Ende der Reise:Willkommen in Bondhausen

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Ans Herz wachsen einem als Kind oder Jugendlicher nicht nur die Helden selbst, sondern deren Universen. Sie werden einem zur Heimat. Und wenn es dann noch einen Ort in der realen Welt gibt - umso besser.

Von Stefan Fischer

Ans Herz wachsen einem als Kind oder Jugendlicher nicht nur die Helden selbst, sondern deren ganze Universen. Sie werden einem zur Heimat. Und wenn es dann noch einen Ort in der realen Welt gibt, der mit dem aus der Heldengeschichte verschmilzt - umso besser. Zwar kann man das Land Phantásien aus "Die unendliche Geschichte" nur in seiner Fantasie betreten. Aber zumindest den Flugdrachen Fuchur konnte man streicheln in den Bavaria Filmstudios, man konnte sich in sein Fell krallen, auf seinen Rücken steigen. Wenn man die Augen schloss, war der Weg nach Phantásien nicht mehr weit. Auch das Auenland aus "Der kleine Hobbit" ist so eine heimelige Gegend, und seit wir wissen, dass sie in Neuseeland liegt, ist uns dieser ferne Inselstaat sehr nah - ein Stück Heimat, ein Land der Geborgenheit.

Selbst bei den Disney-Helden funktioniert diese Art der Erdung, obwohl es mehrere Entenhausen gibt, sprich mehrere Disneyworld-Parks. Die Orte also austauschbar werden. Vollkommen globalisiert hat diese Verankerung der Fiktion in der Realität die Bond-Serie: Sie spielt auf der ganzen Welt. Ein, zwei Filme noch, möchte man meinen, dann gibt es mehr Bond-Schauplätze als Orte, die keine Verbindung zur 007-Reihe haben. Doch wenn alles Bond ist, wie kann dann der einzelne Schauplatz Gewinn schlagen aus dem Umstand, dass der Geheimagent auch hier die Welt gerettet hat? Wie auch immer, es funktioniert: Die Phang-Nga-Bucht in Thailand mit der spitznadeligen Felseninsel Khao Phing Kan gründet ihren kompletten Tourismus auf dem Auftritt in "Der Mann mit dem goldenen Colt". Lauterbrunnen, der Weißensee in Kärnten, Grindelwald, in jüngerer Zeit Bregenz und aktuell Obertilliach in Osttirol: Für den Tourismus dieser Alpenorte waren die Bond-Episoden die beste PR-Aktion.

Ein Ende ist nicht in Sicht, schließlich wird uns seit geraumer Zeit Weltraumtourismus in Aussicht gestellt. Wenn die Bond-Abenteuer demnächst auf dem Mond oder Mars spielen, weil die Welt nicht mehr genug ist, wie schon der Titel des vorletzten Brosnan-Bonds verkündete: Wir werden 007 folgen. Um unsere Sehnsucht nach Heldentum und Heimeligkeit zu stillen.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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