Bedrohte Sehenswürdigkeit:Was dem Kölner Dom zu schaffen macht

Dom in der Abendsonne

Kölner Dom: für Menschen eine Sehenswürdigkeit, für Tiere und Pflanzen ein Lebensraum

(Foto: dpa)

Nicht nur Abgase schaden dem Gotteshaus, sondern auch die Lebewesen, die sich auf dem Dom breitmachen.

Von Stefan Fischer

Der erste Eindruck täuscht. Die dunklen Verfärbungen an den Pfeilern, Türmen und Fassadenteilen des Kölner Doms sind nicht nur auf die Diesel- und Heizöl-Abgase zurückzuführen. Vieles davon ist Biomasse; zusammengenommen wiegen die Kleinstorganismen geschätzt 1000 Tonnen.

In gewisser Weise ist der Kölner Dom also ein lebendiger Organismus: Die gotische Architektur symbolisiert nicht nur einen Wald und die darin lebenden Kreaturen. Zu der steinernen Zoologie aus Zierfiguren und Fabelwesen gesellen sich etliche reale Pflanzen und Tiere. Inmitten der Großstadt ist der Dom ein - sehr spezielles - Biotop, in dem Gedeihen und Vergehen einander abwechseln.

Schleiereulen, Steinmarder und Mäuse leben am und im Dom, auf dem Dach wachsen sogar Sträucher und Bäume, auch wenn sie bestenfalls kniehoch werden. All diese Lebewesen setzen dem riesigen Felsen, als den man den Lebensraum Dom auch sehen kann, zu. Nur erneuert sich die steinerne Architektur nicht von selbst.

Die Luftverschmutzung, der Taubenkot (rund acht Kilo produziert ein Vogel pro Jahr), dazu Pflanzen, die in Ritzen und Löchern wurzeln und sie dadurch aufspreizen, sodass umso mehr Wasser eindringen kann und den Stein auswäscht - all das führt dazu, dass etwa 60 Mitarbeiter der Dombauhütte, vor allem Steinmetze und Bildhauer, dazu Schreiner, Schlosser und ein Schmied, ständig mit dem Ausbessern, Renovieren und Ersetzen von Bauteilen befasst sind. Knapp 20 000 Euro kostet das - pro Tag.

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