Bildband über historische Schiffsreisen:"Wunderbar, auf Kreuzfahrt zu gehen"

In ihren frühen Jahren waren Kreuzfahrten einem elitären Publikum vorbehalten. Ein Bildband zeigt, was die Passagiere damals von einer Schiffsreise erwarteten. Und dass sie nicht mit der Neugier der Offiziere gerechnet hatten.

Von Carolin Gasteiger

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Kreuzfahrtträume Knesebeck Verlag

Quelle: Knesebeck Verlag

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Auf Kreuzfahrtschiffen herrschen seit jeher besondere Gepflogenheiten, vor allem in den elitären Anfangsjahren war das so. Fotos und Zitate aus einem Bildband zeigen, was die Passagiere damals von einer Kreuzfahrt erwarteten. Und dass sie nicht mit der Neugier der Offiziere gerechnet hatten. Von Carolin Gasteiger

Die Mitreisenden

In ihrer Frühzeit waren Kreuzfahrten einem elitären Publikum vorbehalten, wie eine Annonce des Hamburger Reeders Robert Miles Sloman von 1845 in der Leipziger Illustrirten Zeitung in altmodischer Sprache klarmacht:

"Nur unbescholtene und gebildete (vorzugsweise wissenschaftlich gebildete) Personen können aufgenommen werden. Ein ausgezeichnetes Schiff, ein bewährter, belesener Capitain und eine erlesene Mannschaft, ein promovirter Artzt, bieten den Teilnehmern der Expedition jede mögliche Garantie einer angenehmen und glücklichen Reise."

Im Bild: Passagiere einer Kreuzfahrt ins Mittelmeer, 1930er Jahre.

Alle Textpassagen und Fotos stammen aus dem Bildband "Kreuzfahrtträume" von Boris Dänzer-Kantof, erschienen im Knesebeck Verlag.

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Die richtige Einstellung

Auf der Suche nach Abenteuern spreche die Kreuzfahrt "die Sehnsucht nach Freiheit, die Fantasie und den Sinn für Geschichte an", schreibt der Autor des Buches, Boris Dänzer-Kantof, in dem Bildband. Und zitiert ein Lied aus den 1940er Jahren:

"Ah, es ist wunderbar, auf Kreuzfahrt zu gehen und mit leichter Seele in andere Gefilde zu reisen."

Im Bild: In der Bucht von Funchal, Madeira, wartet die Monte Pascoal auf ihre Passagiere. Das Schiff der Hamburg Süd brach im Juli 1933 zu einer Atlantikkreuzfahrt auf.

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Öffentlicher als gedacht

Nachts bot sich das Deck des Kreuzfahrtschiffes schon damals für ein romantisches Tête-à-Tête an. Auf der Columbia zogen sich Liebespaare in die Luken zurück. Otto Giese, Vierter Offizier des Passagierdampfers, erzählt:

"An diesem Platz konnten sie zu den funkelnden Sternen hinaufschauen und sich vom leichten Schlingern des Schiffs in einer sanften kühlen Brise wiegen lassen. Dort wurden Küsse und Liebesschwüre getauscht. Doch bei ihren romantischen Träumereien waren sie praktisch nie unbeobachtet. Von Zeit zu Zeit erschien ein Fernglas an der Reling der Kommandobrücke, das in der Dunkelheit nach Verliebten fahndete. Jedes Paar war von den jungen Offizieren heimlich registriert worden, und wenn um Mitternacht die Wachablösung kam, berichteten die Offiziere einander, welche Fortschritte jedes Paar gemacht hatte."

Im Bild: Broschüre der Hapag und des NDL von 1938 für eine Kreuzfahrt mit der Columbus - ihre letzte, wie sich später herausstellen sollte.

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Perfekte Organisation

Weltreise mit Hindernissen: Immer wieder versuchte die amerikanische Touristikfirma Frank C. Clark, mit der Cleveland die Welt zu umrunden. Zunächst scheiterten sie an den gesetzlichen Vorschriften, dann begann der Erste Weltkrieg. Wenn die Cleveland aber unterwegs war, kam das Programm bei den Teilnehmern gut an. Dänzer-Kantof zitiert George Tom Bush, der an der zweiten Kreuzfahrt der Cleveland 1910 teilnahm:

"Mr. Clark hat alles in seiner Macht Stehende getan, damit auf dem gesamten Schiff jeder sich so wohl wie möglich fühlte. 750 Personen von ihrem Wohnsitz in den ganzen Vereinigten Staaten von Amerika abzuholen [...], mit ihnen um die Welt zu fahren, sie in den verschiedenen Zwischenhäfen an Land zu bringen, sie in Pferdewagen, Rikschas oder jedes beliebige andere Fahrzeug zu setzen, sie soweit möglich in den besten Hotels an der Küste unterzubringen, ihnen zu Fremdenführern zu verhelfen etc. und alle zufriedenzustellen. Das ist eine wunderbare Leistung, die ein großes Lob verdient."

Im Bild: Werbeplakat für das Kreuzfahrtschiff Cleveland der Hamburg-Amerika-Linie.

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Lehrreiche Landgänge

Bereits bei der ersten Weltreise eines Kreuzfahrtschiffs 1922 war der Mittelmeerraum ein wichtiger Teil der Route. In der Anfangszeit einer so außergewöhnlichen Schiffsreise ging es vor allem darum, sich zu bilden. Immerhin dürften die Passagiere in Venedig leichter an Land gelangt sein als 1903 auf der Insel Trinidad im Golf von Paria: Dort musste sich, wer vom Beiboot aus an Land wollte, zwangsläufig die Füße nass machen. Da hatten Leute wie der Franzose Abbé Huard Glück:

"Doch uns blieb diese missliche Lage erspart,weil der wackere Fährmann uns einen nach dem anderen auf seinen Armen hinübertrug und auf den Felsen absetzte: Diese Art des Transports hatten wir schon lange nicht mehr erlebt, und das war noch nicht die außergewöhnlichste Episode unserer Reise."

Im Bild: Die Meteor liegt an der Riva degli Schiavoni vor dem Dogenpalast und dem Markusplatz in der Lagune von Venedig.

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Ein Hauch von Abenteuer

Immer weiter nach Norden zog es die Kreuzfahrt-Reedereien, dahin, wo das Meer besondere Gefahren birgt.

"Die Schifffahrt dort ist zwar durchaus reizvoll, doch so gefährlich und kompliziert wie kaum irgendwo auf der Welt",

resümierte Passagier und Autor Jules Leclercq, der 1903 auf der Oihonna eine Kreuzfahrt nach Spitzbergen unternahm.

Im Bild: Die Lafayette Mitte der 1930er Jahre in den Gewässern von Spitzbergen, umgeben von Treibeisblöcken.

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Noch mehr Abenteuer

Auch damals konnten sich die Reiseveranstalter noch so gründlich vorbereiten: Überraschungen blieben nicht aus. Der Schriftsteller George Ade, der 1928 an einer Kreuzfahrt um die Welt teilnahm, erinnert sich:

"Am Dienstagmorgen, dem 5., wachten wir in aller Frühe auf, spähten durch die Bullaugen hinaus und stellten fest, dass die mächtige Belgenland sich einen Weg durch Berge von Treibeis bahnte. Wir waren noch kilometerweit vom Hafen Chinwangtao entfernt. Die Temperatur lag unter null Grad. Wir schauten genauer hin und sahen mehrere Kilometer entfernt einen stattlichen Dampfer, der uns entgegenkam und versuchte, sich eine Fahrrinne durch das Eis zu bahnen. Das war ein Erlebnis, das nicht im Programm stand. Wir studierten eingehend die Broschüre über unsere Kreuzfahrt um die Welt, entdeckten darin aber keine Fotografie von einem großen Passagierdampfer, der durch ein Meer mit 20 bis 25 Zentimeter dicken Eisschollen fährt! Wir gingen im Hafen vor Anker, und nachdem unser Tender, ein ziemlich großes Dampfschiff, dem Eis getrotzt hatte, legte er bei uns an. Aber es dauerte Stunden, bis alle ausgeschifft waren, und, oh, was für eine eiskalte Fahrt war das bis zur Mole!"

Im Bild: Passagiere der Kungsholm bewundern 1939 die verschneite Küste auf einer Kreuzfahrt zum Nordkap.

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Der Dresscode

Und die Mode auf dem Kreuzfahrtschiff? Autor William T. Corlett war 1908 auf einer Kreuzfahrt mit der Oceana unterwegs - noch ein paar Jahre vor den freizügigen Passagieren auf dem Bild. Seine Erinnerung wird in "Kreuzfahrtträume" wie folgt zitiert:

"Jeder kleidet sich weiß, und wer nicht wenigstens eine weiße Schirmmütze und seinen Sommeranzug vom letzten Jahr dabei hat, fällt an Deck unangenehm auf."

Im Bild: Passagiere der Franconia, scherzhaft als "Franconians" bezeichnet, nehmen 1929 ein Sonnenbad am Bug des Schiffs.

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Alle Bilder und Textpassagen stammen aus Boris Dänzer-Kantofs Bildband.

Kreuzfahrtträume, 192 Seiten, Knesebeck Verlag, 39.95 Euro

© SZ.de/kaeb/leja
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