Eisenbahn:Transsib - mit dem Zug durch acht Zeitzonen

Vor 125 Jahren wurde der Bau der Transsibirischen Eisenbahn begonnen. Auf der längsten Schienenstrecke der Welt schaffen Reisende fast 200 Städte in knapp einer Woche.

Anna Fischhaber

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Auf der Transsib, Teil 1

Quelle: WDR

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"Es ist Zeit, es ist allerhöchste Zeit." Mit diesen Worten soll Zar Alexander III. das Jahrhundertprojekt Transsibirische Eisenbahn genehmigt haben, um bei der Ausbeutung der sibirischen Reichtümer nicht mehr länger auf Pferdefuhrwerke angewiesen zu sein. Am 31. Mai 1891 begann Alexanders Sohn, der Thronfolger Nikolaj II., in Wladiwostok mit dem ersten Spatenstichtat das Bauprojekt zur längsten Eisenbahnstrecke der Welt. 25 Jahre dauerte der Bau, die Schienen umspannen ein Viertel des Erdumfangs.

Parlamentswahlen in Rußland, 2004

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Und auch 125 Jahre nach der Grundsteinlegung starten jeden Tag Züge am Jaroslavler Bahnhof in Moskau ihre Reise. Langsam rollen die Waggons vorbei an winkenden Menschen, grauen Plattenbauten und goldenen Kuppeln. Vor den Passagieren liegt eine lange Fahrt.

Transsibirische Eisenbahn, Rußland, Sibirien, Tunnel, Bahngleis, Dunkel, Lokomotive, Transport, Eingang

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Der Zug kreuzt zwei Kontinente, durchquert 189 Städte, überquert 16 große Flüsse und durchfährt heute acht Zeitzonen und unzählige Tunnel, bis er schließlich sechs Tage und sechs Stunden und mehr als 9000 Kilometer später ...

RUSSIA-VLADIVOSTOK-ILLUSTRATION

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... am Bahnhof von Wladiwostok, der östlichsten Stadt Russlands, ankommt. Die Transsibirische Eisenbahn, kurz Transsib, ist kein Zug mit eigenem Namen, sondern die längste befahrene Bahnstrecke der Welt - nicht nur leidenschaftliche Eisenbahnfans träumen deshalb von der Zugreise von Europa bis an die Küste des Japanischen Meeres.

Baikalsee

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Teilweise arbeiteten bis zu 90 000 Männer an mehreren Orten gleichzeitig an der Strecke - darunter Steinmetze aus Italien für den Brückenbau und Strafgefangene, die bis zur Erschöpfung schufteten. Die Baikaltrasse ist der landschaftlich schönste Abschnitt, aber auch der teuerste. Zunächst brachten Fähren die Passagiere ans andere Ufer des Sees, im Winter wurden Spezialschlitten auf dem Eis eingesetzt, die die Waggons transportierten. Doch die Strecke blieb gefährlich - und so wurde 1902 eine Trasse in die Felsen am Ufer gesprengt.

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Die Transsib brachte vielen Regionen entlang der Strecke den ersehnten wirschaftlichen Aufschwung. Vor allem in Wladiwostok in Sibirien siedelten sich nun zahlreiche Firmen und Banken an. Aber nicht nur Unternehmer, auch Touristen interessierten sich bald für die Eisenbahnverbindung, mit der man bis heute eine gemächliche Fernreise unternehmen kann. Nur 58 Kilometer pro Stunde legt die Transsib im Durchschnitt zurück und ist doch der einzige Zug der Welt, in dem man einen Jetlag bekommen kann ...

Leben auf der Transsibirischen Eisenbahn

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Acht Zeitzonen durchquert er auf seinem Weg gen Osten, seitdem auf der Route durch die Republik Udmurtien wieder die Samaraer Zeit gilt. Die Fahrpläne richten sich allerdings stets nach der Moskauer Zeit - wie auch die Bahnhofsuhren. Auf dem Bahnhofsvorplatz wird in der Regel die Ortszeit angezeigt, was ein wenig verwirrend sein kann. Reisende sollten deshalb lieber zwei Uhren einpacken, vor allem weil die Abfahrt des Zuges in der Regel weder durch einen Pfiff noch durch eine Lautsprecheransage angekündigt wird.

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Quelle: Vladimir Udilov / public domain

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Im Zug trifft man auf Eisenbahnfanatiker aus der ganzen Welt und auf Russen, mit denen man sich bei einem Gläschen Wodka gemeinsam die Zeit vertreibt. Wer keine Zwischenstopps macht, nicht am Baikalsee spazieren geht oder die Heilig-Blut-Kathedrale in Jekaterinburg besichtigt, ist entweder Geschäftsreisender oder selber schuld. Allerdings kann es dauern, bis der nächste Zug kommt ...

Sljudjanka

Quelle: SZ

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Sehenswert sind aber auch viele der Bahnhöfe entlang der Strecke - wie der Sludjanka 1, der komplett aus Marmor zu Ehren der Erbauer der Transsib errichtet wurde. Wer im Winter reist, sollte einen Eiskratzer mitnehmen. Die Fenster lassen sich dann nicht öffnen und ohne Eiskratzer sieht man weder die schönen Bahnhöfe noch die Landschaften - die Wolga-Ebene, den Ural, die westsibirische Steppe und die ostsibirische Bergtaiga -, die der Zug passiert.

THEMENDIENST REISE: TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN

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Viele westliche Touristen nehmen die Alternativroute von Moskau durch die Mongolei nach Peking - und lassen sich das einiges kosten: Wer in den luxuriösen Nostalgiezug "Zarengold" steigt, muss mindestens 3800 Euro für die Tour zahlen. In den Regelzügen nach Wladiwostok gibt es eine Erste Klasse oft gar nicht. Viele Russen fahren im Großraumwaggon, platzkartny genannt. An die verschiedenen Gerüche hier müssen sich manche Touristen aber erst einmal gewöhnen. Auch die Etikette an Bord ist ein wenig skurril: Damit die Damen vor der Nachtruhe ungestört sind, müssen Männer am Abend das Abteil für eine halbe Stunde verlassen - und das auch deutlich ankündigen.

Lesen Sie in dieser Reise-Reportage, wie es sich in der dritten Klasse reist.

THEMENDIENST REISE: TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN

Quelle: DDP

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Wem die Fahrt zu abenteuerlich ist, der kann sich auch auf virtuelle Reise mit der legendären Transsib begeben. Google hat aus dem Abteilfenster gefilmt und die gesamte Fahrt ins Internet gestellt. 150 Stunden dauert der Trip vom heimischen Schreibtisch aus. Und wenn einem das Rattern und Ruckeln der Räder zu laut wird, kann man einfach auf Russkoje Radio umschalten.

Tipps für die Fahrt findet man z.B. unter www.transsibirische-eisenbahn.de oder transsib.de. Wer die luxuriöse Variante im Nostalgiezug wählt, zahlt für 16 Tage von Moskau nach Peking (inklusive Flug) 3800 Euro und mehr. Im Linienzug zwischen Wladiwostok und Moskau kostet die reine Fahrkarte in der 3. Klasse im Großraumwagen, der sogenannten Platzkartny, ab 500 Euro pro Person. Bequemer reist es sich in der 2. Klasse im Vier-Bett-Abteil ab 920 Euro oder bei Zweierbelegung des Abteils ab 1690 Euro.

© sueddeutsche.de/afis/kaeb/lala/sks
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