Ende der Reise:Mich knutscht ein Schwein

Flughafenschwein LiLOu

Das Therapieschwein Lilou soll auf dem Flughafen von San Francisco gute Laune verbreiten, Reisestress abbauen und über verlorene Gepäckstücke und verpasste Anschlussflüge hinwegtrösten.

(Foto: San Francisco Airport/dpa)

Seit einiger Zeit werden die Passagiere auf dem Flughafen in San Francisco von Hunden und einem Schwein begrüßt. Die Hunde sind keine verkappten Häscher, nein, sie und das Schwein sind Therapie-Tiere, die Heimweh genauso lindern wie die Furcht vor der Fremde.

Von Stefan Fischer

Wenn da mal nicht Donald Trump seine Finger im Spiel hat. Der US-Präsident kriegt es ja seit seinem Amtsantritt nicht geregelt, Muslimen die Einreise in sein welttollstes Land zu verwehren. Aber wozu braucht es dazu überhaupt Gesetze, die ein bockbeiniger Richter stets noch vor Inkrafttreten kippt? Wo die Lösung um so vieles simpler erscheint: Seit einiger Zeit werden die Passagiere auf dem Flughafen in San Francisco von einem Schwein begrüßt. Derart angegrunzt durch das in seinen Augen unreine Tier kann jeder aufrechte Muslim schließlich nur schleunigst beidrehen.

Das wäre jedoch recht subtil gedacht. Insofern liegt dem schweinischen Ein-Tier-Begrüßungskomitee gewiss kein Plan Trumps zugrunde. Tatsächlich soll Lilou - so heißt das zutrauliche Zwergschwein - vielmehr gute Laune verbreiten. Und wem der Sinn nicht nach Schmusen mit Schweinen steht, kann stattdessen auf beinahe zwei Dutzend Hunde zurückgreifen, die ebenfalls der Wag Brigade des Flughafens angehören. Diese Wedel-Patrouille soll den Passagieren mindestens ein Lächeln entlocken, besser noch den Streichel- und Hätschelreflex auslösen und dadurch Reisestress abbauen und Flugängste bannen.

Ein Schuft ist, wer Böses dabei denkt: Die Hunde sind keine verkappten Häscher, die erst lieb tun und dann doch zubeißen, wenn der Ingrimm des Einreisebeamten allein nicht ausreicht. Nein, die vielen Hunde und das eine Schwein sind ausgebildete Therapie-Tiere, die Heimweh genauso lindern wie die Furcht vor der Fremde, die über verlorene Gepäckstücke hinwegtrösten wie über verpasste Anschlussflüge.

Wenn auf Reisen von Tieren die Rede ist, dann von Wanzen und Kakerlaken, von Quallen oder gar Bären. Von ekligen oder gefährlichen Kreaturen also oder solchen, die beides zugleich sind. Würde doch nur an jedem Flughafen eine Lilou auf einen warten und einen knuddeln, man wäre versöhnt mit dieser Welt. Aber Lilou ist einzigartig. In Tokio immerhin wird man am Flughafen bereits von behandschuhten Bediensteten unsanft in die Verkehrsmittel geschoben. Doch in der Stadt gibt es Cafés, in denen man sich Eulen auf den Kopf setzen lassen kann, um nach langer Anreise wieder in sein inneres Gleichgewicht zu finden.

Was gäbe es für Möglichkeiten! In Österreich wissen sie seit der großartigen Fernsehserie "Braunschlag" eigentlich um die wohltuende Kraft von paarweise auf dem Brustkorb ruhenden Meerschweinchen. Schnurrende Katzen, treublickende Kälber, possierliche Pinguine: Kraulend und Selfies mit Tieren knipsend wird in jedem Passagier die Bestie zum Schoßhund. In Berlin sollten sie wegen des aufgestauten Bedarfs aber gleich beide Zoos der Stadt in den neuen Flughafen integrieren.

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