Ende der Reise:Richtig verfahren

Kurz vor dem Jahresende sollte man noch einmal die eigenen Reisen Revue passieren lassen: Habe ich die richtigen Ziele gewählt? Und bin ich auch angekommen, wo ich hinwollte? Letzteres ist nicht immer der Fall. Aber man muss auch mal den falschen Ort genießen!

Von Hans Gasser

Jahresende. Zeit, Bilanz zu ziehen. Für den Reisenden - und sind wir nicht alle Reisende? - bedeutet dies, sich zu fragen: Habe ich 2016 die richtigen Ziele gewählt? Und bin ich auch dort angekommen, wo ich hin wollte?

So selbstverständlich ist das nicht. Da wollte man in fünf Wochen möglichst viel von Australien sehen, maximal zwei Übernachtungen pro Ort, Tausende Meilen im Auto unterwegs und am Ende weiß man nicht mehr, welcher Wasserfall jetzt wo war und ob man die lustigen Wombats jetzt im Zoo von Melbourne oder am Straßenrand fotografiert hat. Der Mensch vergisst, das ist eine Gabe, ein Segen geradezu. Besonders nach Urlauben schafft der Urlauber es, die nicht ganz so schönen Sachen vollkommen zu vergessen, das miese Essen, die feuchte Hitze, die muffigen Matratzen. Kaum mal hört man jemanden klagen, der Urlaub in diesem Jahr sei aber wirklich das Letzte gewesen und da wolle man sicher nicht mehr hin. Und dass jemand gar falsch gefahren ist, wird einem nie erzählt, es steht höchstens in der Zeitung.

Das Ankommen am falschen Ort scheint linear mit der Verfügbarkeit von digitaler Navigation zu korrelieren. Immer wieder liest man von Menschen, die viele Hundert Kilometer in die falsche Richtung gefahren sind, nur weil sie einen gleichnamigen Ort eingegeben hatten und dann eisern den Anweisungen gefolgt sind: Statt in Nizza sind vier Tschechen im serbischen Niš gelandet. Na und? Dort gibt es Zigarettenfabriken, eine osmanische Festung und ein Jazzfestival. Wären die Tschechen dort geblieben, sie hätten sicher viel zu erzählen gehabt. Doch sie haben kehrtgemacht, Richtung Nizza. Wie langweilig.

Vor wenigen Tagen ist ein deutscher Urlauber mit seinem Auto in Zell am See auf einer Skipiste gelandet. Er hatte dem Navi vertraut, nicht den Verbotsschildern an einem gesperrten Wirtschaftsweg, wie die Salzburger Nachrichten berichten. Als er schließlich nicht mehr vor- und zurückkam, rückten Polizei und Feuerwehr mit 20 Mann an, konnten aber wegen der stark vereisten Kunstschneepiste mit ihren Fahrzeugen nicht hinfahren zu dem Havarierten. Der deutsche Urlauber musste schließlich mit einer Pistenraupe geborgen werden. Sein Auto ließ man auf der Skipiste stehen, die war noch nicht geöffnet. Hätte er die Ski dabei gehabt, er hätte einfach abfahren können, alleine. Rat für 2017: Einfach annehmen, wohin uns das Leben, äh, Navi führt!

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