Billigflieger:Piloten erheben Sicherheitsvorwürfe gegen Ryanair

Hat Ryanair aus Kostengründen die Sicherheit der Passagiere gefährdet? Nach drei Notlandungen an einem Tag gerät die irische Billigfluggesellschaft massiv in die Kritik. Das spanische Verkehrsministerium hat eine Untersuchung eingeleitet.

Mit Ryanair in den Urlaub fliegen, das bedeutet mitunter auch: Stress. Der beginnt meistens schon vor der Reise. Will man die Fluggesellschaft telefonisch erreichen, um seinen Flug umzubuchen oder sich zu informieren, wird man auf der Webseite des Unternehmens an die Kundenhotline verwiesen - für 62 Cent die Minute.

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Ryanair steht massiv in der Kritik. Die Vorwürfe sind gewaltig: Die Billigairline soll aus Kostengründen die Sicherheit der Passagiere gefährdet haben.

(Foto: dapd)

So etwas ist nicht kundenfreundlich, aber auch nicht gefährlich. Nun sieht sich die Billigairline erheblichen Vorwürfen ausgesetzt: Das spanische Verkehrsministerium hat eine Untersuchung gegen Ryanair eingeleitet, meldet die spanische Tageszeitung El País. Der Grund: Am 26. Juli mussten drei Ryanair-Maschinen notlanden. Der Vorwurf: Den Flugzeugen sei der Treibstoff ausgegangen.

An jenem Tag, dem 26. Juli, mussten viele Flüge wegen eines Gewitters von Madrid auf den Flughafen von Valencia umgeleitet werden. Dieser liegt eine Stunde entfernt.

Im Auftrag des Verkehrsministeriums prüft die spanische Flugsicherheitsbehörde AESA jetzt, ob die drei Maschinen möglichst dürftig betankt wurden. Je weniger Kerosin ein Flugzeug im Tank hat, desto leichter ist es. Und damit billiger zu betreiben.

"Wenn eine Fluglinie an einem Tag dreimal wegen Kerosinmangels notlanden muss, dann stimmt etwas im System nicht", sagte der Sprecher der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit der Financial Times Deutschland (FTD).

Ein Sprecher von Ryanair dementierte die Vorwürfe: "Alle drei Maschinen landeten normal und mit ausreichenden Kerosinvorräten."

Die Kerosinvorräte an Bord hatten ein Minimum erreicht

Nachdem die drei Maschinen, "50, 68 und 69 Minuten" nach der geplanten Landezeit in Madrid über Valencia kreisten, sollen die Ryanair-Maschinen eine sofortige Landung beantragt haben, da die Kerosinvorräte an Bord ein Minimun erreicht hatten. So erklärt zumindest Ryanair den Notruf auf ihrer Webseite. Als die Maschinen landeten, sei noch Treibstoff für rund 30 Minuten Flugzeit im Tank gewesen, womit die Billigairline die Sicherheitsvorschriften erfüllt habe.

Während Ryanair versucht, den Imageschaden klein zu halten, wirft der spanische Verbraucherverband CEACCU der Fluggesellschaft vor, die Sicherheit der Fluggäste "schwer" gefährdet zu haben. Ein Cockpit-Sprecher sagte zur FTD, dass Ryanair die Piloten unter Druck setze, nicht zu viel Treibstoff zu tanken.

Die Zeitung Irish Independant berichtet von einem internen Schreiben an die Piloten von Ryanair, indem das Management den "exzessiven" Kerosinverbrauch beanstandet habe. Zu diesen Vorwürfen hat sich Ryanair bisher nicht geäußert. Der Sprecher erklärte der FTD lediglich, jede Fluglinie verfolge eine auf Flugdaten beruhende Treibstoffpolitik, womit sich die Airline im rechtlichen Rahmen bewege.

Ryanair ist nach Passagierzahlen die größte Fluggesellschaft Europas, noch vor der Lufthansa. Die Billigairline mit dem blau-gelbem Design wirbt mit Tiefstpreisen. Verbraucherschützer bemängeln, dass der endgültige Flugpreis bei der Buchung nicht auf Anhieb ersichtlich ist. Sind alle Gebühren für Kreditkartenzahlungen und Steuern auf den Angebotspreis aufgerechnet, ist der Billigflug oft nicht günstiger als die Angebote traditioneller Fluggesellschaften.

Die Airline gerät regelmäßig in die Kritik. So ist der Chef der irischen Fluggesellschaft, Michael O'Leary, für seine provozierenden Aussagen und lockeren Sprüche bekannt: Erstens: Ein Pilot im Cockpit reiche aus, denn zur Not könne auch eine Stewardess das Steuer übernehmen. Zweitens: O'Leary schlug vor, Geld für die Toilettenbenutzung an Bord zu fordern. Und drittens: Man könne ja Stehplätze im Flugzeug einführen. Zu den aktuellen Vorwürfen sagt er: nichts.

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