British Landscape Photographer of the Year:Alles im Fluss

Der Wettbewerb um den Titel "Bester britischer Landschaftsfotograf" zeigt die harmonische Seite des vom Brexit gebeutelten Landes. Viele Fotos sehen gar nicht so aus, als wären sie auf der Insel gemacht.

Von Katja Schnitzler

14 Bilder

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Quelle: Benjamin Graham

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Mit dem Brexit ist in Großbritannien einiges in Bewegung geraten, vielleicht sogar aus dem Ruder. Harmonisch läuft der Austritt aus der EU wirklich nicht ab. Da ist es Zeit, mal wieder auf die schönen Seiten zu blicken: Auch bei den Gewinnern des Wettbewerbs "British Landscape Photographer of the Year" scheint alles im Fluss zu sein, selbst wenn das Motiv gar kein Wasser zeigt. Doch alle Bilder strahlen eines aus: Harmonie.

Siegerfoto "Diminutive Dune", Benjamin Graham (West Wittering, West Sussex, England)

Diese "kleine Düne" lenkt den Blick in Wellen dorthin, wo die Wogen sanft an Land rauschen. Das Kontemplative an diesem Motiv fand die Jury besonders bemerkenswert. "Sein Foto hat eine hypnotische Qualität, das wie ein Gegengift wirkt in turbulenten Zeiten", sagt Landschaftsfotograf Charlie Waite, der den Preis mit begründet hat. Auch in der Realität würden wir oft einfach nur am Meer stehen und hinausblicken, wobei sich die Seele erholen könne - oder aber man schaue lange genug dieses Bild an. Fotograf Graham selbst gefiel die Ungewissheit der Szene: "Die doppelte S-Kurve der Düne könnte zwei Meter lang sein oder 2000 - tatsächlich waren es etwa 20 Meter."

UK Weather: Poppies in flower, Royston UK

Quelle: Julian Eales

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"Poppies in flower", Julian Eales (bei Royston, England)

Ist das wirklich England? Der Fotograf versichert, dieses Mohnblütenmeer, das einen Hügel hinabzufließen scheint, an der Grenze zwischen Hertfordshire und Cambridgeshire nördlich von London aufgenommen zu haben. Zwischen den roten Blüten wächst weitaus weniger dekorativer Leinsamen - aber nur mit diesem Kontrast entfalten die einzelnen Blumen ihre volle Pracht.

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Quelle: Francis Joseph Taylor

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"Snowstorm over the dragon's back", Francis Taylor (Derbyshire, Peak District Nationalpark, England)

"Schneesturm auf dem Drachenrücken" - dieser Titel klingt märchenhaft, aber erfunden. Doch der Berggrat heißt tatsächlich so, da er sich wie ein verschüttetes Untier aus dem Boden erhebt. Dank der wellenförmigen Zäune, die dunkel aus der zarten Schneeschicht ragen, wirkt der Drachenrücken in diesem Bild allerdings eher wie in Eis und Stein erstarrte Wellen.

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Quelle: Rachael Talibart

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"Fire Within", Rachael Talibart (bei Birling Gap in East Sussex, England)

Vor der Steilküste eines kleinen Weilers an der Küste Südenglands brechen die Wellen im düsteren Meer unter dunklen Wolken, die am Horizont abregnen - und doch, oben am Himmel glimmen helle Funken.

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Quelle: Jon Martin

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"The 08.52 from Barmouth", Jon Martin (Gwynedd, Wales)

Auch die britische Bahngesellschaft Network Rail sponsorte einen Preis im Wettbewerb, den "Lines in the Landscape"-Award. Bei den Bedingungen war eigens darauf hingewiesen worden, dass Fotos von U-Bahnen nicht zugelassen sind - und es unter Strafe verboten ist, die Gleise zu betreten, auch wenn die Fotoperspektive noch so verlockend sein sollte. Davon war Jon Martin weit genug entfernt. Er inszenierte den 8.52-Uhr-Zug bei seiner Fahrt über die Flussmündung des Mawddach in Nord-Wales. Die hölzerne Brücke stammt aus dem Jahr 1867 und ist eine eigene Sehenswürdigkeit in dieser sehenswerten Landschaft. Von der anderen Seite betrachtete ein weiterer Fotograf das selbe Motiv.

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Quelle: Josh Cooper

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"Meandering Mawddach", Josh Cooper (Gwynedd, Wales)

Um den mäandernden, verzweigten Flusslauf vor seiner Einmündung in die Cardigan Bay aufzunehmen, wanderte Cooper bei Sonnenuntergang auf dem New Precipice Walk nahe Barmouth. In der Ferne gerade noch zu erkennen: die Eisenbahnbrücke.

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Quelle: Andrew Bulloch

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Sieger "Young Landscape Photographer of the Year 2017": "Skatepark under the Northern Lights", Andrew Bulloch (Musselburgh bei Edinburgh, Schottland)

Auf den ersten Blick fragt man sich, was die nächtliche Skaterrampe mit Landschaftsfotografie zu tun hat. Die Antwort der Jury: "Der städtische Skatepark platziert vor den Nordlichtern zeigt ein Zusammentreffen der menschengemachten Welt mit einem der faszinierendsten Phänomene der Natur." Wir sagen: Diese Rampe lässt sich auf Rollen surfen. Und Nordlichter machen die schönsten Spins.

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Quelle: Colin Bell

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"Dalt Quarry", Colin Bell (bei Borrowdale im Lake District, Cumbria, England)

Auf dieses Bild muss man zweimal blicken, um sicherzugehen, dass es nicht gemalt ist. Dieser Effekt wird verstärkt, weil sich in dem mit Wasser vollgelaufenen Steinbruch die vertikalen Linien mehrfarbiger Schieferfelsen spiegeln.

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Quelle: Mark Cornick

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"Architectural detail", Mark Cornick (London, England)

Selbst Gebäude scheinen zu fließen und vermitteln Wandel und Bewegung, wo eigentlich Stillstand ist.

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Quelle: Paul Fowles

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"Alone against the torrent", Paul Fowles (Elan Valley, bei Rhayader, Wales)

Allein gegen den Strom, so nennt Fotograf Fowles sein Motiv. Dabei stemmt sich sein einsamer Betrachter gar nicht gegen die Kraft des Wassers, sondern scheint eher seine Gedanken darin zu versenken. Und wird die Brücke vielleicht gestärkt wieder verlassen. Das regenreiche Gebiet mit sechs Staudämmen versorgt Birmingham seit hundert Jahren mit Wasser - zu sehen ist der Caban Coch, der schlichteste unter den Dämmen, der an einen natürlichen Wasserfall erinnert. Wenn das Reservoir voll ist, läuft das Wasser einfach über die Staumauer.

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Quelle: Matt Cooper

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"Brighton Pier from above at sunrise", Matt Cooper (East Sussex, England)

Von oben betrachtet - und bei Sonnenaufgang - wirkt sogar der Pier in Brighton ruhig. Eine Vergnügungsinsel, die aus dieser Perspektive wie die verknautschte Schuhschachtel eines Kindes wirkt, das darin eine Spielzeuglandschaft aufgebaut hat.

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Quelle: Chris Goddard

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"Gondola to the historic Transporter bridge", Chris Goddard (Newport City, South Wales)

Eigentlich ist die Newport Transportbrücke über dem Fluss Usk aus dem Jahr 1906 gebaut, um Bewegung zu garantieren - auf diesem Bild wirkt sie, als läge ihr mehr an ewigem Stillstand. Nur noch sechs solcher Schwebefähren gibt es, weltweit. Auf dieser Gondel haben sechs Autos und 120 Fußgänger Platz, die mit drei Metern pro Sekunde die fast 200 Meter lange Strecke entlangschweben.

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Quelle: David Hopley

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"Encompassed", David Hopley (Colton bei Tadcaster, North Yorkshire in England)

Umrundet nennt Fotograf Hopley sein Bild, das wirkt, als hätte ein Ruderboot auf dem wogenden Getreide einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

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Quelle: Neil Burnell

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"Stilts", Neil Burnell (Osea Leisure Park in Blackwater, Essex, England)

Auf Stelzen stehen diese Hütten im weißen Nichts, fensterlos unwirklich wie auf Wolken gebaut. Ein sanftes Bild - die Realität ist schließlich hart genug.

© SZ.de/ihe/liv
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