Berge zwischen Heiligtum und Klettersteig:Trampeln über den Sitz der Götter

Selbst wenn ein Berg oder Monolith als heilig gilt, werden diese Kultstätten nicht respektiert - nicht mehr. Eine Reise von Australien bis nach Andechs.

Dominik Prantl

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Quelle: AFP

Berge müssen heute für vieles herhalten. Sie sind Reiseziele, Sportplatz, Adrenalinausschüttungsbeschleuniger, und immer häufiger dienen sie als Kulisse für Entspannung und Selbstfindung. Schon viel länger werden Berge allerdings als Sitz der Götter angesehen. Den Berg als heilige Stätte kennen so gut wie alle Kulturen auf allen Kontinenten. Nicht immer werden diese hoch gelegenen Orte noch respektiert. Eine Reise von Australien nach Andechs.

Uluru

Für die Ureinwohner inmitten Australiens ist der Uluru - auch bekannt als Ayers Rock - derart heilig, dass über manche Plätze nicht einmal gesprochen werden darf. Er ist weniger ein Platz für Götter, sondern steht eher für die Existenz an sich. Auf Hinweistafeln werden Besucher deshalb gebeten: "Please don't climb Uluru." Viele halten sich nicht daran.

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Berge zwischen Heiligtum und Klettersteig:Kailash

Faithful Make Pilgrimage To Remote Kangrinboqe Mountain

Quelle: Getty Images

Kein Berg wird von so vielen Menschen als der Sitz des Göttlichen und das Zentrum des Universums angesehen wie der Kailash in Tibet. Angeblich wurde er bislang nur von einem einzigen Menschen bestiegen, dem Yogi Milarepa. Reinhold Messner verzichtete 1985 trotz Genehmigung auf den Gipfel - im Wissen um die Bedeutung des Berges für den Buddhismus, Hinduismus, Jainismus und die Bön-Religion. Für wahre Gläubige ist es auch nicht das Ziel, den 6714 Meter hohen Berg zu besteigen. Sie umrunden ihn. Auf andere Heiligtümer des asiatischen Kontinents - vom Veranstalterliebling Ararat in der Türkei über den tödlichsten aller Achttausender namens Annapurna bis zum Berglauf-Ziel Fujisan in Japan - wird weniger Rücksicht genommen.

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Berge zwischen Heiligtum und Klettersteig:Mateo Tepee

Devils Tower Wyoming

Quelle: Umjb/Fotolia

Der mitten aus der Landschaft Wyomings ragende, zylindrische Monolith wurde 1906 zum ersten National Monument der Vereinigten Staaten erklärt. Überragend ist auch seine Bedeutung für diverse Indianerstämme wie die Cheyenne, Sioux oder Blackfoot - für sie ist der Berg ein heiliger Ort. Sie bezeichnen ihn in ihren Sprachen als "Hütte des Bären" oder "Heim des Grizzly-Bären". Kletterer kennen ihn unter dem viel bedrohlicher klingenden Namen Devils Tower. Die Alpinisten werden vor ihren Gruppentänzen auf dem Altar zwar auf die religiöse Bedeutung des Berges hingewiesen. Verboten ist eine Besteigung jedoch nicht.

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Berge zwischen Heiligtum und Klettersteig:Olymp

Mitikas

Quelle: iStockphoto

In der griechischen Mythologie war das Massiv im Norden Griechenlands der Sitz der zwölf Olympier von Aphrodite bis Zeus. Heute ist der Berg ein Beispiel dafür, wie sehr der Respekt der Berggänger vor den Göttern doch gelitten hat. Der erste Mensch auf dem Olymp war ein deutscher Tourist, auch wenn Heinrich von Barth anno 1862 im Gewand des Wissenschaftlers daherkam. Anders als viele seiner Landsleute 150 Jahre später erklomm Barth noch nicht den höchsten Gipfel namens Mytikas (2919 Meter, im Bild), der per leichter Kraxelei zu erreichen ist. Nur hin und wieder holen die Götter einen der übermotivierten Wanderer zu sich.

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Berge zwischen Heiligtum und Klettersteig:Untersberg

Skitourengeher am Untersberg bei Berchtesgaden, 2005

Quelle: dpa/dpaweb

Der Dalai Lama soll den Untersberg während eines Besuchs der Salzburger Festspiele als das "Herzchakra Europas" bezeichnet haben. Über den Gebirgsstock bei Berchtesgaden hat der selbsternannte Alpenschamane Rainer Limpöck (Beiname "Weißer Adler") ein Buch verfasst mit dem Titel "Mythos Untersberg: Kraftort - Heiligtum - Anderswelt". Viele der Besucher wissen nichts von diesem Dreisatz. Für sie verkörpert der Untersberg andere Werte. Mal ist er Sendeanlage - Seilbahn - Steinbruch, mal Kletterwand - Grenzgang - Gipfelziel.

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Berge zwischen Heiligtum und Klettersteig:Kloster Andechs

Andechs im Herbst

Quelle: dapd

Eine knappe Autostunde von München entfernt, etwas oberhalb des Ammersees, liegt das 1455 auf dem Heiligen Berg gegründete Kloster Andechs. Der zweitgrößte Wallfahrtsort Bayerns ist heute vor allem ein Riesengeschäft, weil das überregional bekannte Andechser Bier weitaus stärker nachgefragt wird als die Vergebung der Sünden - und der Besucher eher einen satten Rausch als eine reine Seele heimträgt.

© SZ vom 8.11.2012/kaeb
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