Die liebste Airline der Briten:Zierdeckchen und ein Kuss vor dem Start

Die britische Mini-Airline Palmair fliegt zwar nur mit einem Flugzeug, kümmert sich dafür aber mit Hingabe um jeden einzelnen Passagier. Ein Anruf bei der Servicemanagerin Teresia Rossello.

Roman Deininger

Mehr als 30.000 Briten hat das Verbrauchermagazin Which? nach ihrer bevorzugten Fluggesellschaft befragt - und ist dabei zu überraschenden Ergebnissen gelangt. Umfragesieger wurden Singapore Airlines, und Rang drei eroberte - weit vor British Airways - die Linie Palmair.

Die liebste Airline der Briten: Palmair-Servicemanagerin Teresia Rossello

Palmair-Servicemanagerin Teresia Rossello

(Foto: Foto: Palmair)

Das 19-Personen-Unternehmen aus dem südenglischen Bournemouth, dessen einziges Flugzeug eine 34 Jahre alte Boeing 737 ist, darf sich nun beliebteste britische Fluggesellschaft nennen. Geradezu hymnisch war das Lob der Studienteilnehmer für die Freundlichkeit der Mitarbeiter. Servicemanagerin Teresia Rossello, 51, wundert das nicht.

SZ: Guten Morgen, könnten wir bitte mit Frau Rossello sprechen?

Palmair-Vermittlung: Auch Ihnen einen wundervollen Morgen! Großartig, von Ihnen zu hören. Ich verbinde Sie gleich mit Frau Rossello, haben Sie noch einen angenehmen Tag.

Rossello: Guten Morgen, sehr nett dass Sie anrufen. Was kann ich für Sie tun?

SZ: Wir wollten uns erkundigen, wie Sie das anstellen, dass Ihre Passagiere so zufrieden sind.

Rossello: Da gibt es kein Geheimnis, wir haben einfach Freude daran, für unsere Kunden da zu sein.

SZ: Das sagen die bei British Airways doch bestimmt auch.

Rossello: Aber wir haben ganz andere Möglichkeiten, auf unsere Kunden einzugehen. Wir sind sicher so gut, weil wir so eine kleine Airline sind.

SZ: Was können Sie denn, was die Großen nicht können?

Rossello: Bei uns ist alles viel persönlicher. Jeder Passagier wird beim Check-In mit Handschlag begrüßt. Es gibt keine langen Schlangen, nach Möglichkeit erfüllen wir jeden Wunsch unserer Passagiere.

SZ: Das versprechen doch auch alle.

Rossello: Bei uns klappt es aber. Familien sitzen bei uns immer zusammen, jemand mit Gipsbein bekommt immer genug Platz. Oder nehmen wir die Parkers, die heute mit uns fliegen...

SZ: ...die Parkers?

Rossello: Die Parkers sind Stammgäste und wollen immer in Reihe 11 sitzen, Herr Parker möchte ans Fenster. Damit das auch klappt, mache ich jeden Abend zuhause am Küchentisch die Sitzbelegung für den nächsten Tag.

Zierdeckchen und ein Kuss vor dem Start

SZ: Wieso am Küchentisch?

Die liebste Airline der Briten: Eine einzige, 34 Jahre alte, Boeing 737 fliegt für Palmair

Eine einzige, 34 Jahre alte, Boeing 737 fliegt für Palmair

(Foto: Foto: Palmair)

Rossello: Na, da kann ich mich gut ausbreiten. Ich arbeite mit einer großen Skizze des Flugzeugs und mit vielen kleinen Aufklebern für die Passagiere. Sehr übersichtlich!

SZ: Haben Sie denn schon mal an einen Computer gedacht?

Rossello: Den brauche ich doch nicht.

SZ: Kann es sein, dass Palmair ein klein wenig altmodisch ist?

Rossello: Im besten Sinne. Wir achten noch auf die Details: Unsere Betriebsleiterin schneidet jeden Morgen in ihrem Garten Blumen und stellt sie in unsere Toilettenkabinen. Und die Zierdeckchen...

SZ: Zierdeckchen?

Rossello: Die über den Kopflehnen.

SZ: Ach die.

Rossello: Die stickt eine unserer Stewardessen selbst.

SZ: Toll!

Rossello: Oh ja, das sind die kleinen Extras. Gerade für ältere Passagiere. Wir haben alle Altersgruppen an Bord, aber Sie müssen wissen: Unsere Stammkundschaft bucht ihre Flüge eher nicht im Internet.

SZ: Stimmt es, dass Sie vor jedem Start einen Kuss vom Kapitän bekommen?

Rossello: Da bestehe ich darauf, das hat uns immer Glück gebracht. Gute Traditionen muss man pflegen.

SZ: Sicher ein attraktiver Mann, oder?

Rossello: Wir haben mehrere Kapitäne, die sind alle sehr charmant.

SZ: Das haben wir vermutet.

Rossello: Und die Ersten Offiziere sind auch nicht schlecht. Entschuldigen Sie eine Sekunde. (spricht im Hintergrund) Es tut mir schrecklich leid, die Maschine nach Menorca startet gleich. Ich verabschiede jeden einzelnen Flug persönlich.

SZ: Da wollen wir Sie nicht aufhalten.

Rossello: Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu reden.

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