Eingeschlafen hinterm Steuerknüppel
Seine Probleme mit dem Blutdruck bekam ein Pilot der israelischen Fluggesellschaft El Al in der Regel ganz einfach in den Griff: Er nahm eine Tablette und die Beschwerden besserten sich. Doch dieses Mal griff er aus Versehen zur falschen Schachtel - der mit den Schlaftabletten.
Auf dem Flug von Kiew nach Tel Aviv kämpfte der Kapitän mit der einsetzenden Müdigkeit, schließlich fielen ihm die Augen zu. Sein Kopilot übernahm das Flugzeug und landete die Boeing 737 mit etwa 100 Passagieren an Bord.
Dass Piloten wegen falscher Medikamente hinter dem Steuerknüppel einschlafen, ist wohl eher die Ausnahme. Doch eine Befragung von 389 Linienpiloten in Norwegen ergab: Jeder Zweite von ihnen war schon einmal während der Arbeit eingenickt, ohne den Kopiloten gewarnt zu haben. Einige erklärten, dass ihnen dies schon häufiger passiert sei.
Auch die deutsche Pilotenvereinigung Cockpit kam in einer Befragung ihrer Mitglieder zu alarmierenden Ergebnissen: 36 Prozent der Piloten gaben an, im Cockpit eingeschlafen zu sein. 90 Prozent der Flugkapitäne führten einen Fehler im Dienst auf Übermüdung zurück.
Schuld an den hohen Prozentsätzen, so die Pilotenvereinigung, seien die geltenden europäischen Flugdienstzeitregelungen. Diese sollen 2013 geändert werden - allerdings zum weiteren Nachteil der Piloten. Schon jetzt seien die aktuellen Bestimmungen für Ruhe- und Wachzeiten nicht akzeptabel, so Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg. Das neu geplante Dienstmodell gestatte unter Umständen sogar Wachzeiten von mehr als 21 Stunden, bei Bereitschaftsdiensten sogar über mehr als Stunden.
Mit Material von AFP
In anderen Berufen gibt es für ein Nickerchen am Arbeitsplatz maximal eine Schelte vom Chef - fallen einem jedoch als Pilot die Augen zu, wird es für die Passagiere lebensgefährlich.