Collioure und Ceret in Südfrankreich:Zu schön, um nicht gemalt zu werden

Die Künstlerorte nahe den Pyrenäen zogen berühmte Maler wie Matisse oder Picasso an und begeistern heute nicht nur Künstler, sondern auch Touristen. Dennoch gibt es noch ruhige Ecken.

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Im Rausch der Farben - An der Roten Küste bei Collioure

Quelle: dpa-tmn

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Die Künstlerorte nahe den Pyrenäen zogen berühmte Maler wie Matisse oder Picasso an und begeistern heute nicht nur Künstler, sondern auch Touristen. Dennoch gibt es noch ruhige Ecken.

Auf der schmalen Hafenmole hat Pixie Bechal ihre Staffelei aufgebaut. Die Künstlerin aus London reist seit mehr als zehn Jahren immer wieder nach Collioure an der Côte Vermeille, der roten Küste ganz im Süden Frankreichs unweit der spanischen Grenze. "Das Licht hier ist ungewöhnlich lieblich. Collioure ist ein besonders schöner Ort, um hier zu leben und zu malen", sagt sie. Malen in Collioure in der Region Languedoc-Roussillon. - das hat eine lange Tradition. Im Jahr 1904 reiste Henri Matisse mit seinem Künstlerkollegen André Derain in das verschlafene Fischerdorf. Beide ließen sich von der Farbenpracht am katalonischen Mittelmeer inspirieren. Die roten Ziegeldächer, die blauen Fensterläden, das zarte rosa der Hausfassaden, Segelboote am alten Hafen, die engen Gassen und der ungewöhnliche Turm der Kirche Notre Dame des Anges - all das hat das Künstlerduo damals stark beeindruckt.

Im Rausch der Farben - An der Roten Küste bei Collioure

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"Für Matisse war Collioure der ideale Platz, um seiner Kunst nachzugehen. Er hatte wohl einen Hinweis auf den schönen Ort von Verwandten aus dem nahen Perpignan bekommen", erzählt die Kunstexpertin Nati Zorzo (im Bild rechts) während des Rundgangs auf dem Chemin du Fauvisme, dem Weg der Fauvisten, deren Vertreter für ihre Bilder vor allem leuchtende Farben wählten. "Matisse und Derain waren die Begründer des Fauvismus", erklärt Nati Zorzo. Leuchtend farbig waren die Motive der Maler. Heute führt der Weg der Fauvisten als gekennzeichnete Route zu jenen 20 Plätzen, an denen Matisse, Derain und ihre Künstlerkollegen die Staffeleien aufstellten und ihre farbenprächtigen Werke schufen.

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Entlang der Route erläutern Tafeln mit Reproduktionen die Kunstwerke. Sie sind ein Ersatz für die kostbaren Originale, die heute beispielsweise im New Yorker Museum of Modern Art, in der Eremitage Sankt Petersburg und im Museum Folkwang in Essen zu bewundern sind. Kunstführerin Zorzo lässt ihre kleine Gruppe vor dem Haus Nummer 22 in der Rue de la Démocratie anhalten. "An dieser Stelle schuf Matisse im Jahr 1905 wohl das bedeutendste Bild - das offene Fenster", erläutert sie. Matisse und Derain waren die ersten Maler, die Motive aus Collioure festhielten. In späteren Jahren folgten Georges Braque, Raoul Dufy, Albert Marquet und Pablo Picasso.

Mit den Malern kamen auch die ersten Fremden in das abgelegene Fischerdorf, dessen Burg schon im 7. Jahrhundert nach Christus bestand. Zeugnis der Vergangenheit ist die mächtige Burganlage der Könige von Mallorca, die zwischen 1276 und 1344 erbaut wurde und sich auf einer Anhöhe über dem kleinen Ort erhebt. In den 1950er Jahren entdeckten  Urlauber das malerische Collioure. Heute drängen sich die Touristen durch die engen Gassen hinunter zu der im Jahr 1684 erbauten Wehrkirche Notre Dame des Anges (im Rahmen rechts) mit ihrem ungewöhnlichen Glockenturm, der in der Vergangenheit auch als Leuchtturm diente.

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Ein wenig beschaulicher geht es zu im Vieux Quartier du Mouré, dessen Gassen von der Kirche aus steil ansteigen. Hübscher Blumenschmuck empfängt dort die Besucher, einige der mehr als 30 in Collioure angesiedelten Kunstgalerien präsentieren dort Ölgemälde, Grafiken und Plastiken.

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Kunstfreunde besuchen die Brasserie des Hotel-Restaurants "Les Templiers". Gemälde über Gemälde sind dort an den Wänden zu bewundern. Der Überlieferung nach soll so manch ein klammer Künstler in der Vergangenheit seine Zeche mit Bildern bezahlt haben. Matisse, Picasso und Dalí, die ebenfalls im "Les Templiers" verkehrten, schmückten das Gästebuch des Hauses mit kleinen, humorvollen Zeichnungen.

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Nur 30 Kilometer landeinwärts vom lebhaften Collioure entfernt liegt ein weiterer, aber beschaulicher Künstlerort: Céret. Das verschlafene Landstädtchen an den Ausläufern der Pyrenäen wurde im Januar 1910 aus seiner Ruhe gerissen: Der Bildhauer Manolo Martínez Hugué, der Maler Frank Burty Haviland und der Komponist Deodat de Séverac machten in Céret Station. In den Folgejahren setzte ein wahrer Malertourismus ein. Georges Braque, Juan Gris, Marc Chagall, Pablo Picasso und viele andere reisten bis in die 1930er Jahre nach Céret und machten die Kleinstadt zum Zentrum des Kubismus. Galerien und Ateliers prägen Cérets Altstadt mit ihren engen Gassen.

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Knorrige Platanen spenden an kleinen Plätzen und Straßen Schatten, munter plätschert das Wasser aus dem Brunnen am Place des Neuf Jets (im Bild). Müßiggänger genießen mittags den kühlen Roséwein im Künstlertreff "Grand Café", in dem schon Picasso einkehrte. Nur wenige Schritte weiter am Boulevard Maréchal Joffre weist Céret mit dem Museum für Moderne Kunst einen wahren Schatz auf. Im Juni 1950 wurde das Haus auf Anregung des Malers Pierre Brune im ehemaligen Karmeliterkloster eingeweiht. Heute glänzt die Sammlung in einem lichten Neubau sowohl mit Meisterwerken des Kubismus als auch durch Sonderausstellungen von Arbeiten zeitgenössischer Künstler.

Informationen

Anreise: Mit dem Flugzeug von Deutschland mit Umsteigen in Paris zu den Flughäfen Montpellier und Perpignan und von dort weiter mit dem Mietwagen. Mit dem Zug geht es im TGV von Paris nach Perpignan und von dort mit der Lokalbahn bis Collioure (collioure.com). Céret (www.ot-ceret.fr) hat keinen Bahnhof.

Reisezeit: Hochsaison ist im Juli und August. Empfehlenswert sind das ruhigere Frühjahr und der September.

Unterkünfte: In Collioure gibt es 18 Hotels, außerdem werden zahlreiche Ferienwohnungen angeboten, in Céret 4 Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen.

Sprache: In Collioure und Céret wird Französisch und Katalanisch gesprochen, die Verständigung auf Englisch ist mitunter schwierig und auf Deutsch in der Regel nicht möglich.

© Süddeutsche.de/Bernd F. Meier, dpa/kaeb
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