Bildband Australien:Ein Mann sieht rot

Der Fotograf Stanislas Fautré zeigt in einem Bildband ein mythisches Australien, dem der zerstörerische Einfluss der modernen Zivilisation nur oberflächlich etwas anhaben kann.

Stefan Fischer

7 Bilder

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Quelle: Stanislas Fautré/NATIONAL GEOGRAPHIC

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Mitten hinein wühlt sich Stanislas Fautré sofort in dieses riesenhafte Land Australien. Ganz tief dringt er vor bis in den am wenigsten bekannten Teil des Landes. Der Fotograf beginnt dort mit seiner Arbeit, wo Australien den meisten recht fremd ist. Aber wie sollte er anders, wenn er dieses Land respektieren möchte: Die Kultur und die Lebensweise der Aborigines sind immer noch etwas schwer zu Begreifendes für den westlichen Betrachter. Aber bei ihnen liegt aller Anfang. Ihre Spuren sind die weitaus älteren, die um vieles stärker eingegrabenen.

Fautré beginnt seinen Bildband "Australien" mit den Kunstwerken der Aborigines. Er will sie nicht als edle Wilde hinstellen, sondern ihrer Kreativität Ausdruck verleihen und ihren besonderen Kenntnissen, die es ihnen ermöglichen, ganz unmittelbar in und von der Natur zu leben.

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Quelle: Stanislas Fautré/NATIONAL GEOGRAPHIC

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Erst in einem zweiten Kapitel geht es entlang verschiedener Wasserwege zu bekannteren Motiven. Wobei Fautré sich nie dauerhaft an den Küsten ausruht, sondern immer wieder den Weg zurück findet ins Innere Australiens.

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Quelle: Stanislas Fautré/NATIONAL GEOGRAPHIC

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Im dritten Kapitel ist er dann mit den Weißen unterwegs. Mit ihren Sattelschleppern, Motocross-Maschinen und Helikoptern. Auch wieder auf der Suche nach einer Art Ursprünglichkeit. Er trifft die Rancher, fotografiert sie bei der Arbeit und beim Vergnügen, den Rodeos. Eine Weile begleitet er noch eine Kamelsafari.

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Quelle: Stanislas Fautré/NATIONAL GEOGRAPHIC

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An das Ende dieses Abschnitts hat Fautré allerdings eine fiese Pointe gesetzt: Da sieht man auf seinen Fotografien verrostete Autowracks, eine ausrangierte Eisenbahn, eine aufgegebene Tankstelle, Reifen, die sich nicht mehr drehen. Ein paar Jahre oder, wenn es gut geht, Jahrzehnte halten diese technischen Errungenschaften. Aber was ist das schon, sagen diese Bilder, gegen die langen Jahrtausende ohne Verschleiß bei den Aborigines.

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Quelle: Stanislas Fautré/NATIONAL GEOGRAPHIC

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Das Buch kommt nicht aus ohne ein Maß an Schwulst - der Natur und der Geschichte wird gehuldigt, in den Texten und auch in den Fotografien, mit teils dick aufgetragener Inbrunst. Umso überraschender sind die vergleichsweise banalen Motive aus den Küstenstädten, die die Menschen in ihrem Alltag zeigen. Es sind die schwächsten Aufnahmen in dem Band, kompositorisch meist mittelmäßig.

Besser aufgehoben ist Stanislas Fautré in der freien Natur, deren sanftere Farben er zu inszenieren versteht. Und wo er die Geduld hat, auf Tiere zu warten, ihnen seinerseits die Zeit gibt, sich zu inszenieren: etwa einer Kragenechse, die ihren Hals plustert, oder zwei Laufvögeln, die Grimassen schneiden.

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Quelle: Stanislas Fautré/NATIONAL GEOGRAPHIC

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Wie nebenbei zeigt Fautré, warum Australien der rote Kontinent genannt wird. Denn diese Farbe findet sich überall, dominant in Fels und Sand. Aber selbst in Wiesen, im Wasser glimmen immer auch Rottöne hervor. Es ist nicht in erster Linie das Spektakuläre, das Fautré interessiert. Ihm gefällt, wie reizvoll schon das (scheinbar) Gewöhnliche in diesem Land, in dieser Landschaft ist.

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Quelle: Stanislas Fautré/NATIONAL GEOGRAPHIC

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Stanislas Fautré: Australien. National Geographic Verlag, Hamburg 2011. 192 Seiten mit 180 Abbildungen, 39,95 Euro

© SZ vom 22.9.2011/dd
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