Ende der Reise:Unsere kleine Flughafen-Farm

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Der Airport in Portland wird bald geschlossen. Das hindert seine Fans nicht, sich dort gemütlich einzurichten.

Von Stefan Fischer

Sie werden den Flugbetrieb irgendwann einstellen auf dem Flughafen von Portland, Oregon. Sehr bald sogar schon. Denn er stört die Idylle, die sich dort längst breitgemacht hat. Vielen Menschen ist dieser Flughafen nämlich längst Heimat, sogar ein Zuhause. Ein bisschen abgewohnt, das mag sein, was aber eben auch bedeutet: Die Geschichten, die sich dort zutragen, die Leben, die dort gelebt werden, sind ihm eingeschrieben. Die Menschen haben die Patina dieses Flughafens lieb gewonnen. Dass nun renoviert wird, die alten Teppiche rausgerissen werden, empört die Menschen: Eine Frau hat sich das alte Teppichmuster auf die Schulter tätowieren lassen, ein Mann ein Sockenmuster entworfen, das zu der Auslegware passt. Menschen wie sie müssen nicht in die Welt hinaus, um sich wohlzufühlen. Sie brauchen den Flughafen nicht, um abzuheben, sondern um geerdet zu sein.

Nicht weniger behaglich geht es auf dem Außengelände zu: Da wurden gerade erst 40 Ziegen eingestellt, Leiharbeiter der Firma Goat Power. Sie sollen alles kurz und klein fressen, um den Flughafen von pflanzlichem Wildwuchs frei zu halten. Wie sich das für einen Flughafen gehört, ist Sicherheitspersonal abgestellt für die Ziegen - ein Lama. Es soll Kojoten und Wölfe fernhalten. Damit die Verantwortung nicht alleine auf den Schultern dieses Lamas lastet, ist noch ein Elektrozaun gespannt worden, der die Ziegen davor bewahrt, auf die Rollbahnen zu geraten. Vögel lassen sich naturgemäß nicht von Zäunen aufhalten. Damit Gänse und anderes Federvieh nicht unter die Räder kommt, gibt es in Portland wiederum einen Border Collie, der die Vögel von der Landebahn bellt. Der Hund heißt übrigens Fish.

Nun kann man einwenden, wenn es keinen Flugbetrieb mehr gibt in Portland, braucht man auch keine Schafe mehr, kein Lama und keinen Hund, weil dann egal ist, was Vögel und Pflanzen dort treiben. Aber die Tiere haben sich längst so eingelebt wie die Menschen in die teppichweichen Wartehallen. Sie werden bleiben, sich womöglich eine Landebahn ins Fell scheren lassen. Es wird sein wie im Paradies. Wenn der Fluglärm verstummt ist.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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