Arlberg:Immer weiter!

Arlberg: Im Skigebiet am Arlberg studiert man zwischendurch am besten regelmäßig den Pistenplan, um zusätzlichen Kilometern vorzubeugen.

Im Skigebiet am Arlberg studiert man zwischendurch am besten regelmäßig den Pistenplan, um zusätzlichen Kilometern vorzubeugen.

(Foto: PR; Arlberger Bergbahnen)

Der "Run of Fame" ist wie Urlaub auf Japanisch.

Von Dominik Prantl

Immer dieser Druck! Und das im Urlaub! Beim Skifahren! Da sitzt man gerade mal schön bei einer Brotzeit samt alkoholfreiem Bier, um Dehydrierung und Unterzuckerung vorzubeugen, überlegt kurz, ob vielleicht noch ein Espresso möglich wäre, aber nein: keine Zeit! Weiter, immer weiter, so lautet die Devise des "Run of Fame". Den gibt es erst seit dem vergangenen Winter, als durch die gewaltige Flexenbahn das Skigebiet St. Anton mit Lech-Zürs verbunden wurde. Sofern nicht wie in den vergangenen Tagen ungeheure Schneemassen Straßen- und Pistensperrungen nach sich ziehen, bietet das Skigebiet im besten Fall 305 Pistenkilometer, was einer Distanz von St. Anton bis Stuttgart entspricht. Dass die kein normaler Mensch und wohl nicht mal ein Streif-Sieger wie Thomas Dreßen in ein, zwei und auch nicht in drei Tagen abfahren kann, wissen sie am Arlberg wahrscheinlich selbst am besten. Der "Run of Fame" erinnert deshalb an eine perfekt vermarktete Rundreise für japanische Europatouristen: Alle Ecken des Gebiets in möglichst kurzer Zeit und mit viel Fahrtaufwand anschauen, Foto knipsen, weiter.

Laut offizieller Angabe hat die Arlberger Japanervariante 85 Kilometer und 18 000 Höhenmeter. Wer den Run-of-Fame-Tracker der Arlberg-App nutzt, hat diese Daten am Ende ungefähr auf dem Smartphone stehen - allerdings inklusive der 25 Liftfahrten. Reine Abfahrtskilometer sind es eher um die 50, weshalb sportliche Skifahrer an einem Wochentag ohne Warteschlangen merken: Das geht sich locker aus.

Allzu viele Verfahrer sollte man sich dennoch nicht leisten. Das kann schon passieren, weil App und Pistenplan nicht immer bei der Hand sind und die Hinweisschilder am Pistenrand klein. Außerdem lässt - zumindest bei einem Start in St. Anton - der bucklige Ritt von der Riffelscharte gleich am frühen Morgen die Oberschenkel schnell überhitzen. Ansonsten verläuft ein Großteil der Rundfahrt über Zürs bis nach Warth über blaue Abfahrten. So bleibt dann vielleicht sogar Zeit für einen Besuch der "Hall of Fame" in der Flexenbahn-Bergstation, wo Bilder all jener lokalen Ski-Berühmtheiten an der Wand hängen, denen der "Run of Fame" gewidmet ist. Oder man kann zum Abschluss beim Mooserwirt ein Vermögen für ein Getränk hinlegen. Weil auf der Abfahrt dorthin die Passage durchs Steißbachtal wegen der Lawinengefahr womöglich den ganzen Winter gesperrt ist, wartet auf der Ausweichroute, einem schwarzen Steilhang, die größte Herausforderung: eine Slalomfahrt durch jede Menge Schneebuckel und daran gescheiterten Skifahrern; der "Run of Shame".

Start überall möglich, am besten in St. Anton oder Warth, Tagesskipass regulär: 53 Euro.

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