Discobetreiber in Innsbruck:"Kaviar ist gerade nicht mehr so in Mode"

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Eintrittspreise bis zu 1000 Euro und Champagner in Strömen: Während der EM können russische Geschäftsleute in einem Ableger einer Moskauer Disco in Innsbruck feiern.

Interview: Hans Gasser

Während der Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft spielt die russische Mannschaft in Innsbruck. Und weil reiche russische Geschäftsleute standesgemäß feiern wollen, lassen sie einfach einen Ableger des Moskauer Nobel-Clubs Rai im Veranstaltungszentrum "Hafen" einrichten. Der Betreiber Alfred Schmid erklärt, wie die Russendisco aussehen wird.

"Ich hoffe, dass sie sich gut benehmen im Ausland. Wir haben fünf Sicherheitsleute, die müssen reichen": Alfred Schmid (Foto: Foto: oh)

SZ: Wie sind Sie auf die Russen gekommen?

Alfred Schmid: Es gibt einige reiche russische Geschäftsleute, die viel in Österreich zu tun haben. Sie haben sich viele Lokale in Innsbruck angesehen, wo sie während der EM feiern könnten. Da hat ihnen nichts zugesagt. So sind sie auf mich zugekommen und haben gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit rund 100.000 Euro eine meiner Hallen so zu adaptieren, dass sich die russischen Gäste dort wohlfühlen. Sie haben mich in den Rai-Club nach Moskau eingeladen, damit ich mir das ansehen kann. Danach habe ich zugesagt, ich empfinde es auch als große Ehre.

SZ: Wie wird die Innsbrucker Russendisco denn nun aussehen?

Schmid: Es wird so ähnlich wie im originalen Rai-Club am Kreml aussehen. Wir würden wahrscheinlich sagen, es geht in Richtung Kitsch, mich erinnert es ein bisschen an die Barockzeit. Alles muss glitzern und glänzen, wir kleben 20.000 Spiegelfliesen auf und haben so viele sich bewegende Scheinwerfer wie sonst nur große Rockbands. Aus Swarovski-Kristallen wird die Basiliuskathedrale nachgebaut, einige Meter hoch.

SZ: Haben Sie schon kräftig Kaviar und Wodka eingekauft?

Schmid: Interessanterweise ist der Kaviar gerade nicht mehr so in Mode. Alle wollen nur Sushi essen. Wodka ist auch nicht so gefragt, wie ich dachte, das Nummer-Eins-Getränk ist der Champagner. Davon habe ich schon einen Kühllaster voll hier stehen. Die Jüngeren trinken aber auch gerne Bier.

SZ: Man hört von einem Eintrittspreis von 1000 Euro?

Schmid: Wir haben nur 14 Tische vorgesehen. Ein Platz dort, samt Essen und Trinken, kostet in der Tat so viel. Aber der gewöhnliche Eintrittspreis wird je nach DJ zwischen 20 und 50 Euro kosten. Ich selbst und auch die russischen Geschäftsleute wollen, dass auch andere Gäste kommen, Tiroler, Schweden, Spanier. Zurzeit versuche ich noch, reduzierte Getränkepreise für Einheimische zu verhandeln. Ein normaler Wodka kostet nämlich bereits drei Mal soviel als normalerweise bei uns.

SZ: Wie sieht das Programm aus?

Schmid: Das kommt komplett von den Russen. Es werden 30 russische Tänzerinnen auftreten, es gibt Einlagen von Artisten des chinesischen Nationalzirkus und von Shaolin-Mönchen. Daneben werden berühmte DJs da sein, die sehr viel Geld kosten. Die Musik wird vor allem House und Dancehall sein.

SZ: Haben Sie Angst vor den oft kolportierten schlechten Manieren der reichen Russen?

Schmid: Ich hoffe, dass sie sich gut benehmen im Ausland. Wir haben fünf Sicherheitsleute, die müssen reichen, auch wenn es im Moskauer Club 50 sind. Mit 650 zugelassenen Gästen wird die Halle aber auch nur halb voll sein.

© SZ vom 29.05.2008/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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