Computerpanne bei der Bahn:Die Fahrkarten, bitte!

Noch ist unklar, wie es zu der Computerpanne bei der Bahn kommen konnte. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert ein besseres Notfall-Management.

Helmut Martin-Jung

Sie heißen EBuLa, RIS oder HAFAS und die meisten Reisenden, die nicht auch Bahnbedienstete sind, haben zwar noch nie etwas davon gehört, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit oft damit zu tun.

Computerpanne bei der Bahn, ddp
(Foto: Foto: ddp)

Mit computergestützten Systemen wie diesen plant und steuert die Bahn das ganze komplizierte Gefüge aus Hunderten von Zügen, Fahr- und Dienstplänen - von der Anzeige am Bahnsteig bis hin zum Ticketverkauf im Internet.

Was es bedeutet, wenn sie ausfallen, erfuhren Tausende von Fahrgästen am Mittwochnachmittag, als es in einem Rechenzentrum der Bahn zu einer schweren Computerpanne kam.

Welcher Art diese Probleme waren, dazu mochte die Bahn auch 24 Stunden nach dem mehrstündigen Ausfall in dem Rechenzentrum keinerlei Angaben machen, auch nicht dazu, welche Systeme in dem betroffenen Rechenzentrum in Berlin-Mahlsdorf überhaupt zusammengefasst sind.

Betrieben wird es von der Bahntochter DBSystel, die unter anderem auch für das Bahn-interne Funknetz GSM-R zuständig ist. Über Funkstationen ähnlich denen normaler Handymasten erhalten Zugbesatzungen ständig aktualisierte Informationen.

Die DBSystel, die auch externe Kunden betreut, wirbt damit, ihre Rechenzentren und Systeme nach anerkannten Qualitätsnormen zu betreiben und ist sogar Mitglied im anerkannten IT Service Management Forum. Aber auch wer alle Vorschriften und Sicherheitsregeln einhält, ist vor Ausfällen aber nicht gefeit, sagt René Wienholtz, Technikvorstand der Strato AG, die in Berlin ein Rechenzentrum mit 30000 Servern betreibt.

Dabei scheinen diese Regeln kaum Platz zu lassen für Eventualitäten. Um den Kunden ausfallsichere Anwendungen bieten zu können, gründen die Sicherheitsanforderungen wie eine Pyramide auf einem starken Fundament.

Lesen Sie weiter, welche Sicherheitsvorkehrungen die Bahn aufgebaut hat.

Die Fahrkarten, bitte!

Das fängt mit dem Standort an, der sicher sein soll gegen Erdbeben und Überschwemmungen und führt über mehrfache Anbindungen an das Stromnetz und an Dieselgeneratoren bis hin zu Batterie-Anlagen, mit deren Hilfe das Strato-Rechenzentrum bei Stromausfall gut 20 Minuten weiterbetrieben werden kann.

Als Ursache für den Ausfall des Rechenzentrums der Bahn vermutet Wienholtz "eine hausgemachte Sache", die aber könne "Millionen Ursachen" haben.

Fahrgastverband fordert besseres Notfallmanagement

Der Fahrgastverband Pro Bahn hat aus Anlass der Computerpanne gefordert, die Bahn müsse sich um ein besseres Notfallmanagement kümmern. "Man muss in der Lage sein, die Kunden zu informieren", sagte der Vorsitzende Karl-Peter Naumann. "Wenn dann noch Kaffee angeboten wird, sind viele Fahrgäste schon zufriedener", sagte Naumann.

Entschädigung gibt es bei Verspätungen grundsätzlich nur im Fernverkehr und auch nur dann, wenn die Bahn die Verspätungen selbst zu verantworten hat, also nicht bei höherer Gewalt wie Unwettern oder Terroranschlägen oder Gegenständen auf den Schienen.

Die Entschädigung wird als Gutschein abgerechnet. Entweder stellt der Zugbegleiter oder ein Mitarbeiter am Bahnhof die Gutscheinkarte aus, auf der die Verspätung dokumentiert wird. Diese muss im Reisezentrum oder bei einer DB Agentur eingereicht werden.

Tickets im Zug lösen

Wenn Automaten nicht funktionieren, kann das Ticket ohne Aufpreis auch im Zug gelöst werden - so auch in diesem Fall.

Bis spätestens Ende dieses Jahres muss in Deutschland eine EU-Verordnung zum Fahrgastrecht umgesetzt werden. Sie sieht unter anderem für Reisen über 50 Kilometer höhere Entschädigungen vor, bei mehr als 120 Minuten Verspätung beispielsweise bekommt der Geschädigte 50 Prozent des Fahrpreises zurück - und zwar in bar. Das Justizministerium plant, die neuen Regeln schon vor der Hauptreisezeit in Kraft zu setzen.

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