Ende der Reise:Exportschlager

Ende der Reise: Windhoek rockt: Namibias Hauptstadt wartet auf die deutschen Alt-Stars.

Windhoek rockt: Namibias Hauptstadt wartet auf die deutschen Alt-Stars.

(Foto: prantl)

Windhoek ist die Hauptstadt Namibias, das zu Kolonialzeiten Deutsch-Südwestafrika hieß. Nun steht der Stadt wieder ein Highlight teutonischer Auslandskultur bevor: die dritte Nacht des Deutschen Schlagers!

Von Dominik Prantl

Was macht eigentlich gerade die Kultur im Ausland? Diese schwammige Frage des modernen Studienreisenden reicht man am besten ungefiltert an den Internet-Riesenkraken Google weiter, weil der als absoluter Meinungsführer garantiert auch derart vielschichtige Themen zielsicher in exakt 0,45 Sekunden beantworten kann. Google antwortet unter anderem mit der Seite rausvonzuhaus.de, auf der beispielsweise afrikanisches Kunsthandwerk in Togo oder Schlagzeugspielen mit brasilianischen Straßenkindern in Aussicht gestellt werden. Außerdem landet man schnell bei "kulturweit", dem Freiwilligendienst des Auswärtigen Amtes. Mit dessen Hilfe können junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren weltweit in einer deutschen Kultur- oder Bildungseinrichtung arbeiten. Schließlich möchte die heutige Jugend ihre Freizeit mit sinnstiftenderen Dingen füllen als mit Schlagerpartys.

Womit wir in Windhoek wären. Windhoek ist die Hauptstadt Namibias, das zu Kolonialzeiten einmal Deutsch-Südwestafrika hieß und den deutschen Einfluss auch in hundert Jahren nicht ganz losgeworden ist. In den kommenden Tagen steht der Stadt mal wieder ein wahres Highlight teutonischer Auslandskultur bevor: die dritte Nacht des Deutschen Schlagers! Und wahrscheinlich werden die Angestellten der Bildungseinrichtungen, also die Bildungseinrichter quasi, dort vor Freude Polonaise tanzen. Noch dazu ist es ein Benefizkonzert; die deutschen Exportschlager wie die Wildecker Herzbuben, Gotthilf Fischer oder Costa Cordalis werden zugunsten der Stiftung Fly & Help in der Großen Halle des Sport Klubs Windhoek gewissermaßen zu einer Art Freiwilligendienst antreten.

Zwar sind Herzbuben und Co. nicht mehr so taufrisch wie jene über "kulturweit" gesuchten jungen Menschen. Aber immerhin sind die zwei zehntägigen Sonderreisen zur Schlagernacht laut namibischer Tourismusbehörde bereits ausverkauft. Wenn jetzt noch möglichst viele Einheimische die 250 Namibia-Dollar, rund 14 Euro, in eine Eintrittskarte investieren, ist es endlich so weit, dass nicht mehr nur Straßenkinder für europäische Touristen trommeln, sondern alte europäische Musikanten den Gastgebern einen ordentlichen Kulturschock verpassen.

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