Defekte Toiletten in der Bahn:Bitte in die Flasche pinkeln

Deutsche Bahn

"Wer eine Flasche hat, kann durchgehen bis in den letzten Waggon": Mit dieser Aufforderung verwundert ein Bahnmitarbeiter nicht nur die Reisenden.

(Foto: dpa)

Verstopft, defekt oder geschlossen: An kaputte Toiletten sind Bahnreisende gewöhnt. Als in seinem Zug aber gleich alle Sanitäranlagen auf einmal ausfielen, empfahl ein Schaffner den Passagieren eine etwas ungewöhnliche Methode.

Das Szenario ist unangenehm: Man sitzt im Zug, das Bedürfnis wird immer dringender. Gute eineinhalb Stunden dauert die Fahrt mit dem Regionalzug von Köln nach Hamm und da es eben ein Regionalzug ist, dürfte er in gemächlichem Tempo dahinrattern. Also wird man - und damit auch die Blase - schön gleichmäßig durchgeschüttelt.

Wofür gibt es Toiletten, könnte man nun einwenden. Aber das ist so eine Sache im Zug. Da sind die Sanitäranlagen schon mal verdreckt, verstopft, kaputt. Die Passagiere auf der Fahrt nach Hamm hatten allerdings vierfaches Pech: Alle vier an Bord befindlichen Toiletten fielen aus.

Dieser unguten Situation war sich bestimmt auch der mitfahrende Bahnmitarbeiter bewusst und gab folgenden Ratschlag: "Wer eine Flasche bei sich hat, kann durchgehen in den letzten Waggon", zitiert die Neue Westfälische eine Mitreisende.

Also eine indirekte Aufforderung an die Passagiere, in eine Flasche zu urinieren? Und dann auch noch im letzten Waggon? Man stelle sich das vor: ein ganzer Waggon, in dem mehrere Fahrgäste neben- oder hintereinander ihre Notdurft in Flaschen verrichten. Nein, lieber nicht.

Ein Sprecher der Bahn bestätigte den Vorfall vom 6. Juli und bezeichnete die Äußerungen des Kollegen zugleich als "ärgerlich und sicher nicht glücklich". Er entschuldigte sich bei den Reisenden für die defekten Toiletten "und die missverständliche Durchsage". Es komme nicht selten vor, dass Zugtoiletten ausfielen. Dass aber alle Toiletten eines Zuges gleichzeitig defekt seien, sei eine Ausnahme. Der Zugbegleiter hätte, so der Bahnsprecher, in einem solchen Fall entweder den Zug aus dem Verkehr ziehen oder den Zug an einem Bahnhof anhalten lassen müssen, der über eine Toilettenanlage verfüge. Dort hätten dann die Reisenden die Toilette aufsuchen können.

Immer wieder kommt es zu derart abstrusen Empfehlungen von Bahnmitarbeitern. Im November 2011 kam ein Fall um einen Schaffner vor Gericht, der einem Passagier geraten hatte, sich doch in der ersten Klasse zu erleichtern.

Wenn aber alles nichts hilft, könnte sich die Bahn immer noch die Maßnahmen der niederländischen Kollegen zu Herzen nehmen: Dort gibt es Pinkeltüten an Bord. Aber nur für den absoluten Notfall.

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