Ende der Reise:Geheime Wünsche

Mit dem Jahreswechsel macht sich die Reisebranche wie jeder andere ordentliche Wirtschaftszweig auf die Suche nach den neuesten Trends. Und findet: Barcelona, Kreuzfahrten und Island. Zeit, nach dem Metatrend zu fragen.

Von Dominik Prantl

Spätestens mit dem Jahreswechsel macht sich die Reisebranche wie jeder andere ordentliche Wirtschaftszweig auf die Suche nach den neuesten Trends. Obwohl das Im-Trend-Liegen für ein Reiseziel eigentlich einem Todesurteil für die andere touristische Kernwährung namens Authentizität gleichkommt, werten das viele als eine Art Lebensversicherung.

Barcelona beispielsweise liegt bei Touristen seit Jahren so dermaßen im Trend, dass man sich dort mittlerweile erlauben kann, vom kaum weniger angesagten Spanien lossagen zu wollen. Auf die Trendinsel Island mit ihren gerade einmal 334 000 Einwohnern reisen die Gäste mittlerweile im Winter, weil sommers höchstens noch ein Zelt, aber kein Bett mehr zu bekommen ist. Dass man vor lauter Polarnacht nichts sieht und wegen der Kälte eigentlich auch nichts spürt, scheint den Menschen wurscht zu sein. Die Kreuzfahrtindustrie behauptet wiederum, dass Kreuzfahrten auch 2018 so richtig boomen werden. Israel hechelt zwischen kriselnden Nachbarn demnächst sicher weiter zum nächsten Rekord, und wer keine neuen Höchstwerte vermelden kann, spricht zumindest vom erwarteten Aufschwung, der heute gerne Aufwärtstrend heißt.

Was übrigens auch im Trend liegt, sind Umfragen von Reisewebseiten zum Urlaubsverhalten. So hat www.urlaubspiraten.de beispielsweise festgestellt, dass zwei Drittel der Deutschen über Weihnachten lieber verreisen als an Familienfeiern teilzunehmen. Knapp 60 Prozent der Befragten haben Weihnachten sogar schon einmal ausfallen lassen, um in den Urlaub zu fahren. Die Trendforscher von www.opodo.de wiederum erklären, dass von den Opodlern rund 76 Prozent der Männer und 78 Prozent der Frauen gerne einmal alleine auf Reisen gehen, was nur den Schluss zulässt: Wenn es so etwas wie einen Metatrend gibt, also einen Trend, der über Barcelona, Kreuzfahrten und Island hinausgeht, dann lässt dieser weniger auf eine steigende Reiselust schließen als auf eine große Sehnsucht der Websurfer nach mehr Freiheit.

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