"Angel-Bär":Guter Fang

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Beim „Angel-Bär“ finden Fliegenfischer, was sie für ihr Hobby brauchen. (Foto: Bert Bostelmann/bildfolio)

Familie Kraft hat sich aufs Fliegenfischen spezialisiert.

Von Susanne Höll

Wer die Frankfurter Braubachstraße entlangbummelt, dort, wo gerade die historische, im Weltkrieg zerstörte Altstadt rekonstruiert wird, landet am Ende beim "Angel-Bär". Auf kleinem Raum findet der Fischjäger alles, was er braucht: Angeln natürlich, Schnüre, Haken, Bleie, Würmer und Maden, lebende, versteht sich, Stiefel auch und Räuchergeräte für die Beute. Herr im Laden ist Jörg Kraft, passionierter Angler, so wie schon sein Vater.

Von dem hat Kraft den Laden übernommen, 24 Jahre ist das jetzt schon her. Ein Traditionsgeschäft also, nicht nur für Frankfurter, sondern auch für Menschen aus der Umgebung und auch aus dem Ausland. Ein paar Kunden aus Übersee schauen immer bei ihm vorbei, wenn sie geschäftlich wieder einmal am Main sind. Den großen Anbietern, den im Baumarktformat, kann der 49-Jährige, wie er sagt, nicht Paroli bieten. Also hat er sich spezialisiert, aufs Fliegenfischen.

Die Fliegenfischerei ist keine typisch deutsche Angelegenheit, ursprünglich einmal eine Sache der Iren, Briten und Skandinavier, beliebt auch in den USA. Der Angler sitzt nicht am Ufer, sondern steht und watet im Wasser, eine sehr spezielle Methode, eine, wenn man so will, höhere Schule des Angelns. Hierzulande habe Robert Redford das Fliegenfischen populär gemacht, mit seinem aus dem Jahr 1992 stammenden Film "Aus der Mitte entspringt ein Fluss", erzählt Kraft. Plötzlich wollten viele mit Fliegen angeln. Nun hat Frankfurt zwar selbst einen großen Fluss, gut zum Fliegenfischen sei es dort aber nicht, sagt der Experte. Da müsse man in den Spessart fahren oder in den Odenwald. Oder am besten nach Irland, ins Paradies der Flyfisher.

Der Laden, so viel kann man sagen, läuft nicht schlecht. Reich wird man aber sicher nicht. Kraft mietet die Geschäftsräume, die Kosten seien noch tragbar, sagt er. Immerhin. 100 Meter stadteinwärts in der Braubachstraße wurden Wohnungen in den rekonstruierten Altstadthäusern für Preise zwischen 5000 und 7000 Euro pro Quadratmeter verkauft. Ein paar Jahre will Kraft den Laden ganz sicher weiterführen, zusammen mit seiner Frau, der einzigen Mitarbeiterin. Aber dann werde die Geschichte des "Angel-Bär" wohl zu Ende gehen, sagt er. Sein Sohn werde ganz sicher nicht in die Fußstapfen des Vaters treten. "Weitere 25 Jahre wird es den Laden wohl nicht mehr geben. Geschäfte dieser Größe haben keine Zukunft mehr", lautet Krafts traurige Prognose.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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