Ende der Reise:Ein Leben als Ritter

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(Foto: Lego)

Die Japaner machen es vor: Wer künftig einen neuen Job sucht, kann sich als Ninja-Darsteller bewerben. Das Salär ist nicht schlecht. Ob aber ausländische Bewerber gegen die Godzilla-erprobten Japaner punkten können?

Von Stefan Fischer

Von einem Leben als Ritter, als Cowboy oder Indianer träumt so mancher. Und etliche von ihnen verwirklichen sich diesen Traum zumindest wochenendweise bei Mittelalterfesten oder Pow-Wows in der deutschen Provinz. Wer endgültig einen Schlussstrich unter sein Finanzbeamten-, Fahrzeugmechatroniker- oder Chirurgen-Dasein ziehen will, dem macht die Präfektur der japanischen Region Aichi ein verlockendes Angebot: eine historische Existenz in Vollzeitstellung und gegen ein monatliches Salär von umgerechnet etwa 1500 Euro.

Gesucht werden Ninja-Kampfkünstler - das waren eine Art fernöstliche Raubritter oder Rinderdiebe, die vor Jahrhunderten als Spione und Meuchelmörder im Auftrag ihrer Herren zugange waren. In Aichi sollen sie nun - gezähmt - auf Touristen losgelassen werden. Die Präfektur liegt auf halber Wegstrecke zwischen Tokio und Osaka, die wichtigste Sehenswürdigkeit der Region ist die Burg in Nagoya. Die modernen Ninjas sollen dort wesentlich zum Lokalkolorit beitragen, so wie die - allerdings selbsternannten - Gladiatoren vor dem Kolosseum in Rom.

In diesen Tagen finden die Ausscheidungskämpfe der Bewerber statt, und es wird spannend sein zu beobachten, ob das eine rein japanische Angelegenheit wird. Etliche der Bewerber immerhin stammen aus dem Ausland, allerdings zeichnet sich wohl ab, dass nur ein Dutzend von ihnen zum Vorstellungsraufen anreisen wird. Die Japaner ihrerseits haben große Nehmerqualitäten, wenn sie in Kostüme steigen: In Hunderten Godzilla-Filmen haben sie sich dafür hergegeben, als Monsterechsen verkleidet von Feuerwerkskörpern beschossen zu werden und Kamikaze-Modellflugzeuge an sich zerschellen zu lassen. Gingen die Kunststoffkostüme in Flammen auf, wurden noch ein paar Nahaufnahmen gedreht, dann erst wurde gelöscht - Godzilla-Darsteller werden als Veteranen verehrt. Wer sich als Touristen-Ninja verdingen will, muss sich also wohl auf einiges gefasst machen. Chancenlos sind Ausländer aber nicht, das zeigt der Erfolg von Hawaiianern und Bulgaren im urjapanischen Sumo-Ringen. Und die meisten Pizzabäcker sind ja auch längst Kroaten.

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