Ende der Reise:Menschen, Tiere, Sensationen

Wilde Tiere sind oft eine Touristenattraktion. Immer öfter auch in Großstädten. Doch nun schlägt die Natur zurück.

Von Hans Gasser

Der Mensch, insbesondere der Tourist, hat wilde Tiere gern. Löwen, Elefanten, Krokodile bilden ein schönes Fotomotiv und verleihen dem Fotografen die Aura eines verwegenen Jägers. Denn immerhin musste er sich so nahe an die Bestie heranwagen, dass er sie bildfüllend auf das Smartphone-Display bekam.

Weil Tourismusverbände das erkannt haben, fördern sie (oder unternehmen zumindest nichts gegen) die Verbreitung wilder Kreaturen - die sich immer öfter auch in der Großstadt sehr wohlfühlen. Keine Jäger, viele Essensreste, gepflegte Grünanlagen - man kann es den Viechern nicht verdenken. So ist Berlin nicht nur die Hauptstadt der Partytouristen, sondern auch jene der Wildschweine. Bis zu 4000 davon sollen in der Stadt leben. Eigene Warnschilder gibt es bereits, natürlich auch ein schönes Fotomotiv. Oder San Francisco: Die dortige Seelöwenkolonie am Fisherman's Wharf mitten in der Stadt ist eine wichtige Touristenattraktion, mit eigenem Infozentrum und Webcam. Selbst als den Einheimischen der Gestank und Lärm von mehr als 1500 Tieren zu viel wurde, konnte die Stadt nichts unternehmen, die Seelöwen sind streng geschützt.

Weniger zimperlich geht man da zurzeit in Thailands Hauptstadt Bangkok mit einer tierischen Attraktion um. Im Lumphini-Park, einer der größten Grünflächen in der von Hochhäusern geprägten Stadt, fühlen sich Warane so wohl, dass ihre Population in wenigen Jahren auf mehrere Hundert Tiere angewachsen ist. Die bis zu zwei Meter langen Echsen sind ein äußerst beliebtes Fotomotiv - gewesen, muss man wohl sagen.

Weil Jogger und Radfahrer sich über Zusammenstöße mit den Tieren beklagt haben, werden diese nun von Wildhütern mit Fischen geködert, eingefangen und in Jutesäcke gesteckt. Sie landen aber nicht im Phat-Thai-Nudelgericht, sondern werden in ein Naturschutzgebiet westlich von Bangkok gebracht. Tierschützer melden nun Bedenken an, die Tiere könnten nicht lange überleben, weil sich dort ja niemand um sie kümmere. An die Touristen denkt natürlich mal wieder niemand. Was sollen sie jetzt im Lumphini-Park fotografieren? Selfie ohne Waran? Da kann man ja gleich zu Hause bleiben.

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