbäume.

(Claudia Tieschky, SZ vom 31.10./1.11.2009)

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Mitten in ... Absurdistan

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Mitten in ... Palermo

Palermo ist berühmt für seine Zuckerbäcker. Aber leider auch für seine zerfallenden Häuser, unbeleuchteten Gassen und Müllberge auf der Straße. Als ob das nicht schon unheimlich genug wäre, gehören hier ausgerechnet Tote zu den größten Attraktionen.

In den Katakomben der Kapuziner am Rande der Altstadt gruseln sich Touristen in düsteren Gängen, in denen 8000 Mumien und Skelette ausgestellt sind. Viele hängen an den Wänden, angeblich als Erinnerung der Mönche an die Vergänglichkeit. Reiseführer warnen: nichts für Zartbesaitete. Das Ehepaar aus Bayern gehört zur abgehärteten Sorte.

Mit "schau den mal o" und "oh mei" bekunden beide lautstark ihre Begeisterung. Dialog am Ausgang. Sie: "Mir is fei jetzt net schlecht wordn, so eine Süßigkeit könnt i jetzt scho vertragen."

Er: "Ja, so a Spaghetti-Eis passt scho no rein."

(Andreas Schubert, SZ vom 31.10./1.11.2009)

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Mitten in ... München, Franz Xaver Kroetz bei der Premiere des Kinofilms

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Mitten in ... München

Ein Theaterabend im Marstall. Auf dem Spielplan steht ein frühes Stück von Franz Xaver Kroetz: "Heimarbeit", ein Kleinfamiliendrama, das die totale Abstumpfung und Gemeinheit der einfachen Leute zeigt.

An sich ist die Inszenierung eher harmlos, doch nach zwanzig Minuten steht ein Zuschauer auf, um mit lauten Schritten seine Entrüstung zu bekunden. Nach einer Dreiviertelstunde schleichen sich vier Rentnerinnen aus dem Saal, weitere folgen.

Schweigen nach dem kurzen Applaus; in der hintersten Reihe liegt ein Zuschauer flach auf der Bank: kroetzbedingter Kollaps oder doch der Kreislauf?

Draußen entlädt sich der Unmut, ein Herr findet die "Fäkaliensprache" unerträglich, obwohl gar keine Fäkalien vorkamen. Der immer noch zornige Autor müsste jetzt sehr zufrieden sein: Die alten, bösen Stücke, sie funktionieren noch immer.

(Christian Mayer, SZ vom 24./25.10.2009)

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Mitten in ... Rom, AP

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Mitten in ... Rom

Das Rotlicht ist ihr Startsignal: Die Autos stehen kaum, schon springen sie los - die Scheibenwäscher und Taschentuchverkäufer. Immigranten gehen diesem abgasreichen, riskanten Job nach.

Die meisten Fahrer schließen genervt das Fenster, aber mancher braucht doch mal wieder klare Sicht. Neulich, unterwegs mit einer Römerin, eilte einer dieser "lavavetri" herbei, und siehe da, sie kannten sich - von der Ampel.

Aber die Scheibe blitzte, und Taschentücher brauchte die Fahrerin gerade keine. Ihr Bekannter sei ein braver Mann, erzählte die Römerin, "ich kaufe fast immer etwas". Dann zeigte sie hinter sich: Unzählige Taschentuchpäckchen bedeckten die Rückbank.

Auf die muss sie nun zurückgreifen, denn am 1.November soll Schluss sein mit Roms Ampelmännern, der Bürgermeister will es so. Die meisten Römer auch, sagt er.

(Andrea Bachstein, SZ vom 24./25.10.2009)

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Mitten in ... Buenos Aires, AFP

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Mitten in ... Buenos Aires

Was macht man in Buenos Aires, wenn einen irgendetwas stört? Man sperrt eine Straße. Denn Argentiniens Metropole ist nicht nur die Hauptstadt von Tango, Steaks und Maradona, es ist auch eine Hauptstadt der Proteste.

Kürzlich rechnete die Zeitung La Nación vor, dass in den vergangenen neun Monaten 440 Mal für Demonstrationen der Verkehr unterbrochen wurde, allein achtmal binnen 30 Tagen auf der Autobahn Panamericana.

Die Blockaden heißen Piquetes, manche Piqueteros streiken hauptberuflich. Die Sitte geht zurück auf den Finanzcrash 2002 und produziert sagenhafte Staus. Es geht um Tragödien wie einen tödlichen Diskothekenbrand und Massenentlassungen eines Konzerns, aber auch um Öffnungszeiten oder ein undichtes Schuldach.

In unserem Viertel spinnt gerade das Internet. Wir erwägen, unsere Straße zu sperren.

(Peter Burghardt/SZ vom 24./25.10.2009)

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Mitten in ...

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Mitten in ... Terracina

"Man spricht deutsh"' in Terracina. Das ist seit Gerhard Polts giftigem Film aus dem Jahr 1988 bekannt. Thema des Werks ist unter anderem die Kunst der Italiener, die Liebe des Deutschen zur gewohnten Speis, im Idealfall Würstl con Krauti, zu befriedigen. Auch 21 Jahre nach Polts Abrechnung mit seiner zweiten Heimat (er lebt in Terracina viele Monate im Jahr) hat sich das offensichtlich nicht geändert, die Italiener treiben nach wie vor ihre Scherze mit der deutschen Küche.

Diese Stadt, in der man so wunderbar essen kann, in der Trattoria Refugio Olmata etwa oder, erst recht, im Saint Patrick, hat im Südosten einen Campingplatz. Auch dort kann speisen, wem der Weg in die Stadt zu weit ist.

Unter anderem "Pizza Adolf", mit Kartoffel und Würstl. Auf Nachfrage heißt es, diese Variation würde gerne bestellt. Auch von Österreichern.

(Karl Forster, SZ vom 17/18.10.2009)

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Mitten in ...

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Mitten in ... Moskau

Jetzt werden die ersten Moskauer sogar an einem goldenen Oktobertag misstrauisch. "Ob da schon Jurij Luschkow am Werke ist?", fragt eine Frau an einem Tag, der prachtvoller nicht sein kann. Sanft beugt der Wind die dünnen Äste, der sonst so bewölkte Himmel ist wie leergefegt. So wird das jetzt oft sein: dass die Menschen nach oben schauen und dabei an den Moskauer Bürgermeister denken.

Schnell wie ein Sturmwind hat soeben die Stadt doch tatsächlich seinen Vorschlag angenommen, Schneewolken abzuschießen, noch ehe sie die Metropole erreichen. Zehn Millionen Dollar will Moskau sparen durch ausgedünnten Winterdienst. Es gehe ja nur um wenige Male in der schneereichen Zeit, sagte ein Sprecher. Und doch, den nächsten Flockenfall dürfte es bald geben - und das Geflüster darüber, warum die Politik das nicht verhindert hat.

(Frank Nienhuysen, SZ vom 17/18.10.2009)

Foto: dpa

Mitten in ...

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Mitten in ... Philadelphia

Der alte deutschen Führerschein ist weithin als rosa Lappen bekannt, nicht jedoch unter Imbissverkäufern in amerikanischen Baseballstadien. Den Altersnachweis beim Erwerb von Bier nimmt man ernst in Philadelphia. Sehr ernst. Drei Kassenkräfte studieren das verdächtige Dokument. "Es hat Löcher", sagt eine Frau und ruft ihren Chef an.

Der eilt persönlich zu Hilfe, begleitet von einem bewaffneten Sicherheitsmann. Nach gründlicher Abtastung des Papiers verkündet er, er wolle da lieber seinen eigenen Chef fragen. Die mehrminütige Beratung über Funk ergibt: Alles ganz einfach, der Kunde muss bloß ein Formular ausfüllen, die Zentrale werde das gleich faxen.

Die Zentrale lässt sich Zeit, der Kunde bittet um eine Cola. Das wird nur widerwillig akzeptiert: "Kommen Sie wieder", sagt der Sicherheitsmann, "wir klären das für sie."

(Roman Deininger, SZ vom 17/18.10.2009)

Foto: dpa

Mitten in ...

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Mitten in ... Dalaman

Sonniges Drehkreuz der türkischen Ägäis, Einflugschneise der Touristenbomber: Dalaman. Soeben ist die Maschine einer deutschen Billig-Airline gelandet. Jetzt steht und rollt sie abwechselnd in Richtung finaler Parkposition. Die Gäste an Bord werden ungeduldig, der Flugbegleiter muss seine obligatorische Ansage machen: "Bitte bleiben Sie noch so lange mit uns angeschnallt sitzen, bis die Motoren zum Stillstand gekommen sind." Nach einem theatralischen Räusperer fährt er fort: "Dann dürfen Sie auch gleich aufspringen, Ihre Ellenbogen ausfahren, drängeln und schubsen - wie Sie das gewohnt sind!"

Gelächter im Flugzeug. Die Passagiere nicken zustimmend und freuen sich, so ironisch den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Dann parkt die Maschine. Die Leute springen auf, fahren die Ellenbogen aus, drängeln und schubsen.

Jochen Temsch, SZ vom 10./11.10.2009

Foto: iStock

Mitten in ...

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Mitten in ... Berlin

Wen interessieren ein paar Kinder, die über Wochen vier große Mauersteine aus Styropor bemalt haben? Niemanden. Jedenfalls niemanden von der Presse.

Am 9. November sollen bei einem Fest am Brandenburger Tor 1000 Styropor-Steine umgestoßen werden und an den Fall der Mauer erinnern. Lech Walesa wird den ersten Schubs geben. Schüler aus aller Welt hatten sich beworben, die Steine zu bemalen. An der Löcknitz-Grundschule in Berlin-Schöneberg waren es sieben Mädchen, deren Entwürfe ausgewählt wurden: Es sind die bunten Gedanken von Kindern, die mehr zeigen als alle Reden großer Männer, die an diesem Tag zu erwarten sind.

Die Direktorin der Schule war so stolz, dass sie die lokale Presse zum Termin auf den Schulhof gebeten hatte. Die Kinder warteten lange. Als es zu nieseln begann, trugen sie die Steine behutsam ins Trockene.

Renate Meinhof, SZ vom 10./11.10.2009

Foto: oh

Mitten in ...

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Mitten in ... Madrid

Manuel Vázquez Montalbán selig rühmte den FC Barcelona, das soziokulturelle Aushängeschild Kataloniens, nicht nur für fußballerische Leistungen. Sondern stets auch dafür, Immigranten integriert zu haben. Dieser Tage, in Madrid, lag der Gedanke an den Schriftsteller nahe.

Am Rande eines Fußballplatzes balgten sich zwei Buben, einer blond, der andere pechschwarz und erkennbar aus lateinamerikanischen Migrationszusammenhängen. Worum es ging, ist erstens unbekannt und zweitens unerheblich, Zehnjährige balgen sich eben.

Die Älteren gingen nur dazwischen, weil sie ihre Rauferei auf dem Rasen fortsetzen wollten. Befriedet waren die Streithähne hinterher nicht, der Blonde suchte noch das letzte Wort: "Du alter Katalane, du!" Denn mochte der andere auch so schwarz sein wie er wollte: Er trug das Trikot des FC Barcelona.

Javier Cáceres, SZ vom 10./11.10.2009

FC Barcelona, Foto: AP

Mitten in ... München, iStock

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Mitten in ... München

Erstmal runter zur Isar kommen. An der Isar ist der Radweg breit, hier lässt es sich gemütlich fahren, ohne die Angst, vom Seitenspiegel eines Betonmischers enthauptet zu werden.

Dann vorbei am Gasteig, gefühlte 20 Prozent Steigung, jetzt weiter durch Haidhausen, schön ist's hier, wirklich schön, und jetzt rasch diese Frau überholt, die da mit 2,5 km/h über den Radweg schleicht, und dann nur noch links weg und - "Rambo, Sie Rambo", schreit die Frau und beschleunigt auf - na, sagen wir, 3,2 km/h - "echt, Rambo, so was!"

Die Frau biegt mit ab nach links. "Rambo", ruft sie erneut. Rambo - wie in: John Rambo, Kämpfer, im Kino verkörpert von Sylvester Stallone.

Die Frau kreischt: "Rambo!" Schließlich muss sie abreißen lassen, die Rufe verhallen. Was sie wohl gemeint hat? Oberarme? Oder doch Gesicht? Letzteres wäre gemein.

Christian Zaschke, SZ vom 26./27.9.2009

Foto: iStock

Mitten in ... Buenos Aires, dpa

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Mitten in ... Buenos Aires

Maradona ist wieder da. Er landete am Donnerstag auf dem Flughafen vor Buenos Aires und fuhr dann mit seinem Mini zur Zentrale von Argentiniens Fußballnationalmannschaft. Diego Maradona ist deren Trainer, allerdings hat seine Truppe zuletzt ständig verloren und könnte die WM verpassen. Außerdem war Teamchef Diego gerade zur Abmagerungskur nach Südtirol geflüchtet und schien derweil entmachtet worden zu sein.

Aber wie so oft in seinem Leben kam alles anders. Abgenommen wurden ihm in Meran außer drei Kilo Körpergewicht auch seine Brillantohrsticker im Wert von 4000 Euro - Steuerfahnder griffen zu, er schuldet Italiens Finanzamt 36 Millionen Euro.

Doch nach der Rückkehr trug Maradona Trainingsanzug, es blitzte wieder an den Ohrläppchen, und er sprach: "Der einzige, der hier entscheidet, bin ich."

Peter Burghardt, SZ vom 26./27.9.2009

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Mitten in ... Niedersachsen, dpa

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Mitten in ... Niedersachsen

Niedersachsen, genauer geht es leider nicht. Irgendwo im Grenzgebiet zu Thüringen und Hessen soll er sich rumtreiben. Der Elch. Im Wald. Mehrere Augenzeugen wollen ihn gesehen haben, darunter nach Angaben aller hierzulande fürs Elchwesen Zuständigen sogar glaubwürdige.

Nein, liebe Kinder, der Elch ist nicht aus dem Möbelhaus weggelaufen, in dem eure Eltern euch jeden Samstag in einen Behälter mit bunten Kugeln werfen. Der Elch kommt aus dem Norden und ist wohl übers Baltikum eingereist. Oder er ist ein verkleideter Hirsch. Vielleicht auch ein erschöpft vom Himmel gefallenes Rentier, das all die Nikoläuse und Lebkuchenherzen zu den Supermärkten transportieren musste, in glühender Septembersonne.

In den Siebzigern spazierte übrigens mal ein Elch durch Lübeck. Großes Hallo damals. Bis ihn ein Mann erlegte.

Ralf Wiegand, SZ vom 26./27.9.2009

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Mitten in ... Cres, dpa

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Mitten in ... Cres

In einem Metzgerladen in Cres, dem Hauptort der gleichnamigen kroatischen Insel. Ein Kunde betritt den Laden, mit nichts am Leib außer einer Bermuda und einem goldenen Monstrum von Armbanduhr. "Steaks", sagt er. "Filet?", fragt der Metzger. Klar, Filet. "Wie viele?""15." 15 Filetsteaks! Der Kunde erklärt: "I hob Gäste auf der Yacht." Offensichtlich ein Österreicher. "An Bürgermeister von Wolgograd - Stalingrad, wissens eh."

Der Metzger kann seinen Blick nicht von der Armbanduhr wenden. "Die Uhr - was kostet?" "20.000 Euro", sagt der Yachtbesitzer. Der Metzger erstarrt. "20.000! Meine Uhr" - er zeigt seine Armbanduhr, auch ein schönes Stück - "200 Euro!"

Die Metzgersfrau ist unbeeindruckt. "Haben Glück, dass nicht in Bosnien", sagt sie, "sonst . . ." und sie lässt die Handkante scharf auf ihren Unterarm sausen.

Hans Holzhaider, SZ vom 19./20.9.2009

Mitten in ... Köln, AP

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Mitten in ... Köln

Warten auf die German-Wings-Maschine, Flug 4 U 88 nach München soll Verspätung haben. Zwei Bodenstewardessen und ihr Kollege verziehen sich vom Schalter nach hinten in den Finger zum Flugzeug. Dort fangen sie zu diskutieren an, sehr, sehr laut. "Ey, spinnst du oder was?" - "Ey, volle Kacke, voll bescheuert." - "So eine Schlampe, echt der Hammer."

Ein Passagier steht auf, er kann sich nicht mehr auf die Zeitung konzentrieren und ruft in Richtung Finger: "Wir wollen Ihre Privatgespräche nicht hören."

Die Drei treten heraus, der Mann vorneweg, Hände in die Hüften gestemmt. "Ist was?", fragt er in die Menge.

Der eine Passagier gibt sich ihm zu erkennen und wiederholt: "Wir wollen Ihre Privatgespräche nicht hören." Der Bodensteward: "Da sind Sie aber der einzige." Darauf hundert Passagiere, wie auf ein Kommando: "Nööööö."

Detlef Esslinger, SZ vom 19./20.9.2009

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Mitten in ... London, dpa

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Mitten in ... London

Unter dem Sammelsurium übriggebliebener Münzen vergangener Urlaube liegt eine ordentlich gefaltete 20-Pfund-Note, ungefähr 20 Jahre alt. Reicht für ein Abendessen, wenigstens für ein kleines.

Allerdings ist der Schein größer als die neu umgetauschten und keiner will ihn haben. Es will ihn aber auch niemand umtauschen, dabei gibt es in London eine Menge Banken und alle Banker sind unglaublich hilfsbereit und erklären, wo denn die nächste Filiale sei, die den Schein bestimmt annehmen werde.

Irgendwann stellt sich heraus: Einen neuen Schein gibt es nur für Besitzer eines englischen Bankkontos. Der Schein wird also in der Schachtel enden.

Der letzte Versuch am Flughafen bei der Wechselstube: "Seems to be ours!", ("scheint unserer zu sein"), meint der bärtige Herr und drückt mir einen neuen Zwanziger in die Hand.

Petra Payer, SZ vom 19./20.9.2009

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Mitten in ... Thüringen

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Mitten in ... Thüringen

Im Regionalexpress vom thüringischen Grimmenthal nach Würzburg. Eine Gruppe von acht Damen sitzt an zwei Vierertischen. Das Haar schon leicht ergraut, die Blusen in Pastelltönen. Piccolo-Flaschen werden geöffnet, Schnittchen gereicht. Eine hat ihr Mobiltelefon auf den Tisch vor sich abgelegt, der Lautsprecher ist eingeschaltet. Wencke Myhre besingt ein "Knallrotes Gummiboot", später ertönen "Schön ist es auf der Welt zu sein" sowie "Take it easy, altes Haus". Um nur eine ganz kleine Auswahl zu nennen.

Auch Matthias Reim teilt dem gesamten Waggon mit: "Verdammt ich lieb dich, ich lieb dich nicht!" Kurz vor Würzburg steht ein junger Mann auf, um die 20 Jahre ist er alt, und geht zu der Gruppe. "Verzeihung die Damen", sagt er. "Könnten Sie das etwas leiser machen? Die Musik stört mich beim Lesen."

Marco Völklein, SZ vom 12./13.9.2009

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