Düsterer Begleiter des Nikolaus im Alpenraum:Oh Graus, oh weh, der Krampus kommt

Besinnlich soll sie sein, die Vorweihnachtszeit. Doch in den alpennahen Regionen treibt der Krampus, furchteinflößender Begleiter des Nikolaus, seine wilden Späße. Eine Ausstellung in Südtirol zeigt, wie wichtig diese Figur in vielen Gegenden noch immer ist.

Von Dorothea Grass

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Krampus Ausstellung in Bozen (I)

Quelle: Sammlung Günther Kofler

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Besinnlich soll sie sein, die Vorweihnachtszeit. Doch in den alpennahen Regionen treibt der Krampus, furchteinflößender Begleiter des Nikolaus, seine wilden Späße. Eine Ausstellung in Südtirol zeigt, wie wichtig diese Figur in vielen Gegenden noch immer ist. Von Dorothea Grass

Der Nikolaus ist ein gütiger Mann, der mit weißem Rauschebart und samtigem, roten Anzug die braven Kinder beschenkt. In seinem Gefolge allerdings sind weniger sympathische Typen unterwegs: Der Knecht Ruprecht oder, vor allem in Süddeutschland, Österreich sowie Teilen Italiens, Ungarns und Slowenien, der Krampus.

Er sieht aus wie der Teufel, so wollen es die zahlreichen Sagen, die sich um die Schreckgestalt ranken - und er ist zuständig für die unartigen Buben und Mädchen. Im Unterschied zu Knecht Ruprecht kommt der Krampus selten allein: Oft hat er noch eine weitere Spezies dabei, die Perchten. Sie können gut sein oder böse, aber sie haben immer Glocken bei sich, mit denen sie die bösen Geister des Winters austreiben.

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

Quelle: Sammlung Günther Kofler

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Seit dem 23. November widmet sich eine große Ausstellung in Bozen dem finsteren Begleiter des Heiligen Nikolaus. Das Stadtmuseum hat historische Masken aus den östlichen Tälern Südtirols und Osttirols zusammengetragen. In der Stadtgalerie ist eine Auswahl von etwa 200 historischen Postkarten aus der Serie "Gruß vom Krampus" ausgestellt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich von Tirol bis nach Slowenien die Sitte verbreitet, sich mittels eindrucksvoller Postkarten (wie auf diesem Bild) zum Nikolaustag Grüße zu senden.

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

Quelle: Sammlung Günther Kofler

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Praktisch in ganz Österreich und in Teilen Bayerns gehören Krampusumzüge und Perchtenläufe in der Adventszeit zur Tradition. Wenn es am Abend finster ist, laufen die furchteinflößenden Gestalten durch die Straßen und Gassen, sie hauen, erschrecken und benehmen sich auch sonst nicht gerade fein.

Der wohl bekannteste und größte Krampuslauf findet in St. Johann im Pongau (Österreich) statt. So auch in diesem Jahr: Am 5. und 6. Dezember jagen die Krampusse hier durch die Straßen. Auf deutscher Seite hat sich der Perchtenlauf im oberbayerischen Burghausen einen Ruf als Attraktion erarbeitet. Der große Lauf hat in diesem Winter dort zwar schon stattgefunden, dennoch werden am Abend des 8. Dezember etwa 30 Perchten den Weihnachtsmarkt aufmischen.

In Salzburg machen die Krampusse am 5. Dezember ab 19.00 Uhr die Straßen und Gassen rund um den Christkindlmarkt und den Dom unsicher. Der traditionelle Perchtenlauf findet am 21. Dezember statt.

Auch der Krampuslauf im österreichischen Salzkammergut ist mittlerweile bis weit über seine Grenzen bekannt. Über 600 Krampusse, Perchten, Nikoläuse und Engel werden für den diesjährigen Lauf am 7. Dezember in Goisern erwartet.

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Quelle: Alessandra Schellnegger

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Ursprünglich soll der Krampusbrauch im ganzen Habsburgerreich und den angrenzenden Gebieten verbreitet gewesen sein. Zu Zeiten der Inquisition wurde er verboten, lebte allerdings in einigen schwer zugänglichen Gebieten als Winterbrauchtum fort. Mitte des 17. Jahrhunderts schließlich entwickelte sich aus den Klosterschulen heraus der Einkehrbrauch, bei dem der Nikolaus die braven Kinder zu Hause beschenkt - und den Krampus im Gefolge hat, der die Unartigen bestraft.

In Zeiten, in denen Kindern schrecklich aussehende Wesen nur aus Filmen wie zum Beispiel der Herr-der-Ringe-Trilogie bekannt sind, müssen Eltern erst einmal Aufklärungsarbeit leisen. Was zum Fürchten aussieht, muss nicht immer ein Ork sein.

Wer nun allerdings denkt, Krampusse und Perchten treiben nur in abgelegenen Bergdörfern ihr Unwesen, wird sich wundern - denn die zotteligen Gestalten machen auch an den Stadtgrenzen nicht Halt. Mit archaisch anmutenden Holzmasken, ausladenden Geweihen und Nosferatu-artigen Gebissen ist die einzige Münchener Krampus-Gruppe "Sparifankerl Pass" (mundartlich für "Teufels-Gruppe) rund um den Marienplatz unterwegs, in diesem Winter zum Beispiel an den Nachmittagen des 9. und 23. Dezember.

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

Quelle: Sammlung Günther Kofler

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Auch über die alpenländischen Gegenden hinaus existieren krampus-ähnliche Bräuche. Parallel zu den den Kramperln oder Gankerln gibt es im Berchtesgadener Land zum Beispiel die Buttnmandln, den Glöcklern der Perchten verwandte Figuren. Im Allgäu und in der Schweiz gibt es einen ähnlichen Brauch: das Klausentreiben. Und in Skandinavien trafen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zwischen Weihnachten und Silvester beim "Julebukk-Laufen" ziegenbockähnliche Gestalten aufeinander.

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

Quelle: Sammlung Günther Kofler

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Wie tief verwurzelt die Bräuche rund um den Krampus in den Alpen sind, lässt sich leicht an den ausgestellten Postkarten in Bozen ablesen. Die Grußkarten zum Nikolaustag hatte es zuweilen in sich. War der Unterton manchmal niedlich bis humorvoll gehalten, konnte er auch bissig bis respektlos werden.

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

Quelle: Sammlung Günther Kofler

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Die abgebildeten Themen auf den Postkarten griffen oft den Zeitgeist auf. Nicht nur Kinder, die sich wehrten...

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

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... auch die Verballhornung von kulturellem Allgemeingut - wie hier von Max und Moritz - brachte es bis zum Motiv.

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

Quelle: Sammlung Günther Kofler

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Ein Verlobter muss es gewesen sein, der die ihm Versprochene mit dieser Postkarte an den Kinderschreck erinnerte. Andere Karten der privaten Sammlung, die in Bozen ausgestellt wird, gehen auch auf ernstere Sujets wie Krieg, Politik, Sozialkampf, Technik und den Aufbruch in die Moderne ein.

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

Quelle: Sammlung Günther Kofler

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Wie auch noch heute verweisen der Krampus und sein Gebieter auf den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse sowie die Dialektik von Freude und Furcht.

Krampus Ausstellung in Bozen (I)

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Und auch wenn es auf dieser historischen Postkarte so aussieht: Himmel und Hölle werden sich nie verbrüdern. Und in der Weihnachtszeit wird immer nur einer für die Geschenke zuständig sein und der andere für die Schelte.

© Süddeutsche.de/wolf/holz
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