Ende der Reise:Trauben und Touristen

Trollingertrauben

Die gute, alte Trollinger-Traube an einer Weinrebe bei Stuttgart.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

In Kalifornien bedrohen Waldbrände die Anbaugebiete, in Spanien ist bald kein Grundwasser mehr da zum Bewässern. Auch aus Deutschland kommen beunruhigende Nachrichten. In Berlin ist es Essig mit dem Wein.

Von Stefan Fischer

In Kalifornien bedrohen Waldbrände die Weinbaugebiete, in Spanien ist bald kein Grundwasser mehr da zum Bewässern der Weinberge. Und sollten die Winzer in Frankreich weiterhin so rege den Front National wählen, kann man ihre Weine demnächst wohl aus politischer Räson nicht mehr trinken.

Deshalb und weil der Trend ohnehin massiv hin zu regionalen Produkten geht, wird und muss der deutsche Wein einen weiteren Aufschwung hinlegen. Das trifft sich insofern gut, weil Deutschland auch als Ferienziel der Deutschen immer noch beliebter wird in jedem Jahr. Und der Wein im Urlaub ohnehin am allerbesten schmeckt. Ohne den Tourismus, so viel steht fest, stünde es schlecht um das Winzerhandwerk. Das gilt auch hierzulande. Nun kann man über den deutschen Wein mit Fug und Recht manches Gute sagen, grundsätzlich muss einem nicht bange sein bei der Aussicht, die Urlaubstage in der Heimat mit heimischen Weinen zu begießen.

Aber es gibt auch beunruhigende Nachrichten. In Berlin - was einen natürlich nicht erstaunt - ist es heuer Essig mit dem Wein. Die Winzer der Berliner Weingärten nämlich sehen einer mauen Ernte entgegen. Sie führen das auf das schlechte Wetter im Sommer zurück. Um eine Ausrede sind sie in Berlin ja nie verlegen, wenn wieder einmal etwas nicht so klappt wie erwartet. Am anderen Ende der Republik, im Schwäbischen, wollen sie eine Renaissance ihres gefürchteten Zechweins einleiten. Mehr Trollinger soll wieder ins Glas.

So wird das auf Dauer nichts wirklich Großes mit dem deutschen Wein und dem deutschen Tourismus. Auch weil es dort, wo es spannende Initiativen gibt, aus normalen Gärten hinter Omas Häuschen Weingärten zu machen, wiederum an Touristen mangelt. Wie etwa in Ostbrandenburg. Aber es können nun mal nicht alle an die Mosel, dann geht es dort zu wie auf Mallorca. Also: Raus mit dem Raps und rein mit der Rebe in den Acker - oder wir bleiben eben auf ewig eine Nation der Biertrinker.

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