"Bürsten, Pinsel, Fußmatten Carl Topp":Die Welt der Borsten

"Bürsten, Pinsel, Fußmatten Carl Topp": Seit fünf Jahrzehnten führt Hansjörg Graf das Geschäft „Bürsten, Pinsel, Fußmatten Carl Topp“ in dem es eine ungeahnte Vielfalt an Bürsten gibt.

Seit fünf Jahrzehnten führt Hansjörg Graf das Geschäft „Bürsten, Pinsel, Fußmatten Carl Topp“ in dem es eine ungeahnte Vielfalt an Bürsten gibt.

(Foto: Bert Bostelmann)

Hansjörg Graf und sein geliebtes Bürstengeschäft.

Von Jan Willmroth

Eine Klingel braucht Hansjörg Graf nicht, denn er hat ja Pauli, seinen neun Jahre alten Spitz-Chihuahua-Mischling, den er immer nur "Füchschen" nennt. Jeden Besucher empfängt der kleine Hund mit einem Bellen, schon bevor man überhaupt den Laden betritt, und wenn der Kunde es hineingeschafft hat in diese einzigartige Welt der Borsten und Bürsten und Besen, schreitet Graf aus dem Hinterzimmer und weiß auf jede Frage nach dem gerade passenden Produkt eine Antwort.

Bald werden es fünf Jahrzehnte sein, in denen er den Laden führt, "Bürsten, Pinsel, Fußmatten Carl Topp", steht seit jeher über der Tür. Viel hat sich nicht verändert im Lauf der Jahrzehnte, nur die eigene Produktion gibt es nicht mehr und damit auch nicht mehr die Spezialanfertigungen, die Firmen aus der Region einst bestellten. Als Graf 16 war, Ende der Fünfziger, verließ er mit den Eltern die DDR, der Vater war Bürstenmacher, Graf Junior lernte Pinselmacher, studierte Maschinenbau in Berlin und kehrte 1970 nach Frankfurt zurück. Der Vater leitete die Fertigung im Spessart, Graf den Laden in Bockenheim, das war die Abmachung.

Heute ist er 76 Jahre alt und hat aufgehört zu zählen, wie oft er den Laden schon für immer zusperren wollte, schon vor mehr als zehn Jahren dachte er darüber nach. Aber immer kamen die Leute aus dem Viertel, kamen seine Stammkunden und wünschten sich, er möge ihnen doch erhalten bleiben. "Ich liebe das Geschäft", sagt Graf. "Einen solchen Laden gibt es nicht mehr. Und was soll ich auch zu Hause herumsitzen?" Irgendwann hat er beschlossen zu bleiben, so lange, bis er eines Tages nicht mehr kann.

Ein Kunde betritt das Geschäft, Pauli bellt, Graf geht nach vorn neben die Theke, die seit 1928 fest verbaut im Laden steht. Er habe zu viel im Büro gesessen, sagt der Kunde, um die 60 mag er sein, nun sei er nicht mehr der Gelenkigste. Eine Badebürste möchte er haben, so eine mit langem Stiel, damit er noch überall herankommt. Graf hat gleich mehrere zur Auswahl, er nimmt das Geld entgegen und verstaut es in der uralten Kasse, "danke Ihnen, auf Wiedersehen. Damit werden Sie bestimmt wieder gelenkig".

Vor Weihnachten waren die Rasierpinsel ausverkauft, drei bis vier Mal im Jahr bestellt er neue Handwaschbürsten, hinter der Theke hat Graf noch Stahlbürsten aus eigener Produktion einsortiert. Er führt Pinsel in allen erdenklichen Formen, Naturschwämme und Besen und Fußmatten aller Art, und bislang, sagt er, habe er noch immer für alles eine Lösung gefunden.

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