Bergtour in den Allgäuer Alpen:Über den Kleinen Daumen

Hier werden Kondition und Ausdauer so richtig belohnt: Ein sonniger Anstieg zu einem malerischen See, ein unberührter Gipfel und ein ungestörter Abstieg ins Hintersteiner Tal.

Stefan Herbke

Die Täler in den Allgäuer Alpen sind lang und flach, das zeigt sich beim Hintersteiner Tal wieder einmal ganz deutlich. Allein von Hinterstein bis zum Giebelhaus sind es rund zehn Kilometer, und von dort sind es noch einmal einige Kilometer bis zum eigentlichen Talschluss. Doch in diesem Fall können Wanderer und Bergsteiger aufatmen, vom großen Parkplatz bei Hinterstein fährt stündlich ein Bus bis zum Giebelhaus und verkürzt so die Touren auf ein erträgliches Maß.

Hinein ins Hintersteiner Tal

Das malerische Giebelhaus (1063 m) liegt in einem kleinen, flachen Talboden und wurde nach einjähriger Bauzeit im Jahr 1929 eröffnet. Das Hintersteiner Tal verzeigt sich hier in zwei Seitentäler, in denen zahlreiche Alpen zur Einkehr einladen. Diese bilden beliebte Ausflugsziele, während geübtere Bergwanderer den umliegenden Gipfeln gerne einen Besuch abstatten und etwa Richtung Prinz-Luitpold-Haus (1846 m) mit dem Hochvogel (2592 m) wandern, durch das Obertal zum Nebelhorn (2224 m) steigen oder sonnseitig Richtung Daumen aufsteigen.

Diese Tour bietet neben einem lohnenden Gipfel noch weitere attraktive Sehenswürdigkeiten wie den geheimnisvollen Engeratsgrundsee, an dem sich vortrefflich rasten lässt.

Über die Schwarzenberghütte zum Engeratsgrundsee

Im unteren Abschnitt gibt es zwei Möglichkeiten für das Bergauf: Eine schnelle vom Engeratsgrundhof direkt hinauf zur Alphütte Käser und eine etwas längere auf einer steilen Teerstraße über die Schwarzenberghütte (1380 m). Groß ist der Zeitunterschied nicht, außer man kehrt in der gemütlichen Alpenvereinshütte ein und genießt von hier in aller Ruhe den Blick auf die umliegenden Gipfel. Das weitere Bergauf kann an heißen Sonnentagen recht warm werden. Kein Baum und kein Strauch spendet Schatten, statt dessen geht es in gleichmäßiger Steigung über freie Wiesenhänge hinauf, ehe man fast unvermittelt einen Geländerücken erreicht, hinter dem eine leuchtend blaue Abfrischung wartet.

Auf den Kleinen Daumen

Der Engeratsgrundsee (1878 m) liegt verträumt inmitten einer kleinen Senke, umgeben von grasgrünen Alpweiden, und besticht durch sein klares Wasser und seine schöne Farbe. Nur schwer kann man sich losreißen, um doch noch einen Gipfel zu machen. Am schönsten ist die Umrundung des Sees auf seiner Südseite, um schließlich Trittspuren an seinem Westufer steil hinauf zu folgen zu einem kleinen Bach. An dessen Quelle vorbei wandert man über Wiesen zu dem markierten Weg und folgt dem bis zu einer Ebene mit Wollgras.

Hier hat man die Wahl: Entweder auf dem Weg Richtung Großen Daumen (2280 m), um schließlich etwas luftig und in leichter Kletterei über den Verbindungsgrat den Kleinen Daumen (2191 m) zu erreichen, oder weglos in nordwestlicher Richtung zu einem Karstfeld, wo man auf einen kleinen Steig trifft, der einfach auf den Gipfel führt.

Einsamer Abstieg nach Hinterstein

Welchen Weg man auch einschlägt, lohnend ist der Gipfel allemal. Und einsam, genauso wie der Abstieg durch ein verträumtes Tal östlich des Kleinen Daumen. Hier führt noch keine Forststraße zur Alphütte, statt dessen wandert man auf kleinen Steigen durch die weitläufigen Wiesen, passiert kleine Alphütten und erreicht schließlich die Möslealpe (1134 m). Die liegt wunderschön auf einem Absatz über dem Hintersteiner Tal und ist der Auftakt für ein anstrengendes Finale: Ein äußerst steiler Fahrweg führt hinunter in den flachen Talboden, durch den man noch zwei Kilometer talauswärts wandern muss, ehe man wieder zurück ist beim Parkplatz und dankbar das nächste Gasthaus ansteuert, um seinen Durst zu löschen.

Info

Anfahrt: Mit dem Auto auf der Lindauer Autobahn bis Ausfahrt Jengen/Kaufbeuren, über Kaufbeuren und Kempten nach Sonthofen. Weiter über Hindelang nach Hinterstein (866 m), gebührenpflichtiger Parkplatz.

Zeit: 6.30-7.30 Std.

Schwierigkeit: Lange Tour, die vor allem an die Kondition reichlich Anforderungen stellt, nicht zuletzt wegen dem Anstieg über südostseitige Hänge, in denen es häufig unangenehm heiß werden kann. Beim Gipfelanstieg häufig nur Trittspuren, wer dem Weg zum Großen Daumen folgt, der muss zum Kleinen Daumen einem stellenweise etwas luftigen Grat folgen (Trittsicherheit erforderlich).

Einkehr: Giebelhaus (1063 m, www.giebelhaus.de), Schwarzenberghütte (1380 m)

Karte: BLVA UK L 8, Allgäuer Alpen (1:50 000)

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